Dune 01: Der Wüstenplanet
ihre Kleidung in warmen Farben: ein langes Kleid, das wie der Schatten des offenen Feuers war, und ein erdbraunes Band schlang sich durch ihr bronzenes Haar.
Er wertete dies als hintergründigen Spott und als Reaktion auf sein unterkühltes Verhalten. Natürlich wußte sie, daß er sie am liebsten in Farben dieser Art mochte, wenngleich auch nicht in dieser Gesellschaft.
In der Nähe, etwas losgelöst von der Gruppe, stand Duncan Idaho in seiner glitzernden Paradeuniform, das widerspenstige Haar beinahe gezähmt. Sein Gesicht zeigte keine Emotion. Man hatte ihn von den Fremen zurückgeholt, mit dem von Hawat ausgegebenen Befehl, »unter dem Vorwand sie beschützen zu sollen, Lady Jessica keine Sekunde aus den Augen zu lassen.«
Der Herzog blickte sich um.
In einer Ecke gewahrte er Paul, umgeben von einer Gruppe jüngerer Arrakisbewohner, unter denen sich auch drei Angehörige der Hoftruppen befanden. Der Herzog nahm die jungen Damen in Augenschein und gelangte zu dem Schluß, daß die Chancen für einen herzoglichen Erben hier nicht schlecht standen. Paul behandelte eine wie die andere mit zurückhaltender Höflichkeit.
Er wird seinem Titel Ehre machen, dachte der Herzog und registrierte im gleichen Moment, daß auch dieser Gedanke seinen Tod beinhaltete.
Paul erblickte seinen Vater, als er die Türschwelle überschritt, und schaute in eine andere Richtung, maß der Reihe nach die anwesenden Gästetrauben, die juwelenverzierten, gläserhebenden Hände (und die heimlichen Untersuchungen ihres Inhalts mit winzigen Giftschnüfflern). Das Geschwätz der Leute stieß ihn ab. Er registrierte ihre aufgesetzten Masken und die dahintersteckenden, bereits vorbereiteten Gedanken. Ihre Stimmen sorgten dafür, daß das Gefühl der Leere in seiner Brust sich nur noch vergrößerte.
Ich bin nicht in bester Stimmung, dachte er und fragte sich, was Gurney wohl von dieser Versammlung halten würde.
Aber er wußte auch, warum er sich so fühlte. An sich hatte er keine Lust dazu gehabt, diese Funktion auszuüben, aber gegen die Strenge seines Vaters war er nicht angekommen. »Du hast deinen Platz«, hatte er gesagt, »eine Position, die du wahrnehmen mußt. Du bist alt genug dafür, diese Pflicht zu erfüllen, denn du bist fast ein Mann.«
Paul sah, wie sein Vater den Raum durchquerte, einen abschätzenden Blick in die Runde warf und sich schließlich der Gruppe um Lady Jessica anschloß.
In dem Moment, als Leto Jessica erreichte, fragte der Wassertransporteur gerade: »Stimmt es, daß der Herzog eine Wetterkontrolle einrichten will?«
Im Rücken des Mannes stehend, erwiderte Leto: »So weit sind unsere Pläne noch nicht gediehen, Sir.«
Der Mann wandte sich um, zeigte ein fleischiges, rundes Gesicht. »Ah, der Herzog«, meinte er. »Wir haben Sie bereits vermißt.«
Leto sah Jessica an. »Ich hatte noch etwas zu erledigen.« Er schenkte dem Wassertransporteur seine Aufmerksamkeit, erklärte ihm, was er mit den Wasserbassins hatte tun lassen, und fügte hinzu: »Soweit es mich betrifft, ist diese alte Sitte gestorben.«
»Ist das ein herzoglicher Befehl, Mylord?« fragte der Mann.
»Ich überlasse das Ihrem eigenen ... hm ... Gewissen«, erwiderte der Herzog. Er wandte sich um und erblickte Kynes, der auf die Gruppe zukam.
Eine der Frauen sagte: »Das ist eine sehr großzügige Geste – das Wasser zu verschenken an diese ...« Irgend jemand zischte sie an.
Kynes trug eine altmodische, dunkle Uniform, die darauf hinwies, daß er Kaiserlicher Zivilbediensteter war. Auf seinem Kragenaufschlag war eine kleine, goldene Träne befestigt, die seinen Rang bezeichnete.
In aggressivem Tonfall fragte der Wassertransporteur: »Beinhaltet Ihre Tat etwa Kritik an unseren Sitten?«
»Die Sitten haben sich geändert«, gab Leto zurück. Er nickte Kynes zu, registrierte Jessicas Stirnrunzeln und dachte: Ohne daß sie es weiß, wird dieses Stirnrunzeln den Eindruck erwecken, zwischen uns stimme etwas nicht.
»Mit der gütigen Erlaubnis des Herzogs«, warf der Wassertransporteur ein, »würde ich gerne einige weitere Fragen über Brauchtümer stellen.«
Der plötzlich ölig werdende Unterton in der Stimme des Mannes ließ Leto aufhorchen. Die anderen waren plötzlich merkwürdig still, und von den anderen in der Halle verteilten Gruppen warf man ihnen bereits Blicke zu.
»Wäre es nicht besser, wir begäben uns zum Dinner?« unterbrach Jessica die Sekunden der Peinlichkeit.
»Wenn unser Gast noch einige Fragen hat ...«, antwortete
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