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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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verbreitet wurden, gab es zunächst ein Gefühl tiefster Entspannung. Manche interpretierten dies als ein Zeichen Gottes, als Omen der Einheit.
    Aber das Schicksal der KÖI-Delegierten, die zu ihren Organisationen zurückkehrten, strafte den heuchlerischen Frieden Lügen. Achtzehn Kommissionsmitglieder wurden innerhalb von zwei Monaten gelyncht. Dreiundfünfzig widerriefen ihre Anschauungen innerhalb eines Jahres.
    Man denunzierte die O.-K.-Bibel als Arbeit einer ›hochmütigen Clique, deren Stolz über das Getane völlig ungerechtfertigt‹ sei. Es hieß, ihre Seiten seien voller unterschwelliger Anbiederungen an die Logik. Revisionen, die altertümlicher Frömmelei Tür und Tor öffneten, erschienen. Diese Ausgaben lehnten sich wieder an althergebrachte Symbole an (das Kreuz, den Halbmond, die Federklapper, die zwölf Apostel u.ä.), und so stellte sich recht bald heraus, daß es dem neuen Ökumenismus nicht gelungen war, die Religion vom alten Aberglauben zu befreien.
    Halloways Bezeichnung für die sieben Jahre währende Mühe der KÖI – ›Galaktophasischer Determinismus‹ – wurde von Milliarden von Glaubensfanatikern aufgeschnappt und aufgrund ihrer Initialen in ›Gottverdammte Dauerquengler‹ umgetextet.
    Der KÖI-Vorsitzende Toure Bomoko, ein Ulema der Zensunni, der übrigens zu den vierzehn Delegierten (›Die Vierzehn Weisen‹) gehörte, die niemals widerriefen, gab schließlich zu, daß die KÖI einige Fehler begangen hatte.
    »Wir hätten nicht versuchen sollen, neue Symbole zu schaffen«, erklärte er. »Statt dessen hätten wir uns klarmachen sollen, daß der von uns getragene Versuch, Freiheiten der Selbstentscheidung in die Religionen hineinzubringen, Zündstoff enthielt. Obwohl wir tagtäglich mit der schrecklichen Instabilität konfrontiert werden, die allem Menschlichen anhaftet, erlauben wir unseren Religionen, weiter anzuwachsen und Beklemmung zu verbreiten. Was repräsentiert dieser schwarze Schatten auf dem Pfad göttlicher Bestimmung? Eine Warnung vor der Tatsache, daß Institutionen und Symbole auch dann noch bestehenbleiben, wenn ihre Bedeutung längst verlorengegangen ist, weil es keine Summe allen erreichbaren Wissens gibt.«
    Die verbitterte Zweideutigkeit in diesem ›Zugeständnis‹ entging Bomokos Kritikern natürlich nicht. Bald darauf sah er sich gezwungen, ins Exil zu gehen, wobei die Gilde sein Leben schützte. Berichten zufolge starb er auf Tupile, wo man ihn ehrte und liebte, und seine letzten Worte waren: »Die Religion soll für die Leute einen Ausweg bieten, die sich selbst sagen, daß sie nicht die Person sind, die sie gerne wären. Sie darf niemals zu einer Vereinigung von Selbstgerechten werden.«
    Es ist anzunehmen, daß Bomoko die Prophezeiung, die in seinen Worten über die weiterbestehenden Institutionen lag, selbst erkannte. Neunzig Generationen später durchdrang die Kraft der O.-K.-Bibeln zusammen mit den Kommentaren das religiöse Universum.
    Als Paul Muad'dib mit der rechten Hand den Schrein, der den Schädel seines Vaters enthielt, umspannte, zitierte er einige Worte aus ›Bomokos Vermächtnis‹: »Du, der du uns besiegt hast, sage den Deinen, daß Babylon fiel und seine Schandtaten überwunden sind. Und laß dir sagen, daß die Menschheit sich noch immer des Gerichts erinnert, das über sie kam.«
    Die Fremen verglichen Muad'dib mit Abu Zide, dessen Fregatte der Gilde trotzte und an einem Tag dorthin und zurück flog. Das Dorthin, in diesem Sinne gebraucht, ist eine Übersetzung aus der Fremen-Mythologie und beschreibt das Land des Ruh-Geistes, das Alam al-Mithal, den Ort, an dem alle Begrenzungen aufgehoben sind.
    Die Parallele zwischen dem Alam al-Mithal und dem Kwisatz Haderach, den die Schwesternschaft durch ihr Zuchtprogramm zu produzieren erhoffte (›Der Abkürzer des Weges‹ oder ›der, der an zwei Orten gleichzeitig sein kann‹), ist unübersehbar. Aber beide Interpretationen kann man auch aus den Kommentaren herauslesen:
    »Wenn Gesetz und Religion eins sind, schließt dein Selbst auch das Universum mit ein.«
    Muad'dib sagte über sich selbst: »Ich bin ein Netz im Meer der Zeit, in der Lage, gleichzeitig in die Vergangenheit und in die Zukunft hinüberzugleiten. Ich bin eine bewegliche Membran, der kein Zeitstrom entgehen kann.«
    Diese Aussage ist zurückführbar auf die 22. Kalima der O.-K.-Bibel, in der es heißt: »Ob ein Gedanke ausgesprochen wird oder nicht, ist unerheblich. Schon wenn man ihn denkt, wird er zu einem realen

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