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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Blinden gefangen zu sein.
    »Weißt du, auf welche Art er zählt?« hatte er sie gefragt. »Als er seinen kleinen Führer bezahlte, habe ich es zufällig gehört. Als er ihm die Münzen reichte, benutzte er dabei die Worte ›shuc, ishcai, qimsa, chuascu, picha, sucta‹. Seit jenen alten Tagen in der Wüste habe ich keinen Menschen mehr auf diese Weise zählen gehört.«
    Das hatte Alia klargemacht, daß Stilgar nicht der richtige Mann war, das zu erledigen, was erledigt werden mußte. Und daß sie sogar sehr sorgfältig mit den Angehörigen ihrer Leibwache würde reden müssen, die ansonsten gewohnt waren, das kleinste Augenzwinkern der Regentin als unaufschiebbaren Befehl zu interpretieren.
    Was hatte der Prediger dort unten vor?
    Der von Balkonen und Arkaden umsäumte Marktplatz zeigte immer noch sein farbiges Gesicht. Alia sah die auf den Tischen ausgebreiteten Waren, hinter denen junge Männer standen, die darauf achteten, daß nichts gestohlen wurde. Auch einige Kaufleute waren zurückgeblieben, die offensichtlich noch auf Kundschaft aus dem Hinterland warteten, die daran gewöhnt waren, ihre Einkäufe mit begehrtem Gewürzgeld zu bezahlen.
    Alia musterte den Rücken des Predigers. Er schien sich auf eine Rede vorzubereiten, sagte jedoch noch kein Wort.
    Warum stehe ich hier und beobachte dieses Relikt längst vergangener Zeiten? fragte sie sich. Es ist unmöglich, daß dieses sterbliche Wrack dort unten das glorreiche Schiff repräsentiert, das einst mein Bruder war.
    Eine Frustration, die so stark war, daß sie beinahe in helle Wut umschlug, überfiel sie. Wie konnte sie etwas über diesen Mann in Erfahrung bringen, wie konnte sie sich eventueller Erfahrungen sicher sein, wenn sie nicht den geringsten Anhaltspunkt über sein bisheriges Leben besaß? Sie konnte sich nicht einmal eingestehen, in ihm mehr als eine vorübergehende Kuriosität zu sehen.
    Selbst Irulan schien ihre Unsicherheit gefühlt zu haben. Die einstudierte Bene-Gesserit-Haltung, derer sie sich sonst stets bediente, war plötzlich von ihr abgefallen, als sie während der Ratsversammlung geschrien hatte: »Wir haben die Macht deshalb verloren, weil wir uns zu stark mit der Errichtung unserer eigenen Denkmäler beschäftigt haben!«
    Das hatte sogar Stilgar schockiert.
    Dennoch hatte Jarvid es geschafft, sie mit den Worten ›Wir haben nicht genügend Zeit, um uns mit derartigem Unfug auseinanderzusetzen!‹ wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.
    Und Jarvid hatte recht gehabt. Wen interessierte es schon, wie sie über sich selbst dachten? Alles, was sie aneinanderkettete, war die Macht über das Imperium, die sich in ihren Händen konzentrierte.
    Aber Irulan, die recht schnell wieder zu Sinnen gekommen war, hatte noch ein stärkeres Geschütz aufgefahren. »Und ich sage euch, daß wir etwas Wesentliches verloren haben: Die Fähigkeit, gute Entscheidungen zu treffen. Wenn wir heutzutage Entscheidungen treffen, tun wir das in einem Sinn, als schlügen wir auf einen Gegner ein. Oder wir zögern sie hinaus, was auch nichts anderes ist als eine Form des Aufgebens. Oder wir überlassen sie anderen und reagieren erst dann, wenn sie ihre Entscheidungen getroffen haben. Haben wir denn völlig vergessen, daß wir es waren, die einst den Kurs festlegten, auf dem wir heute segeln?«
    Und über allem hatte die Frage gestanden, ob man die Geschenke des Hauses Corrino akzeptieren sollte oder nicht.
    Irulan wird das entscheiden müssen, dachte Alia.
    Worauf wartete der alte Mann dort unter ihr noch? Nannte er sich nicht einen Prediger? Warum predigte er dann nicht?
    Was Irulan über das Treffen von Entscheidungen gesagt hatte, war falsch, sagte sich Alia. Ich bin immer noch in der Lage, die richtigen Anordnungen zu geben! Wer Entscheidungen zu treffen hatte, die Leben und Tod bedeuteten, hatte entweder zu handeln oder diskreditierte sich als Halm im Wind. Schon Paul hatte stets die Ansicht vertreten, daß die Stasis von allen unnatürlichen Dingen die gefährlichste sei. Permanenz lag allein in ständiger Bewegung. Die Veränderung allein war ihre Ursache.
    Ich werde ihnen einen Umschwung bringen! dachte Alia.
    Der Prediger hob endlich die Arme und erteilte seinen Segen.
    Einige der Leute, die auf dem Vorplatz zurückgeblieben waren, bewegten sich näher auf ihn zu. Alia fiel auf, daß sie sich langsamen Schrittes bewegten. Natürlich waren auch ihnen schon die Gerüchte zu Ohren gekommen, daß der Prediger Alias Mißfallen auf sich gezogen hatte

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