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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Irulan. Privatdruck,
Bene-Gesserit-Archiv, Nr. AR-81088-587
     
     
    Rings um Lady Jessica herum – in allen Ecken und auf dem Fußboden der größten Halle von Arrakeen * – türmte sich der Ballast ihres Lebens: Kisten, Koffer, Schachteln und Behälter, die erst zu einem kleinen Teil ausgepackt waren. Und von draußen konnte sie die Geräusche der Packer hören, die soeben eine neue Ladung vor dem Eingang abstellten.
    Jessica stand im Mittelpunkt der Halle; langsam drehte sie sich um und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Der Raum war riesig, seine Wände getäfelt, seine Fenster schmal. Der Gigantismus erinnerte sie an den Schwesternsaal auf der Bene-Gesserit-Schule. Dort hatte der Raum wenigstens eine gewisse Wärme ausgestrahlt, hier schien es nur kaltes Gestein zu geben.
    Irgendein Architekt hatte weit in die Vergangenheit gegriffen, als er diese hölzernen Wände und finsteren Vorhänge hatte anbringen lassen, schien ihr. Die gewölbte Decke befand sich fast zwei Stockwerke über ihr, und daran hingen nun die beiden gewaltigen Kronleuchter, deren Transport nach Arrakis Unsummen verschlungen hatte. Leider gab es auf Arrakis keinen Baum, aus dem man ähnliches hätte herstellen können – auch nicht aus imitiertem Holz.
    Jessicas Gedanken drifteten ab.
    Dies war also während des Alten Imperiums der Regierungssitz gewesen. Damals konnte man noch weit billiger leben, denn damals hatte die von den Harkonnens neuerbaute Hauptstadt Carthag noch nicht existiert. Arrakeen war ein gemütlicher und nicht zu teurer Ort zweihundert Kilometer nördlich des flachen Landes gewesen. Man konnte Letos Entschluß, seine Residenz hier aufzuschlagen, nur als weise bezeichnen. Der Name der Stadt Arrakeen hatte einen guten Klang und schien von Tradition erfüllt. Und außerdem war sie eine kleinere Stadt als Carthag, leichter zu überschauen und zu verteidigen.
    Erneut drangen die Geräusche abgeladener Kisten an ihre Ohren. Jessica seufzte.
    Ihr gegenüber, gegen einen Karton gelehnt, stand das Porträt des alten Herzogs, umwickelt von einer Schnur, als hätte jemand vergessen, es mitzunehmen. Und das Ende der Schnur befand sich noch immer in Jessicas Hand. Neben dem Bild lag, befestigt auf einer polierten Unterlage, der Schädel eines schwarzen Stiers. Er wirkte wie eine finstere Insel in einem Meer zerrissenen Papiers. Das kleine Schild, auf dem genauere Angaben über die Trophäe standen, lag auf dem Boden daneben, der aufgerissene Schlund des Stiers ragte zur Decke, als wolle er in der nächsten Sekunde einen brüllenden Protest von sich geben.
    Jessica fragte sich, was sie dazu getrieben hatte, ausgerechnet diese beiden Gegenstände zuerst auszupacken. Ausgerechnet den Stier und das Gemälde. Ihr schien, als sei an dieser Handlung irgend etwas Symbolisches. Seit dem Tag, an dem die Beauftragten des Herzogs sie von der Schule geholt hatten, war ihr ihre Furcht und Unsicherheit nicht bewußter gewesen.
    Der Stier und das Gemälde.
    Ihr Anblick erhöhte den Grad ihrer Verwirrung. Sie schüttelte sich und schaute zu den engen, schlitzähnlichen Fenstern hinüber. Obwohl es früher Nachmittag war, erschien ihr in diesen Breitengraden der Himmel finster und kalt, viel dunkler als der warme und blaue Himmel Caladans. Plötzlich hatte sie Heimweh.
    O Caladan ...
    »Ach, hier sind wir!«
    Die Stimme Herzog Letos.
    Jessica wirbelte herum, sah ihn in dem gewölbten Gang zum Speisesaal. Seine schwarze Arbeitsuniform mit dem roten Falkenabzeichen war staubig und sah mitgenommen aus.
    »Ich hatte schon damit gerechnet, daß du dich in diesem Irrgarten verlaufen hättest«, sagte er.
    »Es ist kalt hier«, erwiderte Jessica. Sie schaute ihn an in seiner ganzen Größe, und seine dunkle Haut ließ sie an Olivengewächse und die goldene Sonne auf blauem Wasser denken. Es schien, als sei Nebel in seinen Augen. Sein Gesicht sagte alles: es war abgemagert und voller tiefer Falten.
    Plötzliche Furcht um ihn schnürte ihr die Brust zusammen. Seit er zu der Entscheidung gelangt war, sich dem Befehl des Imperators zu beugen, war er ein anderer Mensch geworden: wild und vor Entschlossenheit berstend.
    »Die ganze Stadt wirkt kalt«, sagte Jessica.
    »Sie ist nun mal eine schmutzige und verstaubte kleine Garnisonsstadt«, gab er zu. »Aber wir werden das irgendwann ändern.« Er warf einen Blick in die Halle. »Dies sind also die Räumlichkeiten für öffentliche Veranstaltungen! Ich habe mir soeben die Familienräume im Südflügel

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