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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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sich gerade eine Tasse Kaffee ein.
    »Na? Gut geschlafen?«, fragte sie betont freundlich.
    »Was soll der Mist? Wo bin ich hier?«
    »Nun reg dich doch nicht so auf«, sagte sie in dem gleichen, falschen Ton. »Du bist in einer Jagdhütte, mitten im Wald. Hier hast du Zeit, über das nachzudenken, was du mir angetan hast.«
    »Bist du aus einer Anstalt entsprungen, oder was? Gar nichts habe ich dir angetan, das war wohl eher andersrum.«
    »Du hast mein Leben zerstört«, schrie sie auf einmal. »Das erste Mal hatte ich Glück. Ich habe richtig Geld verdient. Ich hatte eine Perspektive. Bis du aufgetaucht bist und mit deinen Bullenfreunden gesabbelt hast. Damit konnte Gunther seine Pläne vergessen, und mit meiner Beteiligung war es vorbei.«
    »Ich habe Schlüter gleich gesagt, dass du da mit drinsteckst. Ich wusste es. Von wegen Erbschaft. Du verfluchte Lügnerin. Aber vielleicht solltest du einfach mal nachdenken. Nicht ich habe eure kriminellen Geschäfte zerstört. Wenn du und Hollerbeck ein Team seid, dann weißt du ja sicher auch, dass die Polizei in seinem Haus eine Razzia gemacht hat. Und zwar, bevor ich ihnen irgendwas sagen konnte.«
    »Gunther ist ein Idiot, glaubst du nicht, dass mir das auch klar war? Aber er war ein nützlicher Idiot. Zusammen wollten wir das ganz groß aufziehen. Durch meinen Job im Bimbano hatte ich alle Kontakte, die ich brauchte. Und von Gunther kam das nötige Geld, um nach Sankt Petersburg zu fliegen und da geeignete Mädchen auszusuchen. Weißt du eigentlich, wie viel Geld damit zu machen ist? Was schon allein von meiner ersten Tour hängen geblieben ist?«
    »Das ist mir völlig egal. Genauso, wie du mir völlig egal bist. Ich will nur wissen, was ich hier soll. Das ist doch Schwachsinn, mich hierherzubringen.«
    »Oh, ja, die Prinzessin Superschlau. Du hast mir alles vermasselt. Und die Scheiß-Russinnen. Wer, meinst du, hat die wieder hierhergebracht? Gunther lässt noch nicht mal mehr einen Furz los vor lauter Schiss, die Bullen könnten den riechen. Das habe ich alles ganz allein hingekriegt. Nur dass mir die Miststücke in Frankfurt abgehauen sind.«
    »Schön für sie. Von mir aus glaub, ich bin an allem schuld. Ich will wissen, was ich hier soll«, wiederholte ich.
    »Was du hier sollst? Das kann ich dir sagen. Wenn mein Leben den Bach runtergeht, dann wird mit deinem genau das Gleiche passieren. Denkst du, ich guck zu, wie du es dir weiter gutgehen lässt, als wäre nie etwas passiert? Du hast mir ja schon vorhin im Auto irgendwas Wirres über dich und Nick und euren Streit erzählt. Wird er bestimmt nicht lustig finden, wenn du einfach abhaust und dich nicht bei ihm meldest. Was meinst du, wie schnell er auf den Trichter kommt, dass du den ganzen Ärger nicht wert bist, und sich eine andere sucht?«
    »Darum geht es dir?«, fragte ich verwirrt. »Weil dir dein Leben nicht gefällt, soll ich auch leiden?«
    »Geschieht dir ganz recht. Und weißt du, was das Schlimmste ist? Du erinnerst dich ja nicht mal mehr an mich.«
    »Ich erinnere mich nicht an dich? Was soll das denn jetzt wieder heißen? Natürlich weiß ich, wer du bist.«
    »Gar nichts weißt du. Wir beide kennen uns nämlich schon ein paar Tage länger. Genau genommen bin ich mit zehn Jahren für ein paar Monate in deine Klasse gekommen. Klingelt da jetzt was bei dir?«
    Ich schaute sie verwirrt an.
    »Wir beide waren zusammen in der Schule?«
    Jersey schnaubte höhnisch.
    »Hast du das verdrängt, oder gab es so viele Mädchen, die du gemobbt hast? Ich war die Neue und hatte echt geglaubt, ich würde mal Freundinnen finden. Aber der Hoffnung hast du schnell ein Ende gemacht. Ich weiß das noch wie heute. Ich bin in der Pause zu dir und deinen Freundinnen gekommen und habe gesagt: ›Hallo, ich heiße Monika.‹ Und deine Antwort darauf war: ›Wie bitte? Monika? Wer nennt denn sein Kind heute noch so?‹ Deine Freundinnen haben dann ›Mondkalb‹ daraus gemacht, und das war’s dann mit Freundinnen finden. Ich war nur noch das dicke Mondkalb, über das alle gelacht haben.« Sie schaute mich wütend an.
    Oje. Langsam dämmerte mir da was. Es gab tatsächlich mal ein dickes Mädchen, das für ein paar Monate in meiner Klasse gewesen war. Und vielleicht war ich wirklich nicht ausgesprochen freundlich zu ihm gewesen.
    »Hör zu, Jersey, wenn das so gelaufen ist, tut es mir leid, und ich entschuldige mich dafür. Aber vergiss bitte nicht, dass ich damals neun Jahre alt war, da sind Mädchen in einer schwierigen

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