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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Bewts Nähe.
    In die plötzliche Stille hinein ertönte nach einem raschen Räuspern die Stimme eines uniformierten Adjutanten, der, hinter Leto stehend, sagte: »Es ist angerichtet, Mylord.«
    Der Herzog warf Jessica einen fragenden Blick zu.
    »Es ist Sitte auf Arrakis«, sagte sie, »daß Gastgeber und Gastgeberin ihren Gästen zu Tisch folgen, Mylord.« Sie lächelte und fügte hinzu: »Oder wollen wir diesen Brauch auch außer Kraft setzen?«
    Kühl erwiderte Leto: »Das scheint mir eine gute Sitte zu sein. Für heute wollen wir uns ihr unterwerfen.«
    Die Vorstellung, daß ich ihr mißtraue, dachte er, muß noch weiter vertieft werden. Er musterte die Gäste, die neben ihm herschritten. Wer unter euch wird auf diese Lüge hereinfallen?
    Jessica, der seine Zerstreutheit nicht entging, wunderte sich nicht zum erstenmal in dieser Woche. Er benimmt sich wie ein Mensch, der mit sich selbst im Widerstreit liegt, dachte sie. Ist es etwa deshalb, weil ich es so eilig hatte, dieses Abendessen zu organisieren? Er muß sich doch darüber im klaren sein, wie wichtig es für uns ist, unsere Leute mit den Einheimischen bekanntzumachen, um zu einem neuen Zusammengehörigkeitsgefühl zu kommen. Noch immer stellen wir für diese Leute so etwas wie Vater- und Muttergestalten dar, Personen, zu denen man ehrfürchtig aufblickt und von denen man Anweisungen annimmt. Nichts beweist dies besser als Gesellschaften wie diese.
    Während Leto die Gäste an sich vorbeigehen sah, dachte er daran, was Hawat gesagt hatte, als er ihn auf dieses Treffen hingewiesen hatte: »Sire! Das gestatte ich nicht!«
    Ein grimmiges Lächeln zog sich um die Mundwinkel des Herzogs. Wie er sich nur aufgeführt hatte. Und als er ihn aufgefordert hatte, an diesem Gesellschaftsabend teilzunehmen, hatte Hawat den Kopf geschüttelt. »Ich habe ein schlechtes Gefühl dabei, Mylord«, waren seine Worte gewesen. »Das geht mir alles zu rasch.«
    Paul ging an seinem Vater vorbei und führte dabei eine junge Frau, die einen halben Kopf größer war als er selbst. Er warf ihm einen säuerlichen Blick zu, nickte aber gleich darauf, als die junge Frau etwas zu ihm sagte.
    »Ihr Vater ist Hersteller von Destillanzügen«, sagte Jessica. »Und außerdem habe ich erfahren, daß sich nur Narren mit von ihm hergestellten Anzügen in die Wüste hinauswagen.«
    »Wer ist der Mann mit dem narbigen Gesicht, direkt vor Paul?« fragte der Herzog. »Ich kann ihn nirgendwo unterbringen.«
    »Er wurde als Letzter unserer Gästeliste zugefügt«, erwiderte sie. »Es geschah auf Gurneys Wunsch. Ein Schmuggler.«
    »Und Gurney hat das arrangiert?«
    »Auf meinen Wunsch hin. Ich habe die Sache mit Hawat abgeklärt, obwohl er nicht sonderlich begeistert davon war. Der Schmuggler nennt sich Tuek, Esmar Tuek. Er ist kein Niemand unter den Leuten seines Schlages. Die Leute hier kennen ihn alle. Er hat für viele der Häuser gearbeitet.«
    »Und warum ist er hier?«
    »Das wird sich wohl jeder fragen«, erwiderte sie. »Tuek wird allein durch seine Anwesenheit schon Zweifel und Mißtrauen unter ihnen säen. Außerdem wird man vermuten, daß du darauf vorbereitet bist, der Korruption an den Kragen zu gehen. Unter diesem Gesichtspunkt war Hawat schließlich damit einverstanden, Tuek heute zu laden.«
    »Ich bin nicht sicher, daß ich damit einverstanden bin.« Er nickte einem weiteren Paar zu und stellte fest, daß sich nur noch wenige der Gäste hinter ihnen befanden. »Warum hast du nicht dafür gesorgt, daß einige Fremen eingeladen wurden?«
    »Kynes ist da«, erwiderte Jessica.
    »Ja, Kynes«, meinte Leto. »Hast du vielleicht noch einige andere kleine Überraschungen für mich parat?« Er geleitete sie an das Ende der Prozession.
    »Alles andere ist durchaus nicht ungewöhnlich«, sagte Jessica. Sie dachte: Verstehst du denn nicht, daß diese Schmuggler über schnelle Schiffe verfügen, mein Liebling? Daß dieser Tuek käuflich ist? Wir müssen uns doch einen Weg offenhalten, einen Weg in die Freiheit, wenn Arrakis uns keine Rettung mehr bietet.
    Als sie den Speisesaal betraten, zog sie ihren Arm zurück und wartete, bis Leto sie zu ihrem Stuhl geleitete. Dann begab er sich an das andere Ende des Tisches. Einer seiner Leute rückte ihm den Stuhl zurecht. Auch die anderen nahmen nun Platz und erzeugten das Geräusch rückender Stühle und raschelnder Kleider, während der Herzog als letzter stehenblieb. Auf ein von ihm gegebenes Signal hin zogen sich die uniformierten Bediensteten einen

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