Duncans Lady
Eltern. Er brachte mich dazu, an mir selbst zu zweifeln. Andauernd fragte er mich aus, aber er wollte meine Antworten nie hören. Er machte mich vor seinen Freunden und Kollegen schlecht. Zu Hause fand er an allem, was ich tat oder sagte, etwas auszusetzen.“
Duncan glaubte nicht, dass Mara diese Gabe hatte, wie sie behauptete. Aber sie selbst glaubte daran, und das hatte ihr nichts als Leid eingebracht. Er wollte sie trösten, doch andererseits hatte ihre Erzählung weder an seiner Vorsicht noch seiner Skepsis etwas geändert. So brachte er nur ein schroffes „Das tut mir leid“ hervor.
„Danke. Aber mir tut es nicht leid. Ich bin drei Jahre bei Robbie geblieben. Ich glaubte an die Ehe, aber ich glaubte nicht mehr an mich selbst. Jetzt glaube ich an beides, aber es muss Hand in Hand gehen.“
Sie hatte so viel von sich gezeigt, mit ihren Worten und ebenso mit dem, was sie nicht gesagt hatte. Sehr zurückhaltend hatte sie über ihre Ehe und ihre Kindheit gesprochen, aber er vermutete, dass es dazu noch eine ganze Menge mehr zu sagen gäbe. Was hatte ihr Exmann getan, dass sie ihn verlassen hatte? Und was ist mit ihren Eltern? Sie hatte gesagt, die Strafen seien härter geworden, je älter sie wurde, aber was genau bedeutete das? Und die Schule, auf die man sie geschickt hatte? Was hatten die Lehrer gemacht, um ihren Verstand weiter zu zerstören? Wie hatte sie die fortgesetzten Angriffe auf ihre Selbstachtung überlebt?
Duncan glaubte nicht an Maras Fähigkeiten, aber er glaubte ihr. Kaum hatte er das begriffen, da versuchte er auch schon, diesen Impuls zu bekämpfen.
„Ich kann das nicht glauben“, sagte er. „Nichts davon.“ Er stand auf. Sie war nur wenige Schritte von ihm entfernt.
„Da sind Sie nicht der Erste, Duncan.“
Er sah ihren resignierten Blick, ohne eine Spur von Ärger. Sie hatte keine Unterstützung oder auch nur Verständnis erwartet. Sie war in die Highlands gekommen, um zu lernen, ohne andere Menschen zu leben. Sie lebte allein, weil sie glaubte, dass das ihre einzige Rettung war.
Wenn sie mehr von ihm verlangt hätte, hätte er sich vielleicht abgewandt. Daran dachte er, als er auf sie zutrat. Er streckte die Hand aus und sah, wie sie sich verkrampfte. Aber sie bewegte sich nicht. Sie hatte gelernt, sich allem zu stellen, was immer man ihr auch entgegenbringen mochte.
Er berührte sie an der Schulter. Seine Hand blieb sanft darauf liegen. „Ich kann nichts davon glauben“, wiederholte er. „Aber ich akzeptiere, dass Sie daran glauben, Mara. Ich glaube nicht, dass irgendjemand die Zukunft sehen kann. Ich weiß nicht, was Sie sehen, und ich weiß nicht, warum. Aber ich weiß, dass Sie mich nicht anlügen.“
Sie entspannte sich nicht, aber sie entzog sich auch nicht seiner Berührung. „Sie wissen, dass Sie das eines Tages unter einen Hut bringen müssen, nicht wahr? Sie werden einen Weg finden müssen, um sich selbst zu erklären, dass ich nicht lüge, aber auch nicht die Wahrheit sage.“
„Warum können wir es nicht einfach dabei belassen?“
„Warum machen wir uns denn überhaupt darüber Gedanken? Wir sind Fremde. Wir können auch Fremde bleiben.“
Sie hatte recht, aber er hatte nicht das Gefühl, sie sei ihm fremd. Widerwillig war er von der grazilen Schulter unter seinen Fingern hingerissen, ebenso wie vom Schimmer ihrer Haare im Schein des Feuers und den klaren grünen Augen.
„Können Sie Ihre eigene Zukunft sehen?“, wollte er wissen.
„Nein. Und ich kann von niemandem, den ich liebe, die Zukunft sehen.“
„Wie ist es mit meiner?“
Sie machte eine Pause. „Nein.“
„Dabei müsste es Ihnen doch leichtfallen, mich zu durchschauen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Es ist nicht einfach, aus Ihnen schlau zu werden, Duncan Sinclair.“
„Aber so schwer ist es auch nicht.“ Er ließ die Hand sinken. „Im Moment will ich Sie nur um einen Gefallen bitten.“
Sie holte tief Luft, als wollte sie alles, was sie über sich erzählt hatte, beiseite schieben. „Was kann ich tun?“
„Würden Sie April und mich am Samstag zu einem Picknick begleiten? Es ist ihr Geburtstag, und sie möchte, dass Sie ihn mit uns feiern.“
„Und was ist mit den Dingen, die Sie neulich gesagt haben? Heute Abend muss Ihnen klar geworden sein, dass ich mich nicht verändert habe, und ich habe auch keinen neuen Weg gefunden, die Dinge zu erklären, die ich sehe.“
„Es tut mir leid.“ Die Worte schmeckten ungewohnt in seinem Mund. Er sagte sie selten, aber niemals mit
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