Duncans Lady
größerer Aufrichtigkeit. „Ich hätte das alles nicht sagen sollen. Ich weiß, dass Sie April nie wehtun würden. Und Sie hatten recht. Sie scheint etwas zu brauchen, das Sie ihr geben können. Sie möchte Sie in ihrem Leben haben.“
„Und Sie?“
Er war sich nicht sicher, wonach sie fragte. „Ich würde mich freuen, wenn Sie unsere Freundin sein könnten.“
Sie ließ sich Zeit mit der Antwort. Er konnte sehen, wie sie verschiedene Möglichkeiten abwog, und er konnte nichts tun, um seine Erfolgsaussichten zu erhöhen. „Soll ich den Picknickkorb packen oder machen Sie das?“, fragte sie schließlich.
Er war überrascht, wie sehr er sich freute. „Ich werde Frances sagen, sie soll einen Korb für uns alle packen. Suchen Sie einen schönen Platz aus? Gibt es irgendetwas in der Nähe, wo wir zu Fuß hingehen können?“
Langsam formten sich ihre Lippen zu einem Lächeln. „Aye, ich kenne eine Stelle. Ich kann fast garantieren, dass Sie sich dort wie zu Hause fühlen werden.“
„Gut.“
„Seien Sie vorsichtig, wenn Sie zum Hotel zurückfahren. Bitte keine Zusammenstöße mit irgendwelchen Lastwagen auf meiner Straße.“
Er hatte sich bereits zum Gehen gewandt, aber jetzt drehte er sich noch einmal um. „Gibt es irgendetwas, das ich wissen sollte?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Mara, ist Ihnen aufgefallen, dass Sie nicht vorhergesagt haben, dass ich heute Abend eine Begegnung mit dem Tod haben würde?“
„Aye.“
„Und?“
„Sie leben noch, oder?“
Er war nicht tot, das stimmte. Er hatte an einer Stelle nach Lichtern gesucht, an der keine Lichter hätten sein dürfen. Und diese merkwürdige Laune hatte ihm das Leben gerettet. Vereinzelte Strahlen des Mondes und wirbelnde Nebelschwaden hatten ihn fasziniert und die Illusion einer bittenden Frau erzeugt.
Schottland hatte ihn wieder.
Nachdem er Mara verlassen hatte, wollte Duncan eigentlich zurück ins Hotel, doch stattdessen fuhr er zum Anwesen der Familie Ross, das mehrere Meilen in der entgegengesetzten Richtung lag. Er bog auf die Straße ein, die um den Loch Ceo herumführte.
Als Junge war er oft hier entlang gefahren. Unter normalen Umständen hätte er selten mehr als ein oder zwei Worte mit Iain Ross gewechselt. Doch die guten Menschen von Druidheachd hatten verkündet, dass die kleinen Mitternachtsjungs zusammen aufwachsen sollten. Und die Ross’ waren wie die Sinclairs und die MacDougalls nicht mutig genug gewesen, sich dem zu widersetzen.
Das Haus der Ross’, Fearnshader, war für Duncan zu einem zweiten Zuhause geworden. Iains Eltern hatten ihn willkommen geheißen und ihn mit derselben Mischung aus Zurückhaltung und Freundlichkeit behandelt, die sie ihrem eigenen Sohn entgegenbrachten. Nur Andrew gegenüber hatten sie sich anders verhalten. Andrew hatte nie gezögert, bei Lady Mary auf den Schoß zu klettern und seine stämmigen Ärmchen um ihren Hals zu werfen. Für Andrew hatten sie immer ein Extralächeln übrig; wenn er sich schlecht benahm, sah man darüber hinweg, und wenn gerade keiner zusah, bekam er noch ein Stück Kuchen oder einen Löffel Marmelade.
Iains Eltern waren mittlerweile verstorben. Malcolm Ross war einer plötzlichen Krankheit erlegen, als sein Sohn erst zehn Jahre alt war, und Mary Ross war weniger als ein Jahr später vor Kummer gestorben, auch wenn die offizielle Diagnose Lungenentzündung lautete. Iain wurde nach England aufs Internat geschickt. In den Ferien wuchs er unter der Fürsorge der Bediensteten und eines Großonkels, der das Bett nur noch selten verließ, zu einem Erwachsenen heran.
In Druidheachd erzählte man sich eine Legende, die ebenso alt war wie das Dorf selbst. Über der Familie Ross läge ein Fluch, und sie würden niemals glücklich werden. Einer von Iains Vorfahren, der Stammesführer seines Clans, war verflucht worden, und bis zum heutigen Tag stünde die Familie unter dem Bann. Niemand kannte die Einzelheiten des Fluchs – zumindest niemand, der bereit wäre, darüber zu reden – aber fast jeder aus dem Dorf konnte Geschichten von Familienmitgliedern beisteuern, die unter mysteriösen Umständen starben oder ihr Leben lang entsetzlich unglücklich waren.
Legenden und Flüche gehörten eigentlich ins Mittelalter, aber in den Überlieferungen von Druidheachd spielten sie eine große Rolle. Während der Fahrt dachte Duncan darüber nach, warum er zurückgekommen war. Er wollte April einen sicheren Ort bieten, an dem sie sich von der Vernachlässigung durch ihre Mutter
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