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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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überdimensionaler Eisklumpen.
    »Du bist der einzige, dem ich in dieser Beziehung über den Weg trauen kann«, sagte Alia.
    »Das weiß ich«, murmelte Idaho.
    Als hätte er seine Zustimmung gegeben, lächelte Alia sich in ihrem Spiegel zu.
    »Du weißt«, fuhr Idaho fort, »daß es die Art der Mentaten ist, jeden Menschen lediglich als eine Ansammlung von Beziehungen zu sehen.«
    Alia antwortete nicht. Sie saß da und war in diesem Moment ganz in einer persönlichen Beziehung gefangen, die sie nicht einmal zu verbergen vermochte. Idaho, der in diesem Moment über die Schulter zurücksah, studierte ihren Gesichtsausdruck und schauderte. Es erschien ihm, als stehe sie mit Stimmen in Verbindung, die nur sie allein hören konnte.
    »Beziehungen«, flüsterte Alia.
    Und Idaho dachte: Man muß die alten Agonien von sich abschütteln, wie die Schlange sich ihrer Haut entledigt – nur um in sich neue heranwachsen zu lassen, die einem deutlich machen, wo seine Grenzen liegen, die man akzeptieren muß. Vor dem gleichen Dilemma standen alle Regierungen – und auch die Regentschaft. Wenn sie alt werden, kann man sie beiseite fegen wie einen Haufen rostiger Nägel. Ich muß eine Lösung finden, aber keine, die in die Richtung zielt, die Alia einschlagen will.
    Alia zuckte plötzlich die Achseln und sagte: »Leto sollte in Zeiten wie diesen nicht solche Spaziergänge unternehmen. Ich werde ihn darauf hinweisen.«
    »Nicht einmal mit Stilgar?«
    »Nicht einmal mit ihm.«
    Sie stand auf, verließ ihren Platz vor dem Spiegel, stellte sich neben Idaho und legte eine Hand auf seinen Arm.
    Er unterdrückte einen Schauder und bemühte sich, sie mit den berechnenden Augen des Mentaten zu sehen. Trotzdem revoltierte irgend etwas in ihm dagegen.
    Es lag an ihr. Er brachte es nicht fertig, sie anzusehen, atmete den Gewürzgeruch ihrer Kosmetika ein und räusperte sich.
    Sie sagte: »Ich werde heute damit beschäftigt sein, Farad'ns Geschenke zu untersuchen.«
    »Die Kleider?«
    »Ja. Nichts von dem, was er tut, ist, was es scheint. Und wir sollten nicht vergessen, daß sein Bashar Tyekanik ein Experte auf den Gebieten Murky, Chaumas und allen anderen Möglichkeiten heimtückischen Meuchelmordes ist.«
    »Das ist der Preis der Macht«, sagte Idaho und zog sich von ihr zurück. »Aber immerhin können wir uns noch bewegen – darin sind wir Farad'n über.«
    Alia studierte sein ausdrucksloses Gesicht. Manchmal war die Funktionsweise seines Bewußtseins nahezu unergründlich für sie. Glaubte er, daß lediglich die Freiheit der Tat eine militärische Kraft aufrechterhalten konnte? Nun, das Leben auf Arrakis war einfach über eine zu große Zeitspanne hinweg sicher gewesen. Sinne, die sich zu lange auf omnipräsente Gefahren konzentrierten, ohne daß diese jemals eintrafen, führten dazu, daß sie nach und nach an Wachsamkeit verloren.
    »Ja«, sagte sie. »Und wir haben immer noch die Fremen.«
    »Beweglichkeit«, wiederholte Idaho. »Wir dürfen nicht zum Gegenteil entarten. Das wäre die größte Narretei, die wir begehen könnten.«
    Der Tonfall, in dem er diese Worte sprach, verunsicherte sie. Alia sagte: »Farad'n wird jede Möglichkeit, uns zu vernichten, nutzen.«
    »Ah«, erwiderte er, »das ist es. Das ist eine Form der Initiative, eine Beweglichkeit, die wir in den alten Tagen nicht besaßen. Wir hatten einen Code – den Code des Hauses Atreides. Wir haben für jeden unserer Schritte bezahlt, während unser Gegner die Rolle des Plünderers spielte. Diese Einschränkung gilt heute natürlich nicht mehr. Jetzt können wir uns beide bewegen – sowohl das Haus Atreides als auch das der Corrinos.«
    »Wir entführen meine Mutter sowohl, um sie vor einer Gewalteinwirkung, als auch vor Gefahren jeglicher anderen Art zu beschützen«, sagte Alia. »Wir leben immer noch nach unserem Code!«
    Idaho sah auf sie hinunter. Sie kannte die Gefahr, die darin lag, einen Mentaten zur Analyse zu provozieren. Hatte sie denn noch immer nicht begriffen, was er herausgefunden hatte? Und dennoch ... er liebte sie noch immer. Idaho rieb sich mit einer Hand über die Augen. Wie jung sie aussah. Jessica hatte recht: Alia erweckte den Eindruck, als sei sie in all den Jahren ihres Zusammenseins um keinen Tag gealtert. Immer noch besaß sie die weichen Züge ihrer von der Bene Gesserit ausgebildeten Mutter. Aber ihre Augen deuteten auf das Erbe der Atreides hin: Sie waren abschätzend, fordernd; wie die eines Falken. Aber in ihrem Blick lag noch etwas

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