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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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wieder die Führung zu übernehmen.
    Paul zögerte zunächst, dann nahm er das Gepäck auf, schulterte es und tastete sich über den Grat voran.
    Wenn wir nur Suspensoren hätten, dachte Jessica. Es wäre dann nur eine Kleinigkeit, hier hinunterzukommen. Aber vielleicht sind auch sie den Dingen zugehörig, die man in der offenen Wüste besser vermeidet. Vielleicht ziehen sie genauso wie Schilde die Würmer an.
    Mehrere Male stießen sie auf stark abschüssige Geländeteile, die geradewegs in tiefe Spalten hineinführten, so daß sie gezwungen waren, sie zu umgehen.
    Paul ging vorneweg. Seine Bewegungen waren vorsichtig, aber dennoch schnell. Er wußte, daß sie nicht mehr lange genügend Mondlicht haben würden, um diesen Weg relativ gefahrlos zu überstehen. Zudem führte die Tatsache, daß sie der allgemeinen Planetenoberfläche näher und näher kamen, dazu, daß auch die Sichtverhältnisse schlechter wurden. Die mächtigen Felsen um sie herum warfen lange Schatten. Vor ihnen öffnete sich eine Spalte, deren Ende von der Dunkelheit verschluckt wurde.
    »Können wir hier hinunterklettern?« flüsterte Jessica.
    »Ich glaube schon.«
    Paul berührte den Rand mit dem Fuß.
    »Wir können an der Wand hinunterrutschen«, meinte er dann. »Ich gehe zuerst. Warte so lange, bis du hörst, daß ich irgendwo einen Halt gefunden habe.«
    »Vorsichtig«, mahnte Jessica.
    Paul machte einen Schritt nach vorn, setzte sich auf den Spaltenrand und glitt dann in die Tiefe. Plötzlich landete er im Sand; der Ort, an dem er sich befand, lag tief inmitten felsiger Brocken. Hinter ihm ertönte das Geräusch herabrieselnden Sandes. Paul versuchte nach oben zu sehen, zum Spaltenrand hinauf, aber ein erneuter Schwall von Körnern traf ihn und ließ ihn den Kopf einziehen. Dann war Stille.
    »Mutter?« fragte er.
    Sie antwortete nicht.
    »Mutter?«
    Dann riß er sich das Bündel von den Schultern, stand auf und versuchte die Wand wieder hinaufzuklettern, wie ein Besessener. »Mutter!« keuchte er. »Mutter, wo bist du?«
    Erneut rieselte eine Sandkaskade auf ihn nieder; er war fast bis zu den Hüften eingesunken, kämpfte sich aber unter Aufbietung aller Kräfte wieder frei.
    Sie ist verschüttet worden, durchzuckte es ihn. Sie ist unter dem Sand begraben. Ich muß jetzt ruhig bleiben und meine Sinne beisammenhalten. Sie wird auf keinen Fall sofort ersticken. Sie wird sich in den Zustand des Bindu versetzen und dadurch weniger Sauerstoff benötigen. Und sie weiß, daß ich sie ausgraben werde.
    In der Art der Bene Gesserit, die seine Mutter ihm beigebracht hatte, reduzierte Paul den hämmernden Schlag seines Herzens. Er fühlte, wie die Ruhe in ihm wieder die Oberhand gewann, wie seine Sinne sich auf Wesentliches konzentrierten und alle Nebensächlichkeiten aus ihm verbannten.
    Dort mußte sie sein.
    Er wandte sich nach rechts, suchte mit den Blicken eine Wölbung im Sand und begann zu graben, wobei sich seine Hände vorsichtig bewegten, um nicht einen weiteren Sandrutsch auszulösen. Ein Stück Stoff. Er grub weiter, stieß auf einen Arm. Vorsichtig hob er ihn an, zog daran. Der Kopf seiner Mutter tauchte auf.
    »Kannst du mich verstehen?« flüsterte er.
    Keine Antwort.
    Paul zog jetzt fester und befreite ihre Schultern. Sie schien auf den ersten Blick völlig leblos zu sein, aber er fühlte trotzdem einen langsamen Herzschlag.
    Bindu-Schlaf, dachte er.
    Er schaufelte den Sand bis zu ihren Hüften beiseite, legte ihre Arme um seine Schultern und begann langsam zu ziehen. Es war schwer, und Paul verdoppelte seine Anstrengungen. Er fühlte, wie der Sand nachgab, keuchte und kämpfte ums Gleichgewicht. Schließlich hatte er sie und begann zu rennen. Hinter ihm geriet die Sandwelle wieder in Bewegung, rieselte von den aufgeschütteten Hängen herab und ergoß sich in das von ihm gegrabene Loch.
    Am Ende der Spalte hielt Paul an. Er konnte jetzt die blanke Oberfläche der Wüste erkennen, die von hier aus sichtbar war, kaum dreißig Meter von ihm entfernt. Langsam ließ er seine Mutter zu Boden gleiten und sagte das Wort, das sie aus ihrem Dämmerzustand erwachen ließ.
    Langsam kam sie wieder zu sich. Sie atmete schwer.
    »Ich wußte, daß du mich finden würdest«, flüsterte sie.
    »Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn ich das nicht getan hätte«, sagte er und schaute auf die Stelle zurück, wo sie eben noch gewesen waren.
    »Paul!«
    »Ich habe unser Gepäck verloren«, sagte er. »Und da, wo es liegt, türmen sich nun hundert Tonnen

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