Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
begleitete Jessica zu ihren Gemächern in der Kuppelstadt, im offensichtlichen Versuch, sie, Chani und Irulan voneinander getrennt zu halten. »Ich freue mich, ein wenig Zeit mit Ihnen zu verbringen, Lady Jessica. Unsere Wege kreuzen sich immer wieder, nicht wahr?«
Jessica sprach in beherrschtem Tonfall. »Sind Sie diesmal meine Verbündete oder mein Feind, Lady Fenring? In der Vergangenheit waren Sie bereits beides.« Die Frau des Grafen hatte ihr eine Geheimbotschaft im Anwesen von Arrakeen hinterlassen, in der sie Jessica vor dem Verrat durch die Harkonnens gewarnt hatte ... aber später hatte sie ihre monströse kleine Tochter Marie geschickt, um Paul zu töten.
»Diesmal bin ich einfach nur mit der Schwesternschaft assoziiert«, sagte Margot und zeigte ihr den Weg zu ihrem Zimmer. »Wir haben unsere eigenen Wege gewählt, zum Guten oder zum Schlechten.«
Sie ließ Jessica allein in ihrem Zimmer zurück, damit sie sich vor dem geplanten abendlichen Festmahl noch frisch machen konnte. Jessica betrachtete die protzige Einrichtung: die fein verästelten Schnitzereien, die goldenen Filigranarbeiten, die Fenster aus ineinandergreifenden Stücken von getöntem Plaz. Die Dekorationen wirkten hastig hergerichtet und protzig, wie der verzweifelte Versuch zu demonstrieren, dass das Haus Corrino seinen Glanz nicht völlig verloren hatte. Hier und da hing ein Kunstwerk an der Wand. Jessica ahnte, dass die Corrinos im Exil nicht genug solcher Stücke besaßen, um alle Zimmer damit auszustatten. Dann fragte sie sich, ob auch das eine sorgfältig durchdachte Fassade war, die sie in den Glauben versetzen sollte, dass der entthronte Imperator unter härteren Bedingungen lebte, als es tatsächlich der Fall war. Wollten sie, dass Jessica Paul davon berichtete?
Später lächelten Graf und Lady Fenring, als Jessica den Bankettsaal betrat. Am anderen Ende des langen Tischs saß Shaddam Corrino IV. mit seinen überlebenden Töchtern Chalice, Josifa und Wensicia. Irulan und Chani hatte man nebeneinandergesetzt – Jessica fragte sich, ob es sich um einen Versuch handelte, Spannungen zu erzeugen.
Als sie sich Shaddam zuwandte, bevor sie sich setzte, zögerte sie, als ihr bewusst wurde, dass sie noch keine Entscheidung getroffen hatte, wie sie diesen Mann anreden sollte. Shaddam verdiente nach wie vor ein gewisses Maß an Respekt, aber nicht zu viel. Sie ließ den Blick über die Anwesenden schweifen. »Danke für diesen freundlichen Empfang – an Sie alle.«
Irulan wandte sich dem kleinen Jungen zu, der neben Wensicia am Tisch saß. Er war kaum älter als ein Jahr, und seine Augen waren klar und intelligent. »Ist das dein Sohn, Wensicia? Wo ist sein Vater?«
Plötzlich schien es im Raum ein paar Grad kühler zu werden. »Farad'n ist jetzt der Erbe von allem, was noch vom Haus Corrino übrig ist.«
Shaddam, der eine essigsaure Miene zeigte, blickte nach rechts, wo Graf Fenring saß. »Sein Vater ist unglücklicherweise in meinen Diensten dahingeschieden.«
Jessica bemerkte, wie für einen Sekundenbruchteil ein Ausdruck der Verärgerung über Graf Fenrings Gesicht huschte und gleich darauf verborgen wurde. Interessant. Was hatte Fenring mit dem Vater des Kindes zu tun?
Chani trank sparsam aus einem Wasserkelch. Den Wein rührte sie nicht an. »Seine Heiligkeit, der Imperator Muad'dib, hat uns hergeschickt, um sicherzustellen, dass die Terraformingaktionen mit aller gebotenen Eile umgesetzt werden, damit Salusa zu der Gartenwelt wird, die ihm vorschwebt, voller schöner und vornehmer Dinge.«
Jessica wollte das Messer in der Wunde drehen. »Paul hält immer sein Wort.«
Shaddam gab sich keine Mühe, seine finstere Miene zu verbergen, und rief nach dem ersten Gang. Offenbar wollte er diese Mahlzeit so schnell wie möglich hinter sich bringen. Jessica nahm sich einen kurzen Moment Zeit, um Shaddam einzuschätzen. Der Corrino-Patriarch sah nur, was er verloren hatte, und nicht, was ihm geblieben war. Für einen Mann, der als Bedrohung für Muad'dib sehr gut hätte exekutiert werden können, verfügte Shaddam noch immer über sehr viele Annehmlichkeiten, und doch trauerte der Mann wahrscheinlich seinem Palast auf Kaitain nach, der schon vor langer Zeit von Muad'dibs fanatischen Horden niedergebrannt worden war.
Graf Fenring sprach geschickt ein heikles Thema an. Er schaute von Chani zu Irulan, bevor sein Blick schließlich bei Jessica zur Ruhe kam. »Aaah, sagen Sie, jetzt, wo wir sieben Jahre ... davon hinter uns haben, glauben
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