Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
Noree für ihn darstellte. Aber daran konnte man nach dieser Nacht wohl kaum noch zweifeln.
Schließlich warf Leto einen Blick in die Zukunft und beauftragte die Kuriere, sich zu den kämpfenden Fischrednern durchzuschlagen. Inzwischen war genug Schaden angerichtet worden. In ganz Onn lagen Leichen verstreut. Manche davon waren zwar wirklich Gestaltwandler, aber andere hatte man nur dafür gehalten.
Und viele haben mich töten sehen, dachte Leto.
Während er auf Hwis Ankunft wartete, verschaffte er sich eine Übersicht über das, was geschehen war. Dies war kein typischer Tleilaxu-Angriff gewesen – aber zusammen mit der vorher erfolgten Attacke auf der Straße nach Onn paßte er in ein neues Muster. Die beiden Angriffe deuteten darauf hin, daß sie von einem Einzelwesen ausgeheckt worden waren, das tödliche Ziele verfolgte.
Ich hätte dort draußen sterben können, dachte Leto.
Das konnte erklären, warum er diesen Angriff nicht vorhergesehen hatte, aber es gab noch einen tieferliegenden Grund. Er spürte allmählich, wie ihm dieser Grund immer heller ins Bewußtsein drang und alle Hinweise miteinander verband. Welcher Mensch kannte den Gott-Kaiser am besten? Wer besaß ein Geheimversteck, von dem aus er konspirieren konnte?
Malky!
Leto rief eine Wache und trug ihr auf, nachzufragen, ob die Ehrwürdige Mutter Anteac Arrakis bereits verlassen hatte. Kurz darauf kehrte die Wache zurück und meldete:
»Anteac ist noch in ihrer Unterkunft. Die Kommandantin der dort stationierten Fischredner sagt, auf sie sei kein Angriff erfolgt.«
»Ich habe eine Botschaft für Anteac«, sagte Leto. »Frage sie, ob sie jetzt versteht, warum ich ihre Delegation so weit von mir entfernt untergebracht habe. Dann sage ihr, daß sie, während sie sich auf Ix aufhält, nach Malky Ausschau halten soll. Sie soll seinen Aufenthaltsort unserer örtlichen Garnison auf Ix mitteilen.«
»Malky – der Ex-Botschafter von Ix?«
»Genau der. Er darf nicht weiterleben und frei sein. Weise die Garnisonskommandantur auf Ix an, daß sie eng mit Anteac zusammenarbeiten und ihr jedwede Hilfe und Unterstützung gewähren soll. Man soll Malky zu mir bringen oder ihn exekutieren – was immer die Garnison für nötig erachtet.«
Die Gardistin nickte. Schatten huschten über das Gesicht der Frau, die inmitten des Lichtringes stand, der Letos Züge beschien. Sie bat nicht einmal darum, daß er seinen Befehl wiederholte: Die engsten Wachen, die Leto umgaben, waren darin ausgebildet worden, jedes seiner Worte geistig aufzuzeichnen. Sie konnten jedes Wort des Gott-Kaisers exakt wiederholen, einschließlich der Betonung, und würden nie etwas vergessen, was sie ihn hatten sagen hören.
Als sie gegangen war, schickte Leto ein privates Anfragesignal aus und bekam innerhalb von Sekunden Kontakt mit Nayla. Das im Innern seines Wagens installierte ixianische Gerät erzeugte eine unidentifizierbare Version ihrer Stimme. Es war ein flaches, metallisch klingendes Klirren, das nur für seine Ohren bestimmt war.
Ja, Siona hielt sich in der Zitadelle auf. Nein, sie hatte ihre Rebellenfreunde nicht kontaktiert. »Nein, sie hat keine Ahnung, daß ich sie observiere.« Der Angriff auf die Botschaft? Eine Splittergruppe hatte ihn ausgeführt. Sie nannte sich »Das Tleilaxu-Kontakt-Element«.
Leto seufzte. Rebellengruppen gaben sich stets so hochtrabende Namen.
»Irgendwelche Überlebenden?« fragte er.
»Man weiß von keinen.«
Leto fand es erheiternd, daß die metallisch klingende Stimme keinerlei Gefühle zeigte, sein Gedächtnis aber sehr wohl.
»Du wirst Kontakt mit Siona aufnehmen«, sagte er. »Gestehe ihr, daß du zu den Fischrednern gehörst. Sag ihr, du hättest dies deswegen bis jetzt verschwiegen, weil du Angst vor einer Entlarvung hattest, da du der einzige Fischredner bist, der ihr die Treue hält. Erneuere den Eid, den du ihr geleistet hast. Sag ihr, daß du bei allem, was dir heilig ist, schwörst, Siona in allem zu gehorchen. Wenn sie dir einen Befehl erteilt, wirst du ihn ausführen. All dies entspricht der Wahrheit, wie du sehr gut weißt.«
»Ja, Herr.«
Seine Erinnerungen sagten ihm, daß Nayla mit fanatischem Nachdruck antwortete. Sie würde gehorchen.
»Wenn die Möglichkeit besteht, sorge dafür, daß Siona und Duncan Idaho miteinander allein sein können«, sagte er.
»Ja, Herr.«
Den Rest erledigt die Nähe, dachte Leto.
Er brach den Kontakt zu Nayla ab, dachte einen Augenblick lang nach und schickte dann nach der Kommandantin
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