Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
Vom Netzwerk:
ging, bekam ich fast einen Tinnitus von dem Lärm. Im großen Saal saßen mindestens hundert Schützenbrüder und -schwestern. Warum die da saßen, wusste ich nicht, ich wusste nur, dass die so viel Krach machten, dass ich mir vorkam wie bei einem Konzert von AC/DC .
    Mehr als angenervt ging ich zum Tresen. Hier war es ein klein wenig ruhiger. »Meine Schwester wollte mich hier treffen, wissen Sie, ob sie schon da ist?«
    »Wenn Ihre Schwester Wörthing heißt, dann ja. Sitzt in der Jägerkuhle «, sagte die Bedienung gelangweilt und zeigte einen düsteren Gang hinunter.
    Zuerst kam der Hasenstall , und an der nächsten Tür stand dann Jägerkuhle . Wütend riss ich die Tür auf, knallte sie mit Schwung wieder hinter mir zu und brüllte: »Sag mal, was soll denn das? Was wollen wir hier?«
    Genauso schnell verstummte ich wieder. Nicht meine Schwester war in dem kleinen Raum mit nur drei Tischen. Vor mir stand Jersey.
    »Was machst du denn hier? Wo ist meine Schwester?«
    »Die ist nicht hier. Die SMS kam von mir. Ich wusste einfach nicht, wie ich dich sonst dazu bewegen sollte, dich hier mit mir zu treffen. Aber das, was du im Treppenhaus zu mir gesagt hast, ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich will mich nur bei dir entschuldigen und versuchen, es dir zu erklären.«
    Jetzt war ich endgültig bedient. Hätte ich das gewusst, wäre ich mit Sicherheit nicht hier rausgefahren.
    »Bitte, hör mir nur fünf Minuten zu, ja?«, bat sie geknickt. »Guck mal, ich habe auch schon zwei Gläser Wein bestellt.«
    »Will keinen Wein«, gab ich bockig zurück.
    »Ach, komm jetzt, Alice. Kannst du dir nicht vorstellen, wie schwer es für mich ist, nach alledem hier mit dir zu sitzen? Mach es mir doch nicht noch schwerer.«
    »Gut. Ein Glas Wein. Eine Erklärung. Und dann bin ich wieder weg. Ich habe weder Lust noch Zeit, hier lange zu sitzen.«
    Um ihr zu zeigen, dass ich es ernst meinte, kippte ich das Glas Wein in einem Zug runter.
    Jersey kramte umständlich in ihrer Handtasche rum. War das etwa eine Prada? Auf alle Fälle sah sie richtig scharf aus. Ich wollte sie gerade fragen, ob das eine echte oder ein Imitat war, als mir plötzlich übel wurde. Und schwindelig. Mist, hatte ich seit dem Frühstück eigentlich etwas gegessen? Ich glaube nicht. Es war daher wohl eine blöde Idee gewesen, den Wein so schnell runterzukippen. Doch genauso schnell, wie die Übelkeit gekommen war, ging sie wieder weg. Und plötzlich war alles rosa. Mann, mir ging es richtig gut.
    Ich wachte in einem Bett auf, das nicht meins war. Und ich hatte den schlimmsten Kater meines Lebens. Hatte ich mich letzte Nacht komplett betrunken? Ich konnte mich an nichts erinnern. Vorsichtig setzte ich mich auf und schaute mich um. Ich war in einem kleinen Raum, der komplett mit Holz verkleidet war. An den Wänden hingen Geweihe und ein ausgestopfter Rehkopf. Außer dem schmalen Bett befand sich in dem Raum noch ein kleiner Schrank und am Fenster ein Tisch mit einem Sessel. Auf dem Sessel lagen einfache Unterwäsche, zwei Jogginghosen und zwei T-Shirts. Merkwürdig. Ich ging langsam zum Fenster, draußen hing alles hinter einer Nebelschicht.
    Wo war ich hier? Hatte ich einen One-Night-Stand mit einem Jäger gehabt? Aber ich lag allein hier, und meine Klamotten hatte ich auch noch an. Wenn mein Kopf doch nur nicht so wehtun würde, käme mir bestimmt die Erinnerung an den letzten Abend wieder.
    Aber in meinem Kopf hämmerte es so dermaßen, dass ich mich lieber wieder ins Bett legte. Ganz langsam wurde es in meinem Gehirn etwas klarer. Ich wollte Melinda in diesem Gasthof treffen. Doch was war dann gewesen? Ich konnte mir einfach keinen Reim drauf machen, und irgendwann muss ich über der Frage wieder eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte, schien die Sonne ins Zimmer. Die Kopfschmerzen waren endlich erträglich geworden. Und ich konnte mich an den letzten Abend erinnern. Ich wollte Melinda treffen, aber es war Jersey, die auf mich gewartet hatte. Jersey musste mir irgendetwas in den Wein getan haben. Ich wusste noch, dass mir erst übel wurde und ich dann geradezu euphorisch geworden war. Aber danach wusste ich gar nichts mehr.
    Erstmal musste ich rauskriegen, wo ich hier gelandet war. Ich machte leise die Tür auf und wollte mich auf den Flur schleichen. Nur dass da kein Flur war, sondern ich gleich in eine Art Wohnzimmer kam. Auch hier war alles mit Holz und Geweihen dekoriert, und an der Stirnseite befand sich eine Küchenzeile. Dort stand Jersey und goss

Weitere Kostenlose Bücher