Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
delikate und komplizierte Mission auszuführen, bei der niemand gemeuchelt werden musste. Bronso und die beiden Arbeiter bewegten sich in perfektem Gleichtakt. Sie gruben tote Pflanzen aus, legten Gräben an, pflügten das Erdreich um und verteilten die chemischen Düngemittel, als wäre das alles für sie nicht mehr als ein weiterer Tanz, auch wenn niemand ihrer Darbietung zusah.
Während dieser quälenden Stunden warf Bronso immer wieder verstohlene Blicke zu den Nebengebäuden. Er sah kleine Wirbelwinde aufsteigen und heftige Böen an den hohen, skelettartigen Bäumen rütteln. Die Winde waren stark genug, um kleine Steine vor sich herzutreiben. Eine Gruppe kurzlebiger Windhosen umkreiste ein bestimmtes Gebäude – unheimliche Staubteufel und bleiche, wirbelnde Winde, die erschienen und wieder verschwanden. Seine Gestaltwandlerspione hatten berichtet, dass es seltsame Wetterstörungen in der Nähe von Tessias Konservatorium gab, konnten allerdings keine Erklärung dafür anbieten.
Doch ein paar kapriziöse Winde machten ihm keine Sorgen. Er hatte jahrelang auf diesen Moment gewartet. Bald war es so weit.
Im Laufe des Tages führte ihre Arbeit sie näher an Tessias Gebäude heran, wo die Ärztinnen sie piesackten, Versuche mit ihr anstellten und zu begreifen versuchten, wie es ihr gelungen war, sich ganz allein vom Schuldspruch zu erholen. Die Gestaltwandler-Schwestern verteilten sich und gingen vorgeblich wichtigen Beschäftigungen nach. Den ganzen Tag lang hatte niemand ihre kleine Gruppe beachtet. Bronso hatte dafür gesorgt, dass die richtigen Papiere bei den richtigen Stellen ausgefüllt worden waren.
Der Trupp verschob den schweren Abfallbehälter, der den unbrauchbaren Mulch enthielt. In der Dämmerung, als das Tageslicht am trügerischsten war, öffneten zwei der Arbeiter die Kiste und holten etwas Mulch heraus, um ein provisorisches Nest zu bilden. Aus ihren eigenen Vorratsbehältern holten sie schnell Thermalisolationen, eine Atemvorrichtung, luftdichte Kleidung und Versiegelungsmaterial hervor.
Bronsos Herz pochte laut. Er spürte kalten Schweiß, der Perlen auf seiner Stirn bildete und ihm über den Rücken rann, als er sich dem Konservatoriumsgebäude näherte, vorgeblich, um die Sträucher zu begutachten. Die starken, unberechenbaren Winde frischten wieder auf, und die Dachziegel auf den Gebäuden bebten und klapperten. Ein Nebel aus Staub und kleinen Bruchstücken traf zischend auf die Außenwände.
Dann öffnete sich die Tür, und Tessia stand vor ihm. Sie sah gealtert aus. Ihr Gesicht war eingefallen, doch ihre Augen leuchteten hell, und ihre Lippen zogen sich zu einem Lächeln auseinander. »Ich habe deine Nachricht im Familienkode erhalten, Bronso. Sehr schlau. Ich bin zum Aufbruch bereit.«
Er hatte ihr so viel zu sagen – aber dazu würde er später noch Zeit haben, wenn sie erfolgreich entkommen waren. Sie mussten die verlorenen Jahre in Worten und Erinnerungen nachholen – es waren zu viele Erfahrungen, um sie in Form von Bruchstücken zu beschreiben. Sie würden ganz von vorn anfangen. »Es ist gefährlich, dich hier herauszuholen, Mutter. Bist du dir sicher?«
»Ob ich nun entkomme oder sterbe – in jedem Fall werde ich keinen weiteren Moment unter ihrer Kontrolle verbringen. Menschen können viel ertragen, Bronso – das weißt du inzwischen selbst –, aber ich bin es leid, ihre Misshandlungen zu erdulden.«
Der verwaschene Trichter eines transparenten Wirbelsturms tauchte hinter ihr auf und ein weiterer gewann an Kraft, doch Tessia wirkte unbesorgt. Die Windhosen kreisten und verflüchtigten sich, während sie zum Container hinübereilte. Die Gestaltwandler drängten sich eng aneinander, um ihr Sichtschutz zu bieten.
»Es wird unbequem, Mutter, aber das ist der einzige Weg.«
»Unbequemlichkeiten sind mir nicht fremd.« Tessia legte das Atemgerät an, wickelte sich in die Thermalisolation und stieg in den Mulch. Die Gestaltwandler schlossen die Lebenserhaltungssysteme an und gaben Tessia Anweisungen.
Ihre Stimme war von der Gesichtsmaske gedämpft, aber sie wandte den Blick kein einziges Mal von Bronso ab. »Ich werde mich in Trance versetzen und so lange wie nötig warten.«
Während die Verschwörer an der Arbeit waren, erschienen und verschwanden die Tornados immer wieder. Es machte den Eindruck, dass sie stärker wurden, bis die Gruppe schließlich die Aufmerksamkeit anderer Bene Gesserit auf sich zog. Die Gestaltwandler-Frauen gingen ihnen entgegen.
Sobald der
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