Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
dieser einen Handlung, diesem einen Tod ergaben. »Wie fühlt man sich als Killer?« Ihr Sohn war getroffen und beschämt gewesen.
Und jetzt gestattete er munter den Tod von Milliarden ...
Ich bin Pauls Mutter, dachte Jessica. Sollte ich ihn nicht auf jeden Fall lieben und unterstützen? Doch wenn er auf diesem Weg bleibt, wird die ganze Galaxis ihn als größten Tyrannen der Geschichte sehen.
Irulans Worte klangen steif und förmlich, aber sie erlaubte sich, ein wenig von ihrem Schmerz durchschimmern zu lassen. »Paul spricht nicht offen mit mir. Chani ist seine Vertraute.«
Jessica nahm nicht an, dass Chani Pauls Handlungen jemals kritisierte oder in Frage stellte. Chani zuckte mit den Schultern. »Muad'dib wird von seinen Vorahnungen und von Gott geleitet. Er sieht das, was wir nicht sehen können. Welchen Sinn hat es, nach Erklärungen für das Unerklärliche zu fragen?«
Paul war seinem Versprechen treu geblieben und hatte seine besten Planetologenteams nach Salusa geschickt. Sie arbeiteten im Freien, durchkämmten die Landschaft und errichteten Teststationen. Die Männer hatten nur selten einen Grund, Shaddams Kuppelstadt aufzusuchen.
Jessica blickte aus den Plaz-Aussichtsfenster des gemächlich dahintreibenden Schiffs und sah Büschel widerstandsfähiger Sträucher, von plötzlichen Sturzfluten gegrabene Wasserläufe und bizarre, verdrehte Felsvogelscheuchen, die von den Windgewalten erschaffen worden waren. Trotz der unwirtlichen Umwelt versorgte der Planet eine nicht unbeträchtliche Bevölkerung von abgehärteten Überlebenskünstlern und Nachkommen der Gefangenen, die man hier im Laufe der Jahrhunderte abgesetzt hatte. In Schluchten kauerten sich vereinzelte geschützte Kuppeln und Fertigbauten. Unter ausfahrbaren Reflektorplanen, die Schutz vor den schlimmsten Wetteranstürmen boten, kämpfte das Getreide ums Überleben.
»Im Vergleich zum Wüstenplaneten wirkt Salusa nicht besonders rau«, sagte Chani, die neben Jessica stand. »Es ist offensichtlich, dass die Menschen hier überleben können, wenn sie achtgeben und sich etwas einfallen lassen.«
Irulan näherte sich ihnen von hinten. »Aber angenehm ist es in keiner Weise.«
»Ist es Muad'dibs Aufgabe, es angenehm für sie zu machen?«, erwiderte Chani. »Das müssen die Menschen selber tun.«
»Sie versuchen es«, warf Jessica ein. » Menschen haben diesen Schaden vor langer Zeit angerichtet, und jetzt versuchen Menschen, ihn zu beheben.«
Von der Aussichtsplattform auf der Brücke verkündete Shaddam: »Unser Ziel ist das Nordwestbecken, wo die umfangreichste Wiederaufbauarbeit geleistet wird.« Er zeigte auf einen hervorstechenden Geländeverlauf. »Das derzeitige Lager des Bodenteams befindet sich unten in dieser ausgetrockneten Schlucht. Aus der Luft können Sie alles Nötige sehen.«
»Wir entscheiden selbst, was wir uns ansehen wollen«, sagte Chani. »Landen Sie dort. Ich möchte von Angesicht zu Angesicht mit den Planetologen sprechen. Sie tun ihre Arbeit im Namen meines Vaters Liet.«
»Nein, wir können von hier oben wirklich genug sehen«, antwortete Shaddam, als hätte er das letzte Wort.
Doch Chani ließ sich das nicht bieten. »Irulan und ich haben Anweisung, uns die Sache anzusehen.« Sie warf der Prinzessin einen Seitenblick zu. »Oder haben Sie Angst, sich die Hände schmutzig zu machen?«
Aufgebracht wandte Irulan sich ihrem Vater zu. »Wir landen, und zwar sofort.«
Mit einem Seufzer gab der Imperator die Anweisung an seinen Piloten weiter. Der Lufttransporter und seine Begleitschiffe landeten wie eine Invasionsflotte und erschreckten das arbeitende Planetologenteam. Die Terraformer in ihren staubigen, fleckigen Overalls ließen von ihren Maschinen ab und eilten herbei, um die Besucher zu empfangen.
Die beiden Männer, die die Arbeitsstelle in der Trockenschlucht befehligten, waren Lars Siewesca vom kargen Planeten Culat und ein untersetzter Mann, der sich als Qhomba von Grand Hain vorstellte. Jessica wusste, dass keine dieser beiden Welten ein angenehmer Ort war.
Siewescas Erscheinungsbild verstörte Jessica, denn der Mann war hochgewachsen und drahtig, mit sandblondem Haar und einem sorgfältig geschnittenen Bart. Ahmte er mit Absicht den ermordeten Dr. Liet-Kynes nach? Obwohl unter den Besuchern auch Shaddam IV, seine Tochter Irulan und Lady Jessica waren, beeindruckte es die beiden Planetologen dennoch am meisten, Chani kennenzulernen.
»Tochter Liets! Wir fühlen uns durch Ihren Besuch geehrt«, sagte
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