Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
Mann!«
Jessica fühlte sich hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, dass man ihren Sohn verehren und lieben sollte, und der Notwendigkeit, den Schaden zu verhindern, den das Gedenken an ihn und sein Martyrium anrichten konnte, wenn es unbefleckt blieb. »Glaubst du, dass ich diese Fragen beantworten kann? Ach Bronso! Versuch dir vorzustellen, wie sehr es mir als seiner Mutter wehtun muss!« Plötzlich wurde ihr klar, worum er sie bat. »Du möchtest meinen Segen dafür, dass du aufhörst, nicht wahr?«
»Mein Herz, mein Kopf und meine Seele sind erschöpft. Ich habe alles gesagt, was ich sagen musste. Ich glaube, ich habe die Aufgabe erfüllt, die Paul mir gestellt hat. Je mehr Regentin Alia versucht, meine Schriften zu unterdrücken, desto mehr Glaubwürdigkeit verleiht sie meinen Aussagen. Soll ich denn immer und immer wieder das Gleiche sagen? Die von mir gesäten Zweifel werden gedeihen – mit oder ohne mich.« Er blickte auf seine Gewürzkaffeetasse, von der er noch keinen einzigen Schluck genommen hatte. »Bitte sagen Sie mir, dass es reicht, Mylady. Sagen Sie mir, dass ich endlich Ruhe finden und zusammen mit meiner Mutter ein neues Leben beginnen kann. Habe ich erreicht, was Paul wollte?«
»Natürlich.« Ihre Stimme versagte für einen Moment. »Du hast bereits alles getan, was Paul von dir verlangt hat – sogar noch viel mehr. Du hast einen Damm gegen die Fluten des Djihads errichtet, der den Strom der Geschichte in eine andere Richtung lenkt. Jetzt können wir nur noch abwarten, wie erfolgreich du warst.« Sie spürte, wie sich in ihr große Erleichterung ausbreitete. Ja, sie konnte ihn freilassen. »Du hast dich uns für lange Zeit entzogen, als du und Paul noch Kinder waren. Stiehl dich davon, verlasse den Wüstenplaneten und finde einen sicheren Ort auf einer der äußeren Welten, damit ich dir eines Tages deine Mutter hinterherschicken kann.«
Seine Augen glänzten hell von glitzernden Tränen. »Ich sorge stets dafür, eine Möglichkeit zu haben, innerhalb weniger Sekunden zu entkommen. Mein Thopter steht getarnt auf dem Dach, und für den Fall, dass dieser Weg blockiert ist, habe ich einen ixianischen Hochgeschwindigkeitslift installiert, der unter die Erde und in ein Netzwerk von Tunneln führt, die die Harkonnen angelegt haben. Ich habe gelernt, für meine Sicherheit zu sorgen.«
»Stets einen Fluchtweg zu haben ist nicht das Gleiche, wie in Sicherheit zu sein.« Jessica war unfähig, ihr Unbehagen abzuschütteln. »Ich fühle mich hier nicht sicher.«
Bronso bedachte sie mit einem erschöpften Lächeln. »Das ist durchaus verständlich. Schließlich sind Sie immer noch eine Atreides, und in dieser Stadt gehen Harkonnen-Geister um.«
Mit einem Gefühl der Beklommenheit hörte Gurney Stimmen über eine Kommunikationsverbindung, als das Kommando weitergegeben wurde. Er berührte seinen Ohrhörer. »Sie sagen, dass es nur Bronso und eine weitere potenzielle Verschwörerin sind. Vielleicht sollten nur wir zwei das machen, Duncan. Wir sollten selber reingehen.«
Wenn er mit Duncan allein war, würde die Loyalität des Gholas es ihnen vielleicht ermöglichen, wenigstens Jessica zu retten.
Der andere Mann schüttelte entschieden den Kopf. »Wir werden ihn nicht unterschätzen. Levenbrech, sperren Sie die umliegenden Straßen ab, umstellen Sie das Gebäude und bewachen Sie jeden möglichen Ausweg. Behalten Sie den Thopter auf dem Dach im Auge, damit er ihn nicht zur Flucht nutzen kann.«
Orik war begierig darauf, seinen Bericht abzugeben. »Unsere Ingenieure haben die Treibstoffzufuhr gekappt und die Düsen sabotiert. Er kann uns nicht davonfliegen.« Mit einem Handzeichen führte der grinsende Levenbrech sie auf den Balkon hinaus und über die Riley-Rampe, die starr und fest blieb, obwohl die Männer mit schweren Schritten hinübermarschierten.
Gurney, der immer verzweifelter wurde, sagte: »Vielleicht sollte ich zuerst reingehen und versuchen, ihn zum Aufgeben zu bewegen. Bronso wird sich an uns erinnern. Mit gefällt die Möglichkeit nicht, dass es Verluste geben könnte ...«
Duncan zog eine finstere Miene. »Das wäre ein dummes Risiko. Nein, wir gehen mit allem rein, was wir haben. Die Zeit für halbe Sachen ist vorbei.«
Der Kommandotrupp signalisierte Bereitschaft, und Gurney hatte einen Kloß im Hals. Er berührte das lange Messer in der Scheide an seiner Hüfte. Mit aktivierten Körperschilden bedeutete Duncan ihnen vorzurücken, und das Netz zog sich zu.
Mit
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