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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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diesem Universum mit jeder Kraft zusammenzuarbeiten, die dagegen ankämpft, daß die Menschheit erniedrigt wird. Gurney! Gurney! Du bist weder in der Wüste geboren, noch in ihr aufgewachsen. Dein Fleisch ist nicht fähig, die Wahrheit zu erkennen, von der ich spreche. Aber Namri kann es. Im offenen Land ist jede Richtung so gut wie die andere.«
    »Ich habe immer noch nicht das gehört, was ich hören muß«, schnarrte Gurney.
    »Er spricht für den Krieg und gegen den Frieden«, sagte Namri.
    »Nein«, erwiderte Leto. »Auch mein Vater hat nicht gegen den Krieg gesprochen. Aber seht, was man aus ihm gemacht hat. In diesem Imperium hat der Friede nur eine Bedeutung: Er dient der Weiterverbreitung einer bestimmten Lebensweise. Man redet euch ein, zufrieden zu sein. Das Leben soll uniform sein; auf jedem Planeten so wie hier. Damit es für die Mächtigen überblickbarer bleibt. Die Hauptbemühungen aller Studien der Priesterschaft gehen dahin, die korrekten Formen menschlichen Benehmens zu erlassen. Alles bis ins kleinste zu reglementieren. Und dazu benutzen sie die Worte Muad'dibs! Sag mir, Namri, bist zu zufrieden?«
    »Nein.« Er spuckte das Wort aus, eine spontane Ablehnung.
    »Aber du beschwerst dich?«
    »Natürlich nicht!«
    »Aber du bist nicht zufrieden. Siehst du, Gurney? Namri beweist es uns. Es gibt nicht für jede Frage und jedes Problem eine feststehende Antwort. Man muß Mannigfaltigkeiten zulassen. Ein Monolith ist labil. Warum also erwartest du eine bestimmte Feststellung von mir? Sollen auf diesem Grund die Kriterien deiner Urteilsfindung wachsen?«
    »Willst du mich dazu zwingen, dich zu töten?« fragte Halleck mit tödlichem Schmerz.
    »Nein, ich habe Mitleid mit dir«, erwiderte Leto. »Sende meiner Großmutter die Nachricht, daß ich bereit bin, mit ihr zusammenzuarbeiten. Die Schwesternschaft wird meine Bereitschaft vielleicht anzweifeln, aber ein Atreides pflegt sein Wort zu halten.«
    »Eine Wahrsagerin sollte das überprüfen«, sagte Namri. »Diese Atreides ...«
    »Er wird die Chance, seiner Großmutter zu sagen, was gesagt werden muß, erhalten«, unterbrach ihn Halleck. Er deutete mit einem Nicken in Richtung Eingang.
    Namri blieb, bevor er ging, noch eine Weile stehen und sah Leto an. »Ich bete darum, daß wir das Richtige tun, indem wir ihn am Leben lassen.«
    »Geht, Freunde«, sagte Leto. »Geht und denkt nach.«
    Als die beiden Männer gegangen waren, warf Leto sich auf den Diwan zurück. Er spürte, wie die kalte Oberfläche gegen seine Wirbelsäule drückte. Die Bewegung schickte sein noch unter dem Einfluß des Gewürzes stehendes Bewußtsein in die Welt hinaus. In diesem Augenblick sah er den gesamten Planeten – jedes Dorf, jede Niederlassung, jede Stadt, die Wüste und die Oasen. All die Silhouetten, die in seine Vision einströmten, zeigten bestimmte Strukturen, die mit denen der imperialen Gesellschaft und den physischen Strukturen all ihrer Planeten und Gemeinschaften identisch waren. Eine gewaltige Enthüllung ließ ihn diese Offenbarung so sehen, wie sie war: Ein Fenster, das geradewegs in die unsichtbaren Zonen der Gesellschaft hineinführte. Ihm wurde klar, daß jedes System über ein solches Fenster verfügte. Selbst das System, dem er und das Universum unterworfen waren. Und er begann durch dieses hindurchzusehen, ein kosmischer Voyeur.
    Dies war es, was seine Großmutter und die Schwesterntracht suchten! Er wußte es. Sein Geist schwebte auf einer neuen, höheren Ebene dahin. Er fühlte die Vergangenheit, die er in seinen Zellen mit sich trug, in seinem Bewußtsein und den Urformen, die seine Annahmen bestätigten. Er fühlte sie in den Mythen, die ihn umschlossen, in seinen Sprachen und ihrem prähistorischen Geröll. Es waren alle Umrisse, die auf seine menschliche und nichtmenschliche Vergangenheit zurückgingen und sich über die Leben erstreckten, die er, weil sie endlich in ihn integriert waren, steuerte. Er empfand sich selbst als eine Kreatur, die schließlich von Ebbe und Flut gepackt, auf einen urweltlichen Strand geworfen wurde.
    Vor der Kulisse der Unendlichkeit wurde er zu einem Geschöpf, für das Geburt und Tod das gleiche bedeuteten, auch wenn er sowohl den Beginn wie auch das Ende repräsentierte, ein Produkt molekularer Erinnerungen.
    Wir Menschen sind eine Form von Massenorganismus, dachte er.
    Sie wollten seine Mitarbeit. Sein Versprechen hatte ihm noch einmal einen Aufschub vor dem Stoß von Namris Messer gewährt. Indem sie seine Mitarbeit

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