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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Jeder einzelne Teil mündete in einem Brennpunkt, den er als multidimensionale Reliefkarte seiner eigenen zukünftigen Existenz begriff.
    Er dachte: Die Zeit ist ein Kriterium des Raums, so wie ein Mensch ein Kriterium des Raums ist. Aber Kriterien fesseln uns.
    Er spürte, daß der Trancezustand sich vertiefte. Er kam wie eine Ausdehnung innerlicher Erkenntnis, die seine Identität aufsaugte und ihn spüren ließ, daß er sich veränderte. Es war lebende Zeit, aber er war unfähig, einen Teil von ihr festzuhalten. Erinnerungsfetzen, Zukunft und Vergangenheit, überschwemmten ihn wie sich bewegende Montagen. Ihre Beziehungen unterlagen einem permanenten Tanz. Sein Bewußtsein war eine Linse, ein leuchtender Suchscheinwerfer, der sich auf verschiedene Fragmente richtete und sie isolierte, ohne indes fähig zu sein, die unaufhörlichen Bewegungen und Modifikationen, die an ihm vorbeirauschten, zu bremsen.
    Das, was er und Ghanima geplant hatten, rückte ins Blickfeld des Scheinwerfers und rückte alles andere an den Rand – aber nun erschreckte es ihn. Die Realität dieser Vision verursachte Schmerzen. Sein Ego duckte sich angesichts der Unvermeidbarkeit.
    Und die Haut, die er trug, war nicht die seine! Vergangenheit und Gegenwart wälzten sich durch ihn hindurch und prallten gegen die Barrieren seines Entsetzens. Er konnte sie nicht teilen. Einen Augenblick lang sah er sich selbst Butlers Djihad fortsetzen, den Feldzug, der sich gegen alle Maschinen gerichtet hatte, die menschliches Bewußtsein besaßen. Das mußte die Vergangenheit sein – sie war vergangen und vergessen. Dennoch dauerte es eine Weile, bis seine Sinne die Erfahrung hinter sich brachten. Er hörte einen Ministerialassistenten von einer Kanzel aus verkünden: »Wir müssen die Denkmaschinen vernichten. Die Menschheit muß sich nach ihren eigenen Richtlinien verhalten. Das können Maschinen nicht für sie erledigen. Urteilskraft beruht auf Programmierung, nicht auf Technik. Und wir sind das ultimative Programm!«
    Er hörte die Stimme deutlich und erkannte seine Umgebung – eine weite, finstere Halle mit verdunkelten Fenstern – außerordentlich klar. Die einzigen Lichtquellen waren brennende Fackeln. Und der Ministerialassistent sagte: »Unser Djihad ist ein Dämpfungsprogramm. Wir verweisen alles, was unsere Rolle als Menschen zerstören kann, in seine Schranken!«
    Und er wußte plötzlich, daß dieser Sprecher sich gegen die Computer gewandt hatte, weil er einst ihr Diener gewesen war und sie kannte. Aber auch diese Szene verschwand. Ghanima stand vor ihm und sagte: »Gurney weiß Bescheid. Er hat es mir gesagt. Er benutzte Duncans Worte, und Duncan ist ein Mentat. ›Indem man Gutes tut, entgeht man der Offenkundigkeit; indem man Schlechtes tut, entgeht man der Selbsterkenntnis‹.«
    Das mußte die Zukunft sein – eine ferne Zukunft. Aber er fühlte ihre Realität. Sie war so intensiv wie jede einzelne der Vergangenheiten seiner inneren Leben. Und er flüsterte: »Ist es nicht wahr, Vater?«
    Aber die Gegenwärtigkeit seines Vaters in ihm sagte warnend: »Fordere keine Katastrophe heraus! Du bist im Begriff, stroboskopische Bewußtheit zu erfahren. Ohne sie könntest du dich selbst überrennen und deine Platzmarkierung in der Zeit verlieren!«
    Die nebelhafte Empfindung verschwand. Es donnerte wieder auf Leto nieder. Vergangenheit – Gegenwart – Jetzt. Es gab keine Unterteilung mehr. Er wußte, daß er sich auf diesem Strom würde treiben lassen müssen, aber davor fürchtete er sich. Wie sollte er je zu einem Ort zurückkehren können, den er kannte? Irgend etwas in ihm drängte ihn, den Widerstand aufzugeben. Es war unmöglich, dieses neue Universum und die ihm entströmenden Informationen zum Stillstand zu bewegen. Es klappte nicht. Aber sie konnten doch nicht für ewig und alle Zeiten so weiterfließen! Er mußte den Wechselrhythmus finden und dazwischenzukommen versuchen. Ohne zu wissen, wie es angefangen hatte, fand er sich plötzlich innerhalb eines gigantischen moment bienheureux wieder und war fähig, die Vergangenheit von der Zukunft, von der Gegenwart aus die Vergangenheit und das Jetzt sowohl von der Vergangenheit als auch von der Zukunft aus zu erkennen. Es war eine Ansammlung von Jahrhunderten, die sich ihm zwischen zwei Herzschlägen vermittelte.
    Letos Bewußtsein bewegte sich frei dahin, ohne daß sich Barrieren vor ihm aufrichteten. Namris ›provisorische Zukunft‹ blieb ebenso in ihm wie viele andere. Und während

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