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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Sie sagte: »Das Erlernen von Geduld beginnt mit einigen einfachen Prana-Bindu -Übungen der Beine und Arme und dem Atmen. Die Hände und Finger sparen wir uns für später auf. Sind Sie soweit?«
    Sie nahm auf einem Stuhl ihm gegenüber Platz.
    Farad'n nickte und mimte, um seine Furcht nicht offenbar werden zu lassen, einen erwartungsvollen Blick. Tyekanik hatte ihn davor gewarnt, daß sich hinter Lady Jessicas Angebot möglicherweise ein von der Schwesternschaft inszenierter Betrug verbarg. »Man kann einfach nicht sichergehen, ob sie sich nicht ein zweitesmal von dieser Organisation losgesagt hat – oder von ihr verstoßen wurde.« Farad'n war diesem Argument mit einem Ausbruch entgegengetreten, für den er sich jetzt noch schämte. Und gerade diese vorschnelle Reaktion seines Bewußtseins hatte ihn mißtrauisch gemacht. Er warf einen raschen Blick durch den Raum und musterte die in die Wände eingelassenen, juwelenartigen Steine, die keine waren. Alles, was in diesem Raum geschah, würde aufgezeichnet und von anderen Leuten auf jede Nuance, jedes Wort und jede Bewegung hin analysiert werden.
    Jessica, der nicht verborgen blieb, wem sein Interesse galt, und trotzdem nicht zeigte, was sie wußte, lächelte. Sie sagte: »Um die Geduld zu erlernen, wie es die Bene Gesserit tun, müssen Sie die Instabilität unseres Universums als etwas Grundsätzliches anerkennen. Wir nennen die Natur – und zwar in der Ganzheit ihrer Manifestationen – das ultimative Non-Absolutum. Um Ihre Vision zu befreien und Ihnen zu gestatten, die Bedingungen, die den Wechsel der Natur hervorrufen, zu erkennen, werden Sie zunächst beide Hände eine Armlänge von sich entfernt halten. Starren Sie auf ihre ausgestreckten Hände, zuerst auf die Handflächen und dann auf die Rückseiten. Erkennen Sie Ihre Finger – von allen Seiten. Fangen Sie an.«
    Farad'n tat, wie ihm geheißen, aber er kam sich dabei wie ein Trottel vor. Immerhin handelte es sich um seine eigenen Hände. Und die kannte er.
    »Stellen Sie sich vor, daß Ihre Hände altern«, sagte Jessica. »Sie müssen sich vor Ihren Augen in die Hände eines Greises verwandeln. Sie müssen alt werden, sehr alt. Bemerken Sie, wie trocken Ihre Haut ...«
    »Mit meinen Händen verändert sich gar nichts«, sagte Farad'n. Allerdings spürte er, wie seine Armmuskeln zu zittern begannen.
    »Hören Sie nicht auf, Ihre Hände anzusehen. Machen Sie sie alt, so alt, wie Sie es sich nur vorstellen können. Es kann eine Zeit dauern. Aber sobald Sie sie altern sehen, kehren Sie den Prozeß um. Machen Sie sie wieder jung – so jung, wie es Ihnen möglich ist. Versuchen Sie, sie dazu zu bewegen, sich von Kinder- in Greisenhände zu verwandeln und wieder zurück. Hin und zurück.«
    »Aber sie verändern sich gar nicht!« protestierte Farad'n. Jetzt schmerzten auch schon seine Schultern.
    »Wenn Sie es Ihren Sinnen befehlen, werden sie sich verändern«, sagte Jessica. »Konzentrieren Sie sich auf einen sichtbaren Zeitstrom: Von der Kindheit zum Alter, vom Alter zur Kindheit. Es kann Stunden, Tage oder Monate dauern. Aber man kann es ausführen. Und wenn Sie den Wechselfluß umkehren, werden Sie erkennen, daß jedes System sich lediglich in relativer Stabilität befindet.«
    »Ich dachte, ich würde Geduld lernen.« Seine Stimme klang ärgerlich und frustriert.
    »Und relative Stabilität«, erwiderte Jessica. »Diese Perspektive hat in Ihnen Ihr eigener Glaube erzeugt, und den Glauben kann man mit der Vorstellungskraft manipulieren. Sie haben bisher lediglich eine sehr begrenzte Möglichkeit besessen, sich das Universum zu vergegenwärtigen. Jetzt müssen Sie aus ihm eine eigene Schöpfung machen. Das wird Ihnen erlauben, jede relative Stabilität für den eigenen Bedarf nutzbar zu machen; für jeden Bedarf, den man sich nur vorstellen kann.«
    »Wie lange, sagten Sie, kann das dauern?«
    »Geduld«, erinnerte sie ihn.
    Ein spontanes Grinsen legte sich auf seine Lippen. Er sah Jessica interessiert an.
    »Schauen Sie auf Ihre Hände!« sagte sie barsch.
    Das Grinsen erlosch. Sofort fiel sein Blick wieder auf die ausgestreckten Hände.
    »Was tue ich, wenn meine Arme müde werden?« fragte Farad'n.
    »Aufhören zu reden und sich konzentrieren«, erwiderte Jessica. »Wenn Sie zu müde werden, hören Sie einfach auf. Ruhen Sie sich ein paar Minuten lang aus und beginnen sie erneut. Sie müssen so lange weitermachen, bis es klappt. In Ihrem gegenwärtigen Stadium ist das wichtiger, als Sie möglicherweise

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