Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
nicht widersetzen«, sagte Leto.
    »Aber ...«
    »Ich beabsichtige nicht, über diesen Punkt eine Diskussion zu entfachen«, unterbrach er ihren Einwand. »Du wirst mitspielen. Wenn du willst, kannst du dies als einen Befehl deines Herzogs ansehen. Sobald du die Sache hinter dich gebracht hast, wirst du auch meine Absichten erkennen. Man wird dich einem sehr interessanten Menschen vorstellen.« Er stand auf und nickte. Dann meinte er: »Manche Geschehnisse verfügen zwar über ein Ende, aber keinen Beginn. Andere wiederum beginnen zwar, enden aber nie. Alles ist eine Frage des Standpunkts, an dem der Beobachter sich aufhält.« Er wandte sich um und verließ den Raum.
    Im zweiten Vorzimmer traf er auf Ghanima, die eben dabei war, in ihren Privatquartieren unterzutauchen. Als sie Leto sah, verlangsamte sie ihren Schritt, blieb stehen und sagte: »Alia ist momentan mit der Versammlung der Gläubigen beschäftigt.« Als sie einen fragenden Blick in den Gang, der zu Jessicas Räumen führte, warf, sagte Leto: »Es hat geklappt.«

16
     
Eine Greueltat wird nicht nur von Opfer und Täter gleichermaßen als solche empfunden, sondern auch von allen anderen, die sie nicht unmittelbar erfahren. Es gibt zudem keine Entschuldigungen für sie; man kann über sie nicht geteilter Meinung sein. Sie dienen weder dazu, die Vergangenheit zu beschönigen, noch sie nachträglich zu verfälschen: Ihr Sinn besteht einzig und allein darin, die Menschen darauf vorzubereiten, daß die Zukunft ähnliche Dinge für sie bereithält. Sie stellt eine auf sich selbst basierende Verewigung dar, einen barbarischen Inzest. Wer sie begeht, begeht auch jene, die die Zukunft gebiert.
Muad'dibs Apokryphen
     
     
    Kurz nach der Mittagsstunde, nachdem sich der größte Teil der Pilger zurückgezogen hatte, um sich zu erfrischen oder in kühlen Schatten unterzutauchen, betrat der Prediger den großen, viereckigen Platz, der Alias Tempel zu Füßen lag. Er ging auf die Schulter seines sehenden Helfers gestützt und trug die schwarze Gazemaske in einer unter seinem Gewand verborgenen Tasche. Er hatte sie auf Salusa Secundus benötigt, hier jedoch nicht. Der Gedanke, daß sowohl Maske als auch der junge Assan Tarig lediglich den Zweck der Verkleidung erfüllten, amüsierte ihn plötzlich. Gerade die vorgebliche Tatsache, daß er auf die sehenden Augen seines jugendlichen Helfers angewiesen sei, hielt die Zweifel mancher Leute in bezug auf die Person des Predigers wach.
    Der Mythos soll sich weiterentwickeln, dachte er, aber auch die Zweifel müssen bestehen bleiben.
    Um jeden Preis galt es zu vermeiden, daß man die Maske als ein nicht-ixianisches Erzeugnis erkannte. Auch durfte die Hand des Predigers während des Gehens nicht von Assan Tarigs Schulter gleiten. Sobald er den Eindruck erweckte, trotz seiner leeren Augenhöhlen sehen zu können, würden die Zweifel der Menschen schwinden und die kleine Hoffnung, die er in ihre Herzen gesät hatte, einen schnellen Tod sterben. Er rechnete jeden Tag damit, mit einem Ereignis konfrontiert zu werden, über das er stolpern konnte, aber selbst Salusa Secundus hatte sich als nichts anderes erwiesen als ein weiterer Kieselstein, den er mit Leichtigkeit hatte überspringen können. Es hatte sich nichts geändert; und es würde sich auch nichts ändern ... jedenfalls jetzt noch nicht.
    Die Leute, die den Weg des Predigers entlang der Häuserreihen und Geschäfte verfolgten, bemerkten natürlich, wie er gelegentlich den Kopf nach links oder rechts wandte, manchmal den leeren Blick in eine Seitengasse schweifen ließ oder auf jemanden richtete, der seinen Weg kreuzte. Es blieb ihnen nicht verborgen, daß die Bewegungen, die er machte, nicht in allem jenen entsprachen, die man von einem Blinden erwartete. Und auch das würde dazu beitragen, daß der Mythos weiter wuchs.
    Durch einen verborgenen Sehschlitz im Festungsgemäuer ihres Tempels beobachtete auch Alia den Prediger. Sie musterte sein narbenbedecktes Gesicht und suchte in ihm nach einem Zeichen, das ihr mit Sicherheit Aufschluß über die Identität dieses Mannes geben konnte. Bislang hatte man ihr jedes Gerücht über ihn zu Ohren gebracht, und darunter war kein einziges gewesen, das ihr nicht einen furchtsamen Schauder verschafft hatte.
    Sie hatte zunächst angenommen, daß ihr Plan, den Prediger festzunehmen, geheim bleiben würde: Aber auch er war bereits nach kurzer Zeit als Gerücht zu ihr zurückgekehrt. Es schien selbst unter ihren Leibwächtern Leute zu

Weitere Kostenlose Bücher