Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
verlieren.« Sie erhob sich halb von ihrem Platz. »Nein, die Zwillinge sind Kinder dieses Planeten, und sie gehören in die Wüste. Ich werde ihre Abreise nicht gestatten.«
Irulan mischte sich ein. »Ich habe bereits geschworen, seine Kinder zu behüten und für sie zu sorgen, als wären sie meine eigenen.« Die Prinzessin blickte von Alia zu Jessica, hin- und hergerissen zwischen den Entscheidungsmöglichkeiten. »Aber Lady Jessica hat auch nicht Unrecht, Alia. Vielleicht könnten Leto und Ghanima abwechselnd auf Caladan und dem Wüstenplaneten leben. Das würde den Kindern eine gewisse Ausgewogenheit und ein Bewusstsein für ihre Geschichte geben.«
»Sie sind auch Atreides ...«, gab Jessica zu bedenken.
»Nein!« Alia schien kurz vor einem Wutausbruch zu stehen, und Irulan zuckte zusammen, obwohl sie sich um Beherrschung bemühte. »Niemand versteht diese Kinder besser als ich. Ich werde die Erste sein, die die gefahrvollen Anzeichen einer Besessenheit erkennt. Ich will nichts mehr davon hören – von keiner von euch beiden.«
Irulan verstummte sofort. Jessica begriff, dass die Prinzessin in jedem Fall hierbleiben würde, Alias Launen ausgeliefert und dazu gezwungen, sich nützlich zu machen und dem Regime ihre Loyalität zu beweisen.
Die Sprungtänzer, die von ihrem prominenten Publikum kaum bemerkt wurden, beendeten ihre Vorstellung und standen in einer Reihe auf den Händen da. Einer nach dem anderen sprangen sie nach rechts auf die Füße, verbeugten sich und flitzten aus dem Raum.
Nachdem die Vorstellung vorbei war und die Diskussion über die Kinder sie weiter beschäftigte, erhob sich Jessica von der Steinholzbank. »Bitte gib meinen persönlichen Dank für die gute Vorstellung weiter. Ich ziehe mich in meine Gemächer zurück, um zu meditieren.« Sie ging eilig davon.
Als Jessica einen sonnigen Steingarten erreichte, summte die hartnäckige Fliege wieder in ihrer Nähe, umtanzte ihr Gesicht und schwirrte dicht an ihrem Ohr. Jessica fragte sich, welche schlecht versiegelte Tür in der abgeschotteten Zitadelle das störende Wüsteninsekt eingelassen hatte. Sie schlug danach, doch die Fliege manövrierte sich noch näher an ihr Gesicht heran.
Erschrocken hörte sie plötzlich eine piepsige Stimme von dem Tier. »Lady Jessica, hier spricht Bronso Vernius. Ich habe eine Aufzeichnung in diesem getarnten Gerät verborgen. Ich brauche Ihre Hilfe – es geht um meine Mutter. Bitte kommen Sie zu einem Geheimtreffen. Hören Sie genau zu.« Das ixianische Insektengerät nannte ihr einen Ort und einen Zeitpunkt in zwei Tagen.
In dem Wissen, dass man sie vielleicht sogar hier beobachtete, ging Jessica weiter. Sie zeigte keine Überraschung, wie geschickt Bronso es angestellt hatte, Kontakt zu ihr aufzunehmen. Stattdessen legte sie die Hand vor den Mund, als müsste sie husten, und sagte: »Ich verstehe, und ich werde dort sein.«
Die Fliege schoss davon.
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Ein schon lange toter Dichter versicherte uns einst, dass es besser sei, in der Hölle zu herrschen, als im Himmel zu dienen. Dieser Mann hat niemals Salusa Secundus gesehen.
Imperator Shaddam IV., private Tagebücher
Die neuen Soldaten waren bereits tot, aber nicht so mitgenommen, dass man sie nicht hätte reparieren können. Sie würden wieder kämpfen. Und Shaddam begriff, dass Ghola-Soldaten ein paar ganz besondere Vorzüge hatten.
Unter dem brennenden orangefarbenen Himmel von Salusa Secundus, weit entfernt von allen Terraformingaktivitäten, begleiteten Graf Hasimir Fenring und Bashar Zum Garon den ehemaligen Imperator zu einer abgelegenen Trockenschlucht. Das nächste Leichenschiff würde bald eintreffen.
Muad'dibs Inspekteure überwachten unablässig die Frachtlieferungen nach und von Salusa, aber die Tleilaxu-Totenträger konnten sich frei bewegen. Unter normalen Umständen starben so viele der ums Überleben kämpfenden Verbannten, dass ein Schiff, das Leichen abtransportierte, nichts Ungewöhnliches war. Niemand würde den Verdacht hegen, dass der eintreffende Tleilaxu-Frachter bereits voll war – mit Leichen, die man in Axolotl-Tanks reanimiert hatte.
Jahre zuvor hatte Shaddam sich diesen Plan ausgedacht, und Graf Fenring war zugleich erfreut und überrascht, dass sein Freund tatsächlich auf eine gute Idee gekommen war. Zum Garon, der loyale Sardaukar-Kommandant des gestürzten Imperators, hatte mit den Tleilaxu heimlich Bedingungen ausgehandelt, und Shaddam hatte für viele Schiffsladungen Gholas bezahlt ... Soldaten,
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