Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
wurde, gemeinsam mit zwei stummen und unnatürlich großen Begleitern, war Jessica zugleich fasziniert und misstrauisch.
Alle drei Männer trugen graue Uniformen mit dem Unendlichkeitssymbol der Gilde am Revers. Der haarlose Anführer der Delegation schien die hektische Betriebsamkeit in den vielen Fabriken der Höhle zu missbilligen, als würde er kontrolliertere Aktivitäten vorziehen. Er machte kleine, schlurfende Schritte, als wäre er das Gewicht seines eigenen Körpers nicht mehr gewohnt.
Rhombur trat vor. »Bringen Sie mir Neuigkeiten über meinen Sohn? Und über Paul?«
Der Mann blickte ihn mit eigenartig unfokussierten Augen an. »Die Raumgilde ist über Ihre Situation informiert. Wir haben Paul Atreides und Bronso Vernius lokalisiert.«
Nach so vielen Tagen der Ungewissheit verspürte Jessica große Erleichterung. »Sie leben und sind unversehrt?«
»Nach unseren letzten Informationen.« Die distanzierte Art des Mannes war entweder ein Anzeichen, dass er Aristokraten verachtete oder dass es ihm schlicht an Umgangsformen mangelte. »Sie haben sich als blinde Passagiere Zugang zu einem Heighliner verschafft und sich als Arbeiter unter den Waykus getarnt. Doch sie waren unvorsichtig und wurden von uns ergriffen.«
Jessica stieß einen hörbaren Seufzer der Erleichterung aus, doch Leto blieb misstrauisch. »Und wo sind sie jetzt? Bringen Sie die Jungen zu uns zurück?«
Der Gildenmann blinzelte verwirrt. Seine beiden großen Begleiter blieben stumm und starrten geradeaus. »Das ist nicht der Grund für unser Hiersein. Wir sind gekommen, um die Kosten für ihre Passage zu kassieren. Ihre Söhne haben eine weite Strecke zurückgelegt, ohne für die Reise zu bezahlen. Die Häuser Atreides und Vernius schulden der Raumgilde einen nicht unerheblichen Betrag.«
Angewidert murmelte Leto einen Fluch. Jessica bohrte nach: »Werden Sie uns wenigstens sagen, wo sich die Jungen aufhalten?«
»Über diese Information verfüge ich nicht.«
»Bei der zinnoberroten Hölle, Sie haben gerade gesagt, dass Sie die Jungen geschnappt haben!« Rhombur kam einen bedrohlichen Schritt näher, aber die zwei kräftig gebauten Begleiter zuckten nicht einmal mit der Wimper.
»Gemäß den Richtlinien der Gilde wurden die Jungen beim nächsten Zwischenhalt von Bord geschickt.«
»Wo genau?« Leto wurde zunehmend ungeduldiger.
»Wir rühmen uns der Vertraulichkeit und geben keine Informationen über die Bewegungen unserer Passagiere weiter.«
Leto beschloss, es darauf ankommen zu lassen. »In diesem Fall haben wir keinen Nachweis über ihre Reiseroute. Also weigern wir uns, die Passage zu bezahlen.«
Der Gildenmann reagierte verwundert. »Das sind zwei völlig unterschiedliche Angelegenheiten.«
»Vielleicht für Sie, aber nicht für mich. Sagen Sie mir, wo mein Sohn ist, wenn Sie Ihre Kosten erstattet haben wollen.«
Der Funktionär beriet sich mit seinen Gefährten, die leise Bemerkungen von sich gaben, bevor sie schließlich nickten. Jessica fragte sich, wer unter ihnen wirklich das Sagen hatte. »Zuerst das Geld«, sagte der Mann.
»Nein, zuerst der Aufenthaltsort der Jungen«, entgegnete Rhombur.
Leto schäumte. »Es reicht jetzt! Das Haus Atreides garantiert die Überweisung der Kosten an die Gilde. Wenn Sie uns sagen, was wir wissen wollen, werde ich die Solaris unverzüglich anweisen.«
Der Gildenvertreter deutete eine winzige Verbeugung an. »Nun gut. Bronso Vernius und Paul Atreides wurde Asyl in einer Jongleurtruppe gewährt, die vor vier Tagen auf Chusuk landete.«
27
Es gibt eine natürliche Kompatibilität zwischen unseren Kulturen, finden Sie nicht auch? Sowohl Ihre nomadischen Waykus als auch meine Jongleurs sind eingefleischte Weltraumreisende, und in gewisser Weise sind wir alle darstellende Künstler – meine Leute präsentieren spektakuläre Vorführungen, während Ihre so effizient arbeiten, dass die Passagiere kaum bemerken, dass sie bedient werden.
Rheinvar der Großartige, aus einem Brief an seinen Freund, den Wayku Ennzyn
Als die Passagierfähre die Jongleurtruppe auf Chusuk absetzte, drängte sich Bronso dichter an Paul. Er brannte darauf, alle Einzelheiten auf einmal in sich aufzunehmen. »Das Leben eines Jongleurs ist so abwechslungsreich! Wenn wir bei Rheinvars Truppe bleiben, sehen wir jede Woche einen neuen Planeten!«
»Wir haben uns gerade erst der Truppe angeschlossen.« Sie hatten noch nicht einmal die anderen Artisten kennengelernt. Trotzdem war Paul froh, dass sein
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