Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duncans Lady

Duncans Lady

Titel: Duncans Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
Vom Netzwerk:
erholen konnte. Außerdem wollte er das Hotel auf Vordermann bringen, damit er beim Verkauf einen höheren Preis fordern konnte. Aber was hatte er bisher erreicht? Offensichtlich war auch er nicht immun gegen die Magie des Ortes. Da brauchte er nur an die Sympathie denken, die er dieser grünäugigen Märchenhexe entgegenbrachte, die glaubte, sie könne die Zukunft sehen.
    Mit Fortschreiten der Dunkelheit hatte sich der Nebel gelichtet. Die Straße vor ihm war frei. Als er sich Iains Haus näherte, wurde sie merklich breiter. Er fuhr bereits seit Meilen über das Land der Ross’. Es gab nur wenig Grund und Boden hier in der Gegend, das nicht Iain gehörte, obwohl er den größten Teil davon verpachtet hatte.
    Er bog um eine Kurve und sah die skelettartigen Umrisse von Ceo Castle neben dem See. Im Mondlicht wie im Sonnenschein wirkte es bedrohlich. Er kannte jeden Stein, jede Stufe, jeden gruseligen Hinweis auf die uralten Folterkeller tief unter der Erde. Hier war er mit Andrew und Iain durch die Hallen getobt, hatte in den Zimmern kampiert, in denen schon Prinzen geschlafen hatten, und handgeschnitzte Pfeile durch die Schießscharten des Nordturms abgefeuert. Ceo Castle war ebenso ein Teil der Legenden und der Realität von Druidheachd wie das glitzernde, mitternächtliche Wasser des Loch Ceo.
    Vor dem Schloss bog er in einen schmalen Fahrweg ein, der zu einem Zufluss zum See führte. Er folgte der Straße, bis Ceo Castle hinter einem Erlenhain zu seiner Linken verschwunden war, der Fearnshader – Erlenhof – seinen Namen gegeben hatte. Neben einem kleinen, leer stehenden Torhaus parkte er den Wagen und ging auf das Haus zu. Baumhohe Rhododendren säumten den Weg. Duncan wusste, dass ihn in ein oder zwei Monaten der Duft von Pfingstrosen, Rosen und Bartnelken bis an die Tür begleiten würde. Als Mary Ross noch lebte, war der Garten von Fearnshader überall in den Highlands berühmt gewesen.
    An der Haustür hielt er inne und überdachte seinen Besuch noch einmal, aber nur für einen Moment. Dann ließ er den Türklopfer, einen grimmigen Wasserspeier aus Bronze, gegen die mit Schnitzereien verzierte Mahagonitür fallen und wartete.
    Iain reagierte auf das dritte Klopfen. Er hatte nur wenige Hausangestellte und war selten zu Hause. Wenn, dann war er gern allein. Mehr als einmal war Duncan in die höhlenartige Küche geführt worden und fand Iain allein am Herd stehend, wo er sich seine Würstchen zum Abendbrot selbst briet.
    Duncan starrte Iain an, der lässig am Türrahmen lehnte. Er trug bequeme dunkle Hosen und ein Hemd aus fein gewebter Baumwolle. Das Haar war zerzaust, als wäre er sich auf dem Weg zur Tür noch einmal rasch mit den Fingern durch die verhassten Locken gefahren.
    „Bist du allein?“, fragte Duncan.
    „Leider.“ Er trat beiseite, und Duncan ging hinein.
    Mit normalen Maßstäben gemessen war Fearnshader riesig; nur der Landadel sah das anders. Die Halle war groß genug, dass eine ganze Schar von Bediensteten hin und her eilen konnte, ohne sich in die Quere zu kommen; es gab unzählige verschiedenartige Räume, alle mit sorgfältig ausgearbeiteten Stuckverzierungen und kunstvollen Holzschnitzereien.
    „Im Wohnzimmer brennt ein Feuer.“
    „Störe ich bei irgendwas?“
    „Beim Nachdenken. Aber ich lasse mich gerne unterbrechen.“
    Duncan folgte Iain durch die Halle. An den seltenen Tagen, an denen in den Highlands die Sonne schien, war das Wohnzimmer in Licht getaucht, doch heute Abend waren die schweren Vorhänge gegen die Kälte zugezogen. Die massiven dunklen Möbel, die den Raum bis auf den letzten Zentimeter ausfüllten, schienen wachsam jeden angenehmen Gedanken zu vertreiben.
    „Du solltest einen Flohmarkt veranstalten, Macbeth“, sagte Duncan. „Wirf das alte Zeugs fort und fang ganz neu an.“
    „Bessere Männer als du haben schon in diesen Sesseln gesessen, Sinclair.“
    „Und nach ein paar Abenden in diesem Haus haben sie wahrscheinlich nicht mehr mit der Wimper gezuckt, wenn man sie zum Schafott führte oder ihnen ihre Königreiche vor der Nase wegschnappte.“
    „Du hast keinen Respekt vor der Tradition.“ Iain ließ sich in einen besonders alten Sessel fallen, dessen Polsterung schon ganz ausgefranst war. Er deutete auf den Sessel neben sich.
    Das Feuer war warm, und trotz der düsteren Atmosphäre begann Duncan sich zu entspannen.
    „Bist du ein bisschen durch die Gegend gefahren?“, fragte Iain.
    „Bin ich jemals einfach nur so durch die Gegend

Weitere Kostenlose Bücher