Dune 01: Der Wüstenplanet
Wanderlust nagt ... Ich weiß nicht, ob sie sich von zwanzig Prozent zum Bleiben werden bewegen lassen.«
Leto sagte ungeduldig: »In besonderen Fällen kannst du natürlich deine eigenen Entscheidungen treffen. Aber vergiß nicht, daß unsere Kasse nicht bodenlos ist. Versuche es mit zwanzig Prozent, soweit es geht. Wir brauchen hauptsächlich Gewürzfahrer, Wetterspäher und Dünenmänner – also praktisch jeden, der Wüstenerfahrung mitbringt.«
»Ich verstehe, Sire.«
»Einer deiner Leutnants kann inzwischen deine Leute übernehmen. Informiere ihn über die hier herrschende Wasserdisziplin, und dann soll er die Männer in den Quartieren am Hafenrand unterbringen. Das Hafenpersonal wird ihn dabei unterstützen. Und vergiß nicht die Leute für Hawat.«
»Dreihundert der Besten, Sire.« Halleck nahm seinen Raumsack. »Wo soll ich mich melden, wenn alles erledigt ist?«
»Im Konferenzraum, zweiter Stock. Dort werden wir eine Besprechung abhalten. Ich habe einen Plan, um den Planeten zu besetzen. Die gepanzerten Brigaden werden zuerst hinausgehen.«
Mitten im Gehen blieb Halleck stehen, drehte sich um und suchte Letos Blick. »Erwarten Sie solche Schwierigkeiten, Sire? Ich denke, es gibt einen Schiedsmann hier.«
»Ich erwarte offene Kämpfe genauso wie Überfälle aus dem Dunkeln«, erwiderte der Herzog. »Es wird eine Menge Blut vergossen werden, bevor wir hier aufgeräumt haben.«
»Und das Wasser, das du dem Fluß entnimmst«, rezitierte Halleck, »wird sich auf dem trockenen Land in Blut verwandeln.«
Der Herzog seufzte. »Beeil dich, Gurney.«
»Sofort, Mylord.« Die Narbe kräuselte sich, als er grinste. »Und siehe: Wie ein wilder Esel der Wüste gehe ich hin und tue mein Werk.« Er wandte sich ab, strebte dem Mittelpunkt des Raumes zu und mischte sich unter seine Leute.
Leto schüttelte den Kopf. Halleck überraschte ihn immer wieder: den Kopf voller Lieder, Zitate und blumiger Phrasen ... und das Herz eines Assassinen, wenn es zum Kampf mit den Harkonnens kam.
Leto wandte sich nach links und ging zum Lift. Mehrere ihm begegnende Männer salutierten, und er grüßte zurück. Ein Mann von der Propagandaabteilung kam auf ihn zu und übergab ihm eine Botschaft, die für die Neuankömmlinge bestimmt war. Sie enthielt Informationen für jene, die ihre Frauen nach Arrakis mitgebracht hatten, und sagte ihnen, daß sie in Sicherheit waren und wo sie sich aufhielten. Die Ledigen würden es sicherlich mit Wohlgefühl aufnehmen, daß die planetare Bevölkerung mehr Frauen als Männer besaß.
Der Herzog drückte den Arm des Propagandamannes und gab ihm zu verstehen, daß er die Informationen sofort verbreiten könnte. Dann durchquerte er den Raum, nickte den Männern zu, lächelte und wechselte einige Worte mit einem Untergebenen.
Ich muß vor allen Dingen vertrauenerweckend wirken, dachte er. Und zeigen, daß du dich stark fühlst, auch wenn du weißt, daß du einen Schleudersitz unter dir hast.
Erleichtert stieß er den Atem aus, als die Lifttür sich hinter ihm schloß und sich sein Blick gegen die Unpersönlichkeit ihn umgebender Wände richtete.
Sie haben versucht, meinen Sohn zu ermorden!
12
Über dem Ausgang des Hafengeländes von Arrakeen befand sich eine mit einem primitiven Instrument eingekratzte Botschaft, die Muad'dib viele Male wiederholte. Er sah sie zum erstenmal in jener Nacht, als ihn die herzogliche Anweisung erreichte, an der ersten Stabskonferenz seines Vaters auf seinem neuen Lehen teilzunehmen. Die Inschrift war eine Bitte an diejenigen, die Arrakis verließen, aber in den Augen eines Jungen, der soeben einem Mordanschlag entgangen war, bekamen sie einen anderen, finsteren Inhalt. Die Inschrift sagte: ›Du, der Du weißt, was wir zu erdulden haben, vergiß uns nicht in Deinen Gebeten.‹
Aus ›Leitfäden des Muad'dib‹,
von Prinzessin Irulan
»Die gesamte Theorie der Kriegführung«, sagte der Herzog, »basiert auf kalkulierten Risiken. Aber wenn es dazu kommt, das Risiko auf die eigene Familie auszudehnen, muß das Element der Kalkulation hinter anderen Erwägungen zurücktreten.«
Es war ihm klar, daß er auf diese Weise seinen Ärger nicht so verbergen konnte, wie er es eigentlich vorhatte. Er wandte sich um und warf einen Blick über den langen Tisch.
Er befand sich mit Paul im Konferenzraum der Hafenanlage. Der Raum klang hohl und war lediglich mit einem langen Tisch und einer Reihe altmodischer, dreibeiniger Stühle ausgestattet. An einer Wand hing eine
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