Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
Mann.«
Einige der Zuhörer kicherten, andere brummten nervös. Jessica hielt ihre kleine Fackel hoch. »Und jetzt wollen wir unsere ...«
Hinter den Versammelten entstand Unruhe. Eine Gesellschaft von fünf Männern kam in der Dunkelheit den Pfad herauf. Sie trugen die gelben Gewänder der Priesterschaft Muad'dibs, mit Ausnahme ihres Anführers, der eine orangefarbene Robe anhatte. Er verströmte Selbstherrlichkeit, als wäre es sein gutes Recht, jede beliebige Privatzeremonie zu besuchen. »Ich habe eine Bekanntmachung im Namen Muad'dibs dabei. Diese Worte gelten dem Volk von Caladan.«
Jessica trat vor. »Kann das nicht warten? Dies ist unser Fest.«
»Die Worte Muad'dibs warten nicht, um einer lokalen Angelegenheit den Vortritt zu lassen«, sagte der Priester, als würde sich das von selbst verstehen. »Die Bekanntmachung stammt von Korba dem Panegyriker, dem offiziellen Sprecher der Priesterschaft und Repräsentanten des Heiligen Imperators Muad'dib:
›Da Caladan als Kindheitsheimat des Muad'dib heilig ist, muss der Name dieser Welt ihre Bedeutsamkeit widerspiegeln. Die Menschen uralter Zeiten haben diesen Planeten Caladan genannt, doch heute trägt dieser Name keine hinreichende Bedeutung mehr. Genau wie Arrakis von den Gläubigen heutzutage als der Wüstenplanet bezeichnet wird, so soll Caladan in Chisra Sala Muad'dib umbenannt werden, was in der Wüstensprache heißt: Der glorreiche Ursprungsort des Muad'dib. Korba verfügt hiermit, dass alle künftigen Karten des Imperiums diese Änderung wiedergeben sollen. Von jetzt an soll Ihrem Volk die Ehre zuteil werden, den neuen Namen in allen Schriftstücken und Gesprächen zu verwenden.‹«
Die Unverschämtheit dieses Mannes erstaunte Jessica. Sie fragte sich, ob Paul überhaupt von dieser lächerlichen Idee wusste. Das hochmütige Qizarat hielt diese Angelegenheit wahrscheinlich für zu unbedeutend, als dass sie die Aufmerksamkeit Muad'dibs verlangt hätte. Jessica schnitt dem Priester unverzüglich das Wort ab und richtete sich mit der vollen Autorität ihrer Position als Herzogin an ihn. »Das ist inakzeptabel. Ich werde Ihnen nicht gestatten, diesen Menschen ihr Erbe zu nehmen. Sie können nicht ...«
Zu ihrer größten Verblüffung und Verärgerung unterbrach sie der Priester. »Hier geht es um mehr als um das Erbe dieser Menschen.« Er schaute jeden einzelnen Anwesenden an. Die Leute hielten flackernde Fackeln in den Händen, um das Böse abzuwehren, doch jetzt wirkten diese Lichter plötzlich klein und schwach. Der Priester schien nichts außer seiner eigenen Wichtigkeit zu sehen. »Wir werden Ihnen Kopien dieser Bekanntmachung zur Verfügung stellen, damit sie unter den nicht Anwesenden verbreitet werden können. Das Wort Muad'dibs muss von allen gehört werden.«
Er legte Bürgermeister Horvu ein Exemplar des Schriftstücks in die zitternden Hände. Auch Gurney gab er eines, doch dieser warf es zu Boden, wo ein Windzug es ergriff und über die Klippe wehte. Der Priester tat, als hätte er es nicht bemerkt.
Das lodernde Feuer wurde heller und heißer, während die fünf Priester den Rückweg über den Pfad nach unten antraten und die Versammelten zurückließen, damit sie sich wieder ihrer Zeremonie zuwenden konnten. Doch Jessica war nicht mehr nach Feiern zumute.
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Die Erwartungen der zivilisierten Gesellschaft sollten einer Person jeden Schutz bieten, den sie braucht. Doch diese Rüstung wird so dünn wie ein Papiertuch, wenn man es mit dem Unzivilisierten zu tun bekommt.
Aus den Bene-Gesserit-Archiven
In die Höhle des Löwen ... des Corrino-Löwen.
Dank einiger Tricks bezüglich des Gildenprotokolls traf Jessica zur gleichen Zeit ein wie Chani und Irulan, und alle kamen bei dem neuen Gebäudekomplex zusammen, den die Corrinos im Exil errichtet hatten. Shaddams neue Stadt war eine Ansammlung miteinander verbundener Kuppeln, von denen jede abgeschirmte Gebäude enthielt, damit sich die Bewohner mit einem gewissen Maß an Phantasie vorstellen konnten, noch auf Kaitain zu sein.
Vor Ewigkeiten war Salusa Secundus die prunkvolle Hauptwelt des Imperiums gewesen, doch eine entehrte Adelsfamilie hatte dort genug Atomwaffen entfesselt, um sie völlig zu zerstören, indem sie den Planeten mit Strahlung und unkontrollierbaren Feuern überfluteten. Salusa war schon seit sehr langer Zeit tot, doch inzwischen war die Hintergrundstrahlung auf ein erträgliches Maß gesunken, und hartnäckige Lebensformen kamen in einem schwachen, neuen
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