Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
der Schwelle stehen und hielt für einen Moment inne. Sorgfältig überprüfte sein Blick das Arrangement auf dem Tisch. Als er den Giftschnüffler wahrnahm, dachte er: Alles geht nach einem bestimmten Ritual vor sich. Man kann uns schon aufgrund unserer Sprache sondieren. Daß wir solche Geräte überhaupt besitzen, zeigt an, daß wir von Geburt an von Mord und Intrigen umgeben sind. Wird heute abend jemand versuchen, uns mit Chaumurky zu vergiften? In einem Getränk? Oder mit Chaumas, in der Nahrung?
    Er schüttelte den Kopf. Neben jedem Teller entdeckte er ein kleines Fläschchen Wasser. Alles zusammengerechnet ergab es sicherlich genug, um eine arme Familie in Arrakeen ein Jahr lang am Leben zu halten.
    Neben der Eingangstür standen breite Bassins, verziert mit zierlichen gelben und grünen Kacheln. Und neben jedem dieser Bassins hingen mehrere Handtücher. Es sei, so hatte die Haushälterin ihm erklärt, eine alte Sitte, daß jeder Gast, der das Speisezimmer betrat, sich zeremoniell die Fingerspitzen in einem der Bassins wusch und danach die Hände an den Handtüchern abtrocknete. Nach dem Essen versammelten sich regelmäßig die Bettler vor dem Haus, denen man die Handtücher überließ, damit sie sie auswringen und auskauen konnten.
    Wie typisch das alles doch für die Harkonnens ist, dachte der Herzog. Es gibt wirklich keine Erniedrigung, die ihnen nicht eingefallen wäre. Als er fühlte, wie die aufkeimende Wut ihm Magenschmerzen verursachte, holte er tief Luft.
    »Diese Sitte schaffen wir ab!« knirschte er.
    Eine der Bediensteten, die die Haushälterin ihnen empfohlen hatte – eine der vertrocknet und alt aussehenden Frauen aus der Stadt –, erschien zögernd in der gegenüberliegenden Tür, die zur Küche führte. Mit einem Handzeichen winkte der Herzog sie heran. Sie kam aus dem Schatten heraus, umrundete den Tisch. Er musterte ihr lederiges Gesicht und die völlig blauen Augen.
    »Mylord wünschen?« Sie hielt den Kopf gesenkt, sah ihn nicht an.
    Er deutete nach hinten. »Die Bassins und Handtücher werden sofort entfernt.«
    »Aber ... Euer Hochwohlgeboren ...« Sie schaute auf, mit offenem Mund.
    »Ich kenne diese Sitte!« sagte der Herzog barsch. »Diese Bassins werden an der Eingangstür aufgestellt, und jeder Bettler, der während des Essens erscheint, bekommt einen vollen Becher Wasser. Ist das klar?«
    Der Ausdruck ihres Gesichts war zwiespältig. Es zeigte Unwillen und Bestürzung zugleich.
    Mit plötzlicher Klarheit wurde Leto bewußt, daß sie wohl geplant hatte, die beschmutzten Handtücher und die darin enthaltene Flüssigkeit zu verkaufen. Möglicherweise war das ebenfalls eine Sitte, daß diejenigen, die bittend an das Tor kamen, einige Kupferstücke dafür zu zahlen hatten.
    Seine Züge verhärteten sich, und er knurrte: »Ich werde einen Wachtposten aufstellen, um sicherzugehen, daß meine Anweisungen buchstabengetreu ausgeführt werden.«
    Damit machte er auf dem Absatz kehrt und ging den Weg zur Großen Halle zurück. Erinnerungen rasten durch sein Gehirn wie das Gemurmel zahlloser Klatschweiber. Er dachte an Seen und Wellen, an saftige Wiesen und an freundliche Sommer, die nun hinter ihm lagen und nie wieder zurückkehren würden.
    All das war vorbei.
    Ich werde alt, dachte er. Für einen Moment habe ich die kalte Hand meiner Sterblichkeit gefühlt. Und worin? In der Habgier einer alten Frau.
    Jessica befand sich inmitten einer gemischten Gruppe in der Großen Halle vor dem Kamin. Ein offenes Feuer brannte, und sein Schein ließ Juwelen, Vorhänge und bestickte Kleider in einem unirdischen Licht erstrahlen. Er erkannte in der Gruppe einen Fabrikanten von Destillanzügen aus Carthag, einen Importeur für elektronische Geräte, einen Wassertransporteur, dessen Sommerhaus sich in der Nähe seiner Fabrik in der Polregion befand, einen Vertreter der Gildenbank, der hager und überlegen auf ihn wirkte, einen Händler, der Ersatzteile für Gewürzabbaugeräte herstellte, und eine dürre und hartgesichtige Frau, die offiziell einen Eskortendienst für Touristen unterhielt, sich in Wahrheit ihr Vermögen durch Schmuggel- und Spitzeldienste, gelegentlich auch durch Erpressungen zusammengerafft hatte.
    Die meisten der in der Halle anwesenden Frauen wirkten kühl und dekorativ, als seien sie einfach nur da, um eine Staffage abzugeben.
    Selbst wenn Jessica nicht in der Position der Gastgeberin gewesen wäre, hätte sie in dieser Runde dominiert. Sie trug keine Juwelen, aber dafür leuchtete

Weitere Kostenlose Bücher