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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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geben, die nicht in der Lage waren, den Mund zu halten. Jetzt richtete sie ihre ganze Hoffnung darauf, daß die Männer wenigstens ihrer letzten Anweisung den entsprechenden Tribut zollten. Auf keinen Fall durften sie den Mann auf einem dichtbevölkerten Platz überwältigen. Wenn irgend jemand dieser Aktion gewahr wurde, würde sich die Meldung wie ein Lauffeuer verbreiten.
    Auf dem Tempelvorplatz war es heiß und staubig. Der junge Führer des Predigers hatte den zu seinem Gewand gehörenden Schal bis über die Nase hochgezogen, so daß lediglich noch seine dunklen Augen und ein Teil seiner Stirn zu erkennen waren. Der Schal zeigte die charakteristische Ausbuchtung eines jener Schläuche, der zur Wasserfangtasche eines Destillanzuges hinunterführte. Für Alia war das ein sicheres Anzeichen für die Vermutung, daß sie beide aus der Wüste kamen. Aber wo konnten sie sich da versteckt haben?
    Der Prediger hatte auf einen Schal verzichtet. Offenbar machten ihm die sengenden Sonnenstrahlen nichts aus. Er hatte sogar die Kapuze ein Stück zurückgeschlagen, so daß man sehen konnte, daß er keine der zu einem Destillanzug gehörenden Kopfumhüllungen trug. Er wandte sein Gesicht offen der Sonne zu, während die Luft, durch die er sich zu Füßen des Tempels bewegte, vor Hitze flimmerte. An den Stufen, die zum Tempel hinaufführten, stand eine neunköpfige Pilgergruppe, die gerade dabei war, das Abschiedsgebet zu sprechen, da sie offenbar vorhatte, bald wieder abzureisen. In einer schattigen Ecke des Platzes hielten sich etwa weitere fünfzig Personen auf. Es schienen in der Hauptsache ebenfalls Pilger zu sein, die sich unterschiedlichen Arten der Buße hingaben, die ihnen von den Tempelpriestern auferlegt worden waren. Aber auch Schaulustige befanden sich unter ihnen, sowie einige Händler, die offenbar noch nicht genug Geschäfte gemacht hatten, um sich aus der Mittagshitze zurückziehen zu können.
    Während sie die Szene von ihrem verborgenen Sehschlitz aus beobachtete, fühlte Alia die drückende Hitze, die draußen herrschte, beinahe selbst physisch. Ihre Gefühle schwankten zwischen Gelöstheit und Spannung, und der Gedanke, ihr Inneres zu konsultieren, erzeugte einen heftigen Kopfschmerz. Sie fühlte, daß der Baron wieder da war – ständig dienstbereit, aber ebenso jederzeit in der Lage, ihr physischen und psychischen Schmerz zuzufügen, wenn ihre rationale Einsicht in die Dinge versagte.
    Was, wenn dieser Mann da unten wirklich Paul ist? fragte sie sich.
    »Unsinn!« sagte die innere Stimme.
    Aber sie konnte die Berichte, die man ihr über das, was der Prediger sagte, nicht in Zweifel ziehen. Häresie! Es erfüllte sie mit Schrecken, wenn sie daran dachte, daß es ausgerechnet Paul war, der sich anschickte, jene Strukturen, die man in seinem Namen aufgerichtet hatte, zu Fall zu bringen.
    Warum nicht?
    Sie dachte an das, was sie an diesem Morgen bei der Versammlung gesagt hatte, während sie Irulan einen Blick zuwarf, die darauf drängte, die Geschenke es handelte sich um Gewänder – des Hauses Corrino anzunehmen.
    »Auch diese Geschenke werden – wie immer, wenn sie für die Zwillinge bestimmt sind – eingehend untersucht werden«, hatte Irulan lamentiert.
    »Und wenn sich herausstellt, daß sie harmlos sind?« hatte Alia ausgerufen.
    Irgendwie schien ihr dies der am meisten beunruhigende Gedanke zu sein: daß sich herausstellte, daß die Geschenke keinesfalls mit irgendeinem Verrat in Verbindung zu bringen waren.
    Im Endeffekt hatten sie sie dann doch angenommen, und sie waren zu einem anderen Thema übergegangen: Zu der Frage, ob es richtig sei, Jessica einen Sitz in der Ratsversammlung zu geben. Und es war Alia, die durchgesetzt hatte, daß die Stimmabgabe zunächst einmal vertagt worden war.
    Und darüber dachte sie, während sie auf den Prediger hinabsah, nach.
    Er hatte inzwischen die Treppenstufen erklommen und machte auf dem ersten Terrassenabsatz Halt, um sich dem jetzt beinahe ausgestorben daliegenden Vorplatz zuzuwenden. Alia berührte einen neben ihrem Sehschlitz angebrachten Knopf und setzte damit eine Maschinerie in Aktion, die es ihr erlaubte, jedes von nun an unter ihr gesprochene Wort mitzuhören. Eine Welle von Selbstmitleid überspülte sie, als sie zu dem Schluß kam, wie einsam und verlassen sie jetzt hier oben stand. Wem konnte sie noch vertrauen? Sogar Stilgar, der Mann, von dem sie erwartet hatte, daß er sein Letztes für sie geben würde, schien bereits von der Aura dieses

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