Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
Abfallbehälter versiegelt und Tessia sicher verstaut war, verschwanden die Wirbelstürme. Es herrschte Windstille.
Sie schafften die Prallbox und ihre gesamte Ausrüstung so schnell wie möglich fort. Bronsos rasender Herzschlag beruhigte sich erst, als sie in sicherer Entfernung zu Wallach IX waren.
73
Man kann von niemandem verlangen, dass er mehr als sein Bestes gibt, selbst wenn er den Erwartungen nicht gerecht wird.
Herzog Paulus Atreides
Nachdem Jessica die Wahrheit enthüllt hatte, verstand Gurney, warum Bronso nicht gefasst werden durfte. Doch Duncan, der sich keiner Winkelzüge bewusst war, stürzte sich weiterhin mit aller Energie in seine Aufgabe.
Während der Ghola Informationen sammelte, hatte Gurney größte Mühe, die Suche unauffällig umzulenken, indem er versuchte, dem Ziel niemals zu nahe zu kommen. Dankenswerterweise waren Bronso und seine geheimnisvollen Verbündeten Meister der Täuschung. Sie legten falsche Spuren aus, die in Sackgassen führten und denen Gurney systematisch folgte, in dem Wissen, dass er auf diesen Wegen nichts finden würde. Es gefiel ihm nicht, seinen Freund zu täuschen, aber seine Loyalität galt vor allem Lady Jessica und dem Haus Atreides. Er wusste, was Paul wollte, und warum er es wollte – im Gegensatz zu Duncan.
Doch der Ghola war nicht nur ein Schwertmeister, er war auch ein Mentat, der sich nicht so leicht an der Nase herumführen ließ. Gurneys zahlreiche absichtliche Misserfolge ließen ihn allmählich leichtgläubig oder unfähig erscheinen. Zweifellos würde Duncan schon bald aufhören, seinen Rat anzunehmen, oder vielleicht sogar offen misstrauisch werden.
Gurney ging in ihrem Hauptquartier in der Zitadelle von Arrakeen auf und ab. »Gestaltwandler sind Tleilaxu-Geschöpfe, also scheint Bronso eine Art Geschäftsvereinbarung mit den Bene Tleilax zu haben. Vielleicht sollten wir nach Thalim gehen und ein paar Tleilaxu-Meister verhören.«
Duncan schüttelte den Kopf. »Die Bene Tleilax hassen das Haus Vernius dafür, dass es sie von Ix vertrieben hat, und dieses Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit. Das wäre mit Sicherheit eine weitere Sackgasse.«
Da auch der Ghola beunruhigende Verbindungen zu den Tleilaxu hatte, fragte sich Gurney, ob er vielleicht nicht gern auf ihre Welt zurückkehren wollte. »Es ist immerhin ein neuer Ansatzpunkt. Inzwischen bin ich bereit, alles zu versuchen.«
»Ich habe einen ganz anderen Ansatzpunkt«, entgegnete Duncan. »Wir sollten unter den Waykus an Bord der Gildenheighliner suchen. Wir wissen, dass dieser Ennzyn alte Bande zu Bronso Vernius hat. Wenn wir ihn finden, erhalten wir vielleicht ein paar Antworten.«
Gurney verbarg sein Erschrecken so gut wie möglich. »Es ist – wie lange? – neunzehn Jahre her, dass die Jungs davongelaufen sind. Woher sollen wir wissen, ob Ennzyn überhaupt noch für die Gilde arbeitet?«
»Weil es den Waykus verboten ist, eine Planetenoberfläche zu betreten. Er kann nirgendwohin gegangen sein. Und wir wissen, dass die Waykus mit Bronso zu tun haben, weil du und Lady Jessica sie auf der Reise nach Arrakis beim Verteilen der umstürzlerischen Schriften beobachtet habt.«
»Stimmt, das haben wir.« Doch damals hatte Gurney nicht gewusst, was er jetzt wusste.
Duncan und Gurney gingen an Bord des nächsten Gildenschiffs, das auf Arrakis eintraf, und marschierten mit Autorisierungspapieren, die von Regentin Alia persönlich unterzeichnet waren, auf die Decks mit eingeschränkter Zugangsberechtigung. Die eingeschüchterten Sicherheitsbeamten der Gilde führten sie zu einer Reihe fensterloser Büroabteile, in denen blässliche Verwalter an Schreibtischen saßen. Obwohl die Verwalter keine Begeisterung für ihre Aufgabe zeigten, wusste die Gilde, woher ihr Gewürz kam, und auch, dass sie sich lieber nicht beklagen sollte.
Ein Verwalter verneigte sich kurz, ohne von seinem Schreibtisch aufzustehen. »Wir gewähren Ihnen vollständigen Zugang zu unseren Personaldaten, aber wir haben kaum Informationen über einzelne Wayku-Angestellte. Sie leben seit vielen, vielen Jahrhunderten auf den Gildenschiffen. Sie sind ... Firmeneigentum, wie Maschinen.«
Gurney runzelte die Stirn. »Bei den Göttern der Unterwelt, Mann! Selbst Ihre Maschinen haben Seriennummern!«
Der Gildenmann dachte einen Moment lang nach und verließ dann den Raum. Kurz darauf kehrte er mit Ausdrucken, Shigadraht-Rollen und gravierten Kristalldokumenten zurück. »Vielleicht befindet sich die von Ihnen
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