Duncans Lady
gehabt, es zu verhindern.
Wie viel besser wäre es gewesen, es gar nicht erst gewusst zu haben!
Als das Feuerwerk in ihrem Kopf losging und anschließend Dunkelheit sie umhüllte, spürte sie eine Qual, die den körperlichen Schmerz übertraf. Sie hatte gegen das Schicksal gekämpft und verloren, und in diesem Kampf hatte sie Duncan ebenfalls verloren.
„Mara.“
Schmerz durchschnitt die Dunkelheit, und sie versuchte, sich darin zu verstecken. Doch die Stimme eines Mannes rief erneut ihren Namen.„Mara. Wach auf. Mara, kannst du mich hören?“
Sie wollte in die Dunkelheit flüchten. Sie lag ganz still und wünschte sich, dass die Stimme verschwand.
„Ich verstehe nicht, woher sie wissen konnte, dass das Pferd ausbrechen würde“, sagte eine andere Stimme.
„Was spielt das jetzt noch für eine Rolle?“, erwiderte die erste.
„Es ist egal, aber im Dorf interessiert man sich doch ziemlich dafür.“
„Verdammt, Angus, das Einzige, was mich im Moment interessiert ist, ob ihr etwas passiert ist.“
„Du glaubst auch nur, was du siehst, was? Ich habe dir gesagt, dass sie wieder in Ordnung kommt. Ich habe es dir sogar mehr als einmal gesagt. Sie hat eine schlimme Beule, aber ich habe schon Schlimmeres gesehen.“
„Aber es ist eine Kopfverletzung! Sie ist schwer gestürzt, und das war vor über einer Stunde. Sie ist immer noch nicht wieder zu sich gekommen!“
„Jetzt wacht sie auf. Nach fast fünfzig Jahren kenne ich die Zeichen. Der Kopf wird ihr noch ein paar Tage wehtun, und vielleicht ist sie ein bisschen orientierungslos. Aber ihr Arm wird ihr mehr Ärger machen als der Kopf. Sie wird ihn für ein paar Wochen in der Schlinge tragen müssen und kann eine Weile keine Kühe melken oder Hausarbeiten erledigen.“
„Ihre Kühe interessieren mich nicht! Die Viecher können von mir aus in der Hölle schmoren. Ich mache mir um Mara Sorgen!“
„Hör mir zu, Duncan Sinclair. In genau diesem Zimmer hat Jeanne dir vor fast dreißig Jahren den ersten Klaps auf den Po gegeben, und wenn es sein muss, werde ich da gleich noch einmal hinlangen.
Jetzt tritt mal zurück und mach dem Mädel ein bisschen Platz. Sie wird nie zu sich kommen, wenn du ihr die ganze Luft zum Atmen nimmst.“
Mara versuchte, die Worte der Männer in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen. Davon tat ihr Kopf noch stärker weh, aber sie bemühte sich, den Sinn ihrer Unterhaltung zu verstehen.
Aus weiter Ferne hörte sie die Stimme einer Frau. „Angus, die Jungs sind alle wieder zusammengeflickt und fertig. Der Kleinste versucht gerade, die Wände hochzukrabbeln, und ich weiß nicht, wie ich sie noch länger ruhig halten soll.“
„Ich sehe sie mir gleich noch einmal an, Jeanne. Dann können sie nach Hause.“
„Und das ist keinen Moment zu früh!“
Mara spürte, wie jemand ihre Hand ergriff. „Ich rufe dich, wenn sie aufwacht, oder wenn sich ihr Zustand ändert.“
„Dann wirst du mich bald rufen müssen. Sie wacht gerade auf. Sie will nur nicht.“ Mara hörte, wie eine Tür zugeschlagen wurde.
„Mara, ist das wahr? Wenn du wach bist, dann mach bitte die Augen auf, damit ich mich davon überzeugen kann! Um Himmels willen, ich weiß nicht, ob der alte Quacksalber selbst noch weiß, was er redet.“
Jetzt war alles klar, und Mara wollte, dass es noch klarer wurde. Sie schlug die Augen auf und sah Grau. Graue Steine, graues Licht und die gräuliche Blässe von Duncan Sinclairs Gesicht. Sie schloss die Augen erneut.
„Mara.“ Duncans Stimme erklang ganz dicht an ihrem Ohr. Sie spürte seinen warmen Atem an ihrer Wange. „Weißt du, wo du bist? Du bist im Krankenhaus von Druidheachd. Du bist seit über einer Stunde hier.“
„Die … Kinder?“
„Denen geht es gut. Sie haben ein paar Kratzer abbekommen, mehr nicht. Ihrer Mutter geht’s auch gut. Du hast sie gerade noch rechtzeitig aus dem Weg geschafft. Das Pferd war so nahe, dass es ihr den Absatz von ihrem Schuh geschlagen hat, als es durchgebrochen ist, aber ihr wurde kein Haar gekrümmt.“
Mara wusste nicht, ob sie wagen konnte, ihm zu glauben. Doch dann hörte sie wie aus weiter Ferne Kindergeschrei, und sie wusste, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Sie begann zu weinen.
„Wein doch nicht! Mara, bitte. Um Gottes willen, nicht weinen!“
Sie weinte trotzdem. Sie spürte, wie er ihre Tränen mit den Fingern fortwischte. Zitternd strichen sie über ihre Wangen. „Ich dachte …“ Sie brachte den Satz nicht zu Ende.
„Du dachtest, du wärst zu spät
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