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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Ungewißheit.«
    »Was sollen diese Wortspielereien?« fragte Halleck.
    »Laß ihn ausreden«, sagte Namri.
    »Es ist das Spiel, in das Namri mich eingeweiht hat«, sagte Leto und bemerkte, wie der alte Fremen zustimmend nickte. Sicherlich hatte er das alte Rätselspiel erkannt. »Unsere Sinne verfügen über mindestens zwei Ebenen.«
    »Eine für die Kleinigkeiten und eine für die wichtigen Dinge«, sagte Namri.
    »Exzellent!« erwiderte Leto. »Ihr habt mir die Bagatellen aufgehalst; ich werde euch die Wichtigkeiten liefern. Ich sehe, höre, rieche, fühle. Ich registriere Temperaturschwankungen und schmecke. Ich fühle den Strom der Zeit. Ich will euch ein emotionelles Beispiel geben: Ahhhhh! Ich bin glücklich. Verstehst du, Gurney? Und du, Namri? Es gibt kein Geheimnis des menschlichen Lebens. Es gibt keine zu lösenden Probleme, sondern es sind für mich erfahrbare Realitäten.«
    »Du stellst unsere Geduld auf eine harte Probe, Bursche«, sagte Namri. »Hast du wirklich vor, an diesem Ort zu sterben?«
    Halleck streckte abwehrend die Hand aus.
    »Zunächst einmal bin ich kein Bursche«, sagte Leto und ballte die Faust an seinem rechten Ohr. »Du wirst mich nicht töten, denn ich habe dir eine Wasserschuld aufgebürdet.«
    Namri riß das Crysmesser halb aus der Scheide und schrie: »Ich schulde dir nichts!«
    »Aber Gott erschuf Arrakis, um die Gläubigen zu schmieden«, erwiderte Leto. »Ich habe dir nicht nur meinen Glauben gezeigt, sondern dir auch deine eigene Existenz bewußtgemacht. Das Leben erfordert Dispute. Man hat dir bewußt gemacht – durch mich! –, daß deine Realität sich von der aller anderen unterscheidet; also weißt du, daß du lebst.«
    »Es ist eine gefährliche Sache, sich mir gegenüber nicht ehrerbietig zu zeigen«, knurrte Namri. Er hielt das Crysmesser noch immer halb gezogen.
    »Unehrerbietigkeit«, erwiderte Leto, »ist der notwendigste Bestandteil der Religion. Gar nicht zu reden davon, wie wichtig sie für die Philosophie ist. Unehrerbietigkeit ist die einzige Möglichkeit für uns geblieben, das Universum auf die Probe zu stellen.«
    »Du glaubst also, das Universum zu verstehen?« fragte Halleck und öffnete einen kleinen Spalt zwischen sich und Namri.
    »Ja-a-a«, sagte Namri.
    Es war Tod in seiner Stimme.
    »Nur der Wind kann das Universum verstehen«, sagte Leto. »Es gibt keinen machtausübenden Raum der Vernunft in unserem Gehirn. Schöpfung ist Offenbarung. Gott entdeckte uns in der Leere, weil wir uns vor einem Hintergrund bewegten, den er bereits kannte. Die Mauer war hell. Und auf ihr bewegte sich etwas.«
    »Du spielst Versteck mit dem Tod«, sagte Halleck warnend.
    »Aber ihr seid doch beide meine Freunde«, erwiderte Leto. Er sah Namri an. »Wenn du einem Kandidaten anbietest, sich zu den Freunden deines Sietchs zu zählen, tötest du dann nicht einen Habicht und einen Adler, um das Angebot zu unterstreichen?«
    Namris Hand ließ das Messer fahren. Die Klinge rutschte in das Innere der Scheide zurück. Mit weitaufgerissenen Augen starrte er Leto an. Jeder Sietch hatte seine eigenen, streng gehüteten Aufnahmeriten, und das, was Leto gesagt hatte, stellte einen Teil davon dar.
    Trotzdem fragte Halleck: »Bedeutet dieser Ort dein Ende?«
    »Ich weiß, was du von mir willst, Gurney«, erwiderte Leto und erkannte das Widerspiel von Hoffnung und Mißtrauen auf dem häßlichen Gesicht seines Gegenübers. Er berührte seine Brust. »Dieses Kind ist nie ein Kind gewesen. Mein Vater lebt in mir, aber ich bin nicht er. Du hast ihn geliebt, und er war ein tapferer Mensch, dessen Taten hohe Wellen schlugen. Es war seine Absicht, die Kriegszyklen zurückzuschrauben, aber er unterschätzte die Bewegungen der Unendlichkeit, die sich im Leben ausdrücken. Das ist Rhajia! Namri weiß es. Seine Bewegungen können von jedem Sterblichen wahrgenommen werden. Man hüte sich vor Wegen, die die Möglichkeiten der Zukunft einengen. Sie lenken dich von der Unendlichkeit ab und führen dich in tödliche Fallen.«
    »Was sollte ich von dir erfahren?« fragte Halleck.
    »Er spielt nur mit Worten«, warf Namri ein. Aber seine Stimme kam zögernd und zweifelnd.
    »Ich verbünde mich mit Namri gegen meinen Vater«, sagte Leto. »Und mein Vater in mir verbündet sich ebenso mit uns gegen das, was man aus ihm gemacht hat.«
    »Warum?« verlangte Halleck zu wissen.
    »Weil ich das amor fati über die Menschheit bringen werde, den Akt der äußersten Selbstprüfung. Ich habe mich entschlossen, in

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