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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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Phase.«
    »Tolle Entschuldigung. Aber hier hast du jetzt ja mal Zeit, darüber nachzudenken, was du mir angetan hast.«
    Darum saß ich nun in einer Jagdhütte im Wald? Weil ich als Neunjährige mal nicht so nett war? Aber erstmal wollte ich etwas anderes wissen.
    »Wie bin ich überhaupt hierhergekommen?«
    »Ganz freiwillig«, behauptete Jersey. »Na ja, so frei, wie der Wille eben nach ein paar K.o.-Tropfen ist, nicht? Du bist fröhlich mit mir zum Auto gegangen, wo du mich noch zehn Minuten vollgelabert hast, von Nick und Badezimmern und so, und dann bist du sanft eingeschlafen. Ich würde dir übrigens mal eine Diät empfehlen, es war ganz schön harte Arbeit, dich vom Auto in die Hütte zu ziehen.«
    K.o.-Tropfen also. Darum war mir erst übel geworden, und dann kam dieser kurze euphorische Rausch. Und nun war auch klar, wer hinter den Fotos von mir und den Russinnen steckte. Und wer Nick und seine Kollegin fotografiert hatte.
    »Woher kennst du meine Schwester?«, fragte ich misstrauisch. Melinda hatte mich schon mal in eine üble Situation gebracht. Wenn sie das jetzt noch mal getan haben sollte, wäre sie für mich als Schwester Geschichte.
    »Du hast mir doch genug von ihr erzählt. Eigentlich wollte ich, dass sie dir die SMS schickt, von ihrem Handy. Damit du auch sicher kommst. Ich habe mir ihre Nummer aus dem Telefonbuch gesucht, sie angerufen und ihr erzählt, ich wäre eine Freundin von dir und wollte dich überraschen. Darum sollte die SMS von ihrem Handy kommen, und zwar genau heute. Die ist aber genauso arrogant wie du und hat einfach aufgelegt.«
    Die komische Geschichte, die ihr passiert war. Und die sie mir dann nicht mehr erzählen wollte, weil sie sauer war.
    Trotzdem war mir immer noch nicht ganz klar, was ich in einer Jagdhütte mitten im Wald sollte. Entweder machte Jersey gerade nur eine schwierige Phase durch, oder sie hatte den Verstand verloren.
    »Und was hast du dir jetzt so weiter vorgestellt? Glaubst du, ich bleibe einfach hier in dieser blöden Hütte sitzen, solange es dir gefällt?«
    Jersey grinste. »Es steht dir jederzeit frei zu gehen. Wenn du meine Gastfreundschaft nicht annehmen willst, geh einfach da vorne durch die Tür.«
    »Soll das ein Psycho-Spiel werden? Glaubst du etwa, ich habe Angst allein im Wald? Außerdem, wenn du bis hierher mit dem Auto fahren konntest, wird es ja wohl wenigstens einen Weg geben. Und genau den gehe ich jetzt zurück.«
    Die Tür war tatsächlich nicht verschlossen. Das Haus lag mitten im Wald, auf so einer Lichtung mit einem ziemlich großen Grundstück, das eingezäunt war. Aber nur ungefähr sechs Meter von der Haustür entfernt gab es eine einfache Gartenpforte. Jersey war wirklich mehr als bescheuert. Was immer sie mit dieser Aktion bezwecken wollte, durchdacht war das Ganze nicht. Ich ging den ersten Schritt aus der Tür, um doppelt so schnell wieder den Schritt zurück ins Haus zu machen. Panisch warf ich die Tür zu.
    Jersey grinste wieder. »Ach, hast du Caesar und Bruno kennengelernt? Die beiden gehören meinem Freund. Auf Fremde reagieren sie manchmal ein bisschen unhöflich.«
    Ich hatte die beiden riesigen Rottweiler gerade noch rechtzeitig gesehen, als sie auf mich zugerast kamen. Schwer atmend stand ich wieder in der Jagdhütte.
    »Du bist krank«, brüllte ich Jersey an. »Die hätten mich umbringen können.«
    »Haben sie aber nicht«, sagte sie ungerührt. »Du warst ja schlau genug, um rechtzeitig umzukehren.«
    Sie musste tatsächlich den Verstand verloren haben. Trotzdem versuchte ich es mit logischen Argumenten.
    »Hör mal zu. Also, du bist sauer auf mich, auch wenn ich nicht ganz verstehen kann, warum. Lassen wir das einfach mal so stehen. Aber was bringt es dir, mich hier mit Hilfe deiner zwei Kampfhunde festzuhalten? Was hast du davon?«
    »Das wirst du noch sehen. Ich kann dir aber schon mal sagen, dass es mir jetzt besser geht. Ich lasse mir nichts mehr gefallen. Das habe ich einunddreißig Jahre lang gemacht und dafür immer nur eins auf die Fresse gekriegt. Ich habe mich geändert. Wer sich heute mit mir anlegt, der wird das bereuen. Ich bin kein Opfer mehr.«
    Hatte die zu oft Kill Bill gesehen? Aber das sollte mir egal sein, ich musste jetzt an mich denken. Irgendeinen Weg würde es geben, hier rauszukommen. Außerdem würden mich sehr viele Leute vermissen und suchen. Konnte man nicht Handys orten?
    »Sag mal, Jersey«, fragte ich bemüht freundlich. »Wo ist mein Auto, und wo steckt meine

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