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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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einer Sietch-Gemeinschaft.
    Die Musik versetzte Leto in einer wunderliche, altertümliche Grotte. Er sah Frauen, die Gewürzrückstände zerstießen, die man als Brennstoff benutzen konnte, die geronnenes Gewürz zur Gärung brachten oder Kleidungsstücke herstellten. Melange war in diesem Sietch allgegenwärtig.
    Und es kamen Momente, in denen Leto nicht mehr in der Lage war, zwischen der Musik und den Höhlenleuten seiner Vision zu unterscheiden. Die Geräusche eines arbeitenden Webstuhls waren gleichzeitig die Klänge eines Balisets. Aber sein inneres Auge richtete sich weiter auf die aus menschlichem Haar gewobenen Kleider, auf die gestapelten Pelze mutierter Ratten und andere Dinge. Er sah die Sietch-Schule. Die gesamte Ökosprache des Planeten durchlief seinen Geist in den Klängen der Musik. Er glitt durch Küchen und eine lange Kammer, in der man Destillanzüge herstellte und reparierte. Er sah Wettermänner, die ihre Schlüsse aus den markierten Stöcken zogen, die sie von draußen aus dem Sand mitgebracht hatten.
    Irgendwann während dieser Reise brachte ihm jemand etwas zu essen, hielt seinen Kopf mit starkem Arm hoch und fütterte ihn. Leto begriff dies als wirkliches Geschehen, blieb aber weiterhin von der verwunderlichen Bewegtheit des Spiels gefangen.
    Als hätte der letzte Bissen der gewürzdurchsetzten Nahrung es hervorgerufen, sah er einen dahinrasenden Sandsturm. Sich innerhalb des Sturmes bewegende Punkte entpuppten sich als Mottenaugen, die im Licht der Sonne golden leuchteten. Sein ganzes Leben reduzierte sich auf die zähflüssigen Bewegungen eines krabbelnden Insekts.
    Worte der Panoplia Prophetica zogen durch sein Bewußtsein: »Es heißt, daß nichts im Universum standfest, ausbalanciert und dauerhaft ist – daß nichts in seinem Urzustand verbleibt, daß jeder Tag, manchmal sogar jede Stunde, einen Wechsel mit sich bringt.«
    Die alte Missionaria Protectiva wußte, was sie tat, dachte er. Sie wußte über schreckliche Bestimmungen Bescheid. Sie wußte, wie man Menschen und Religionen manipuliert. Selbst mein Vater konnte ihr letztlich nicht entgehen.
    Und darin lag der Schlüssel, nach dem er suchte. Leto konzentrierte sich darauf. Er spürte, wie seine alte Kraft zurückkehrte. Das Kollektivbewußtsein wälzte sich herum und blickte in das Universum. Leto setzte sich auf und stellte fest, daß er sich allein in der im Halbdunkel liegenden Zelle befand. Ein einsames Licht schien durch den Gang, an dem der Mann vorbeigegangen war.
    »Viel Glück für uns alle!« rief Leto in der traditionellen Art der Fremen.
    Gurney Halleck erschien im Torbogen, sein Kopf war eine dunkle Silhouette im schwachen Schein des von außen eindringenden Lichts.
    »Mach Licht«, sagte Leto.
    »Du verlangst nach einem weiteren Test?«
    Leto lachte. »Nein. Jetzt bin ich an der Reihe, euch zu testen.«
    »Wir werden sehen.« Halleck verschwand und tauchte gleich darauf wieder auf. Unter dem linken Arm trug er einen blauschimmernden Leuchtglobus, den er innerhalb des Raums freigab und an die Decke schweben ließ.
    »Wo ist Namri?« fragte Leto.
    »Draußen. Aber ich kann ihn rufen.«
    »Ah, der Alte Ewige Vater wartet ständig mit Geduld«, sagte Leto. Er fühlte sich seltsam befreit.
    »Du gibst Namri den Namen, der Shai-Hulud gehört?« fragte Halleck.
    »Sein Messer ist ein Wurmzahn«, sagte Leto. »Also ist er auch der Alte Ewige Vater.«
    Halleck lächelte grimmig, sagte aber nichts.
    »Du wartest noch immer darauf, daß du dir ein Urteil über mich bilden kannst«, sagte Leto. »Und da es keinen Weg gibt, mir gegen meinen Willen Informationen zu entreißen, stehst du hilflos da. Man kann das Universum nicht bitten, auf Befehle zu reagieren.«
    Ein rasselndes Geräusch hinter Halleck zeigte Leto Namris Erscheinen an. Er blieb einen halben Schritt links von ihm stehen.
    »Ah, die linke Hand der Verdammnis«, sagte Leto.
    »Es zeugt nicht von Weisheit, über die Unendlichkeit und das Absolute Scherze zu machen«, knurrte Namri. Er warf Halleck von der Seite einen Blick zu.
    »Bist du Gott, Namri, daß du die Absolutheit erflehst?« fragte Leto. Er behielt Halleck im Auge. Er war derjenige, der ein Urteil über ihn abgeben würde.
    Beide Männer starrten ihn wortlos an.
    »Jedwedes Urteil bewegt sich am Rande eines Irrtums entlang«, erklärte Leto. »Absolute Gewißheit zu erfahren, bedeutet zu einem Monster zu werden. Jegliches Wissen unterliegt einem nichtendenden, abenteuerlichen Ritt vorbei am Rande der

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