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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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einen kalten Schein.
    Stilgar, der eigentlich gar nicht an diesem Ausflug hatte teilnehmen wollen, hatte dem Jungen schließlich nur deswegen zugestimmt, weil dieser seine Neugier erweckt hatte. Welchen Sinn sollte es haben, das Risiko einer Sandüberquerung während der Nacht einzugehen? Leto hatte ihn merken lassen, daß er – wenn Stilgar sich weigerte, mit ihm zu gehen – bereit war, den Marsch allein zu wagen. Und die Art, in der Leto ihm seine Entschlossenheit mitgeteilt hatte, gefiel Stilgar ebensowenig. Sie würden – allein in der Nacht – ein wunderbares Ziel abgeben.
    Leto kniete sich am Rande des Vorsprungs nieder und richtete den Blick auf die südliche Ebene. Es herrschte Totenstille. Als sei er über irgend etwas innerlich unzufrieden, schlug er einen gelegentlich rhythmischen Takt gegen seine Knie.
    Stilgar wartete ab. Es machte ihm nichts aus, in der Stille schweigend dazustehen, die Arme vor der Brust zu kreuzen und abzuwarten, während der laue Wind sanft an seinem Gewand zerrte.
    Für Leto hatte das nächtliche Überqueren des Sandes eine andere Bedeutung: Es war eine Erwiderung an die nagende, innere Zerrissenheit; ein Bedürfnis, aus dem schwelenden, inneren Konflikt, mit dem er Ghanima nicht belasten durfte, einen Ausweg zu suchen. Und er hatte deswegen darauf bestanden, daß Stilgar an diesem Ausflug teilnahm, weil es Dinge gab, die er einfach erfahren mußte, wollte er auf die folgenden Tage ausreichend vorbereitet sein.
    Leto klopfte ungeduldig auf sein Knie. Wenn er doch nur imstande wäre, einen Anfang zu finden! Manchmal kam er sich vor wie eine Verlängerung all jener zahllosen anderen Leben, von denen jedes einzelne ihm so real und gegenwärtig erschien wie sein eigenes. Der Fluß jener Leben kannte kein Ende und strebte keiner Erfüllung entgegen – es gab nur ein sich ewig wiederholendes Beginnen. Gleichzeitig bestand für ihn die Gefahr, daß er auf einen ungezügelten Mob stieß, der sich an ihn klammerte, als sei er nichts als ein Fenster, durch das jedes einzelne dieser Leben sich einen Blick zu werfen bemühte. Und darin lag die Gefahr, die Alias Untergang eingeleitet hatte.
    Leto starrte auf die Staubwolke hinaus, die im Schein des Mondes silbern leuchtete. Der Sturm hatte aus den zahllosen Dünen ein Gewirr von Bodenfalten und Windungen gemacht und Kieselsteine an die Oberfläche getragen, die erzhaltig waren und verhalten glitzerten. Er wurde das Gefühl nicht los, hier einer Situation ausgesetzt zu sein, die identisch war mit jenen, die er stets an den Morgen kurz vor Sonnenaufgang empfand. Die Zeit drückte auf ihn nieder. Jetzt hatte der Monat Akkad begonnen, und hinter ihm lag der letzte einer Reihe scheinbar nie endenwollender, von Hitze und trockenem Wind erfüllter Tage. Ebenso die Nächte: sie waren zermürbend und bestanden aus leerlaufenden, quälenden Stunden.
    Er blickte über die Schulter auf den Schildwall. Er wirkte im Licht der Sterne wie eine gezackte, zerbrochene Mauer. Und hinter ihm, im Gebiet der nördlichen Senke, lag die Ursache seines Problems.
    Erneut schaute er in die Wüste und die heiße Finsternis. Der Tag begann plötzlich heraufzudämmern. Die Sonne tauchte auf, bahnte sich einen Weg durch die Reste der Staubwolken, und Leto mußte die Augen schließen. Er versuchte sich vorzustellen, wie der Sonnenaufgang in diesem Moment über Arrakeen aussah. Die Stadt erschien vor seinem inneren Auge, eine Ansammlung von kleinen Schachteln in einer Mischung von Licht und Schatten. Wüste ... Schachteln ... Wüste ... Schachteln.
    Als er die Augen wieder öffnete, war die Wüste noch immer da – eine unendliche Fläche aus Sand, nichts als ein Spielball des Windes. Die Schatten zwischen den Dünen standen als Überbleibsel der Nacht und überschnitten sich gelegentlich mit dem einer anderen. Leto dachte an die vergangenen Stunden, in denen er hier gekniet hatte, während Stilgar ruhelos neben ihm gestanden hatte: Es war unverkennbar gewesen, daß der ältere Mann sich wegen seines Schweigens und der ungeklärten Gründe ihres Hierseins den Kopf zerbrach. Stilgar mußte allerdings auch eine ganze Reihe von Erinnerungen daran haben, wie er zusammen mit Muad'dib an diesem Ort geweilt hatte, denn sogar jetzt verlor er kein Quentchen seiner Wachsamkeit, suchte die Umgebung mit Blicken ab und schien jederzeit auf eine eventuelle Gefahr vorbereitet zu sein. Stilgar mochte das offene Tageslicht in der Wüste nicht. Was dies anbetraf, war er wirklich noch ein

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