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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Rückgewinnungskammer.« Sie deutete nach rechts. »Falls du dich ohne Destillanzug entspannen möchtest.«
    »Du sagtest, daß wir diesen Sietch verlassen müssen«, begann Paul. »Sollten wir nicht mit dem Packen anfangen oder so etwas?«
    »Alles zu seiner Zeit«, erwiderte Harah. »Die Schlächter haben unsere Region bisher noch nicht durchdrungen.« Sie zögerte noch immer und starrte ihn an.
    »Was hast du?« fragte Paul.
    »Du hast nicht die Augen des Ibad«, sagte Harah. »Es sieht sehr seltsam aus, dieses Weiß um deine Augen, aber nicht unattraktiv.«
    »Hol jetzt das Essen«, sagte Paul. »Ich bin hungrig.«
    Harah lächelte ihn an. Es war das wissende Lächeln einer Frau, aber eben deshalb wirkte es beunruhigend auf ihn. »Ich bin deine Dienerin«, murmelte Harah, lächelte, wandte sich mit einer schnellen Bewegung von ihm ab und verschwand hinter einem beiseitegeschobenen Vorhang in einem engen Tunnel.
    Wütend auf sich selbst, stürmte Paul durch den dünnen Vorhang in den Nebenraum zu seiner Rechten. Einen Augenblick lang blieb er dort stehen und sah unsicher zu Boden. Er fragte sich, wo Chani jetzt war ... Chani, die gerade ihren Vater verloren hatte.
    In dieser Beziehung haben wir das gleiche Schicksal, dachte er.
    Ein klagender Schrei hallte durch die äußeren Korridore, wurde jedoch von den wallenden Vorhängen gedämpft. Er wiederholte sich in größerer Entfernung. Und noch einmal. Schließlich verstand er, daß jemand die Zeit ausrief. Ihm fiel auf, daß er bisher keinerlei Uhren zu Gesicht bekommen hatte.
    Der Geruch eines brennenden Kreosotebusches drang in seine Nase und überlagerte auf der Stelle alle Gerüche, die dem Sietch zu eigen waren, wenngleich Paul sie auch vorher schon nicht mehr wahrgenommen hatte.
    Erneut fragte er sich, welche Rolle seine Mutter in seiner Zukunft spielen würde. Er nahm sie bisher nur wie einen Schemen wahr. Und seine noch ungeborene Schwester. Das, was vor ihnen lag, erschien ihm plötzlich ungewisser als jemals zuvor. Energisch schüttelte er den Kopf und konzentrierte sich auf die erstaunliche Tatsache, daß die Kultur der Fremen mehr Tiefe besaß, als man angenommen hatte. Und er war jetzt einer von ihnen.
    Mit allen Gefahren, die die Vereinnahme mit sich brachte.
    Etwas, das ihm mehr Schwierigkeiten als alles andere einbringen konnte, war ihm bereits aufgefallen: es gab keinen Giftschnüffler in dieser Höhle, und auch die anderen Räume waren damit nicht ausgerüstet. Und dennoch konnte er bereits mit seiner Nase eine ganze Anzahl von gefährlichen und nicht seltenen Giften wahrnehmen, hier, inmitten des Sietchs.
    Als er das leise Rascheln der Vorhänge vernahm, drehte er sich um und erwartete Harah zu sehen, die mit dem angekündigten Essen zurückkehrte. Statt dessen sah er zwei Jungen im Alter von etwa neun und zehn Jahren, die ihn mit mißtrauischen Blicken musterten. Beide trugen kleine Crysmesser und hielten die Hände an den Griffen.
    Und Paul erinnerte sich an das, was man sich über die Kinder der Fremen erzählte – daß sie ebenso zu kämpfen verstanden wie die Erwachsenen.

15
     
Hände und Lippen
Bewegen sich –
Ideen
Gebären seine Worte,
Seine Augen
Nehmen alles Neue auf.
Er ist die Insel
Der Selbstsicherheit.
Auszug aus ›Leitfäden des Muad'dib‹,
von Prinzessin Irulan
     
     
    Phosphorröhren an der weitläufigen, hohen Decke der Höhle warfen ein düsteres Licht auf die versammelte Menge und ließen erkennen, wie groß dieser von Felsen umschlossene Raum in Wahrheit sein mußte – sogar größer, wie Jessica sah, als selbst die Versammlungshalle ihrer Bene-Gesserit-Schule. Sie vermutete, daß sich im Augenblick mehr als fünftausend Menschen hier aufhielten. Und es wurden immer noch mehr.
    Flüstern erfüllte die Luft.
    »Man hat deinen Sohn bereits benachrichtigt, nachdem er sich ausgeruht hat, Sayyadina«, sagte Stilgar. »Du willst also deinen Entschluß mit ihm diskutieren?«
    »Könnte er meine Ansicht ändern?«
    »Die Luft, mit der du jetzt sprichst, kommt zwar aus deinen eigenen Lungen, aber dennoch ...«
    »Mein Entschluß steht fest«, sagte Jessica.
    Doch das Gefühl, daß sie dabei hatte, war kein hundertprozentig gutes. Ob sie vielleicht Paul als Entschuldigung heranziehen sollte, um die Entscheidung rückgängig zu machen? Ebenso hatte sie an ihre ungeborene Tochter zu denken. Was die Mutter in Gefahr brachte, schadete auch ihr.
    Männer näherten sich mit aufgerollten Teppichen und keuchten unter deren Gewicht.

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