Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten
›Wasserkrankheit‹.
Stilgar,
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»Es ist nicht einfach für mich, dich darum zu bitten«, sagte Alia, »aber ... ich muß dir klarmachen, daß auf Pauls Kinder ein Imperium wartet, das sie erben werden. Es gibt noch einen weiteren Grund, aus dem ich die Regentschaft übernommen habe.«
Sie wandte sich von dem Spiegel, an dem sie ihre Morgentoilette erledigt hatte, ab und sah ihren Mann an. Wie würde er auf ihre Worte reagieren? Duncan Idaho bedurfte in Augenblicken wie diesen stets eines kontrollierenden Blickes, denn es gab nicht den geringsten Zweifel, daß aus ihm in letzter Zeit weit mehr geworden war als jener ehemalige Schwertmeister des Hauses Atreides, den er in der Vergangenheit verkörpert hatte. Seine äußere Erscheinung war freilich die gleiche geblieben: Noch immer trug er das schwarze Haar kurz. Auch seine Züge waren dunkel geblieben. Aber in den Jahren, die ihn aus dem Status eines Ghola herausgerissen und zum Erwachen gebracht hatten, war in ihm auch eine innere Metamorphose vor sich gegangen.
Alia fragte sich – und sie hatte sich dies schon sehr oft gefragt – was seine Neugeburt als Ghola für Auswirkungen auf ihn gehabt hatte. Bevor die Tleilaxu ihn die Auswirkungen ihrer geheimen Wissenschaft hatten spüren lassen, war Duncan ein klarer Parteigänger der Atreides gewesen; loyal und einem fanatischen Ehrencodex unterworfen, der sogar dazu geführt hatte, daß er für die Familie sein Leben ließ. Wäre er nicht gewesen, wäre der Kampf gegen das Haus Harkonnen in letzter Konsequenz möglicherweise gescheitert. Paul verdankte ihm sein Leben. Aber die Tleilaxu hatten Duncans Körper den Sardaukar abgekauft und ihn in ihren Regenerationsbottichen zu einem Zombie-Katrundo heranwachsen lassen. Nach seinem Erwachen hatte er über das Fleisch Duncan Idahos verfügt – aber nicht mehr über seine Erinnerungen. Man hatte ihn zum Mentaten ausgebildet und Paul als Geschenk überreicht, dem er als menschlicher Computer jedoch nur so lange dienen sollte, bis ihn ein hypnotischer Befehl dazu veranlaßte, seinen Eigentümer zu erschlagen. Irgendwie war es dem Körper Duncan Idahos gelungen, sich aus der Umklammerung der Verschwörer zu entwinden – und dann war auch seine eigene Vergangenheit, sein Bewußtsein zu ihm zurückgekehrt.
Es war Alia bereits seit langem klar, daß es gefährlich sein konnte, in der Privatheit ihrer Gedanken von ihm einfach als Duncan zu denken. Der Ghola-Name, den man ihm verliehen hatte, paßte besser zu ihm: Hayt. Viel besser. Und weiterhin war ihr klar, daß er unter keinen Umständen etwas davon erfahren durfte, daß der alte Baron Harkonnen sich in ihrem Bewußtsein ausgebreitet hatte.
Duncan sah, daß Alia ihn musterte und wandte sich ab. Selbst die Liebe konnte nicht verschleiern, daß mit ihr eine Veränderung vorgegangen war. Ebenso blieben ihm ihre Motive nicht verborgen. Die facettierten Metallaugen, mit denen die Tleilaxu ihn ausgestattet hatten, dienten ihm nicht nur zum Sehen, sondern auch zu anderen Wahrnehmungen. Sie konnten mehr, als man gemeinhin vermutete.
»Warum drehst du dich um?« fragte Alia.
»Ich muß darüber nachdenken«, sagte Duncan. »Die Lady Jessica ist eine ... Atreides.«
»Und deine Loyalität gehört dem Haus und nicht mir«, entgegnete Alia.
»Du solltest aufhören, mich mit derartigen Interpretationen zu beeinflussen«, erwiderte Duncan.
Alia biß sich auf die Lippe. War sie zu schnell vorgeprescht?
Duncan durchquerte den Raum und blieb an einer mit einem leichten Vorhang bedeckten Fensteröffnung stehen. Von hier aus konnte er genau auf den Tempelvorplatz sehen. Die Pilger versammelten sich bereits. Sie wurden von arrakisischen Krämern umschwärmt, die sich am Rand der Menschenschlange entlangbewegten wie ein Rudel Raubtiere, das einer Viehherde von der Flanke aus zusetzte. Er konzentrierte sich auf eine bestimmte Händlergruppe, die Gewürzkörbe auf den Armen trugen. Hinter ihnen, einige Schritte zurück, standen fremenitische Krämer, die selbstbewußt durch die sich versammelnde Menge hindurchschritten.
»Sie verkaufen geätzten Marmor«, sagte Duncan und deutete nach unten. »Wußtest du das? Sie legen die Stücke in die Wüste, damit der Sturmsand sie modelliert. Manchmal kommt es dabei zu interessanten Mustern. Es wird als neue Kunstform bezeichnet, die ziemlich populär geworden ist. Echter, sandsturmzerkratzter Marmor vom Wüstenplaneten. Ich habe letzte Woche ein Stück gekauft. Es sah aus wie
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