Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
sonders erfunden sind?«
Hwi hatte ihr mit einer derart seltsamen Unverbindlichkeit geantwortet, daß nicht einmal Anteacs Wahrheitssinn und ihre Mentatfähigkeiten ihre Worte dechiffrieren konnten.
»Ihr habt mit ihm gesprochen und ihn beobachtet. Beantwortet Euch diese Frage selbst.«
Anteac fühlte sich leicht irritiert. Trotz ihrer Jugend war diese Hwi auf einem höheren Niveau als die Helferinnen – aber dennoch würde aus ihr nie eine gute Bene Gesserit werden. Welch eine Schande!
»Hast du das auch deiner Regierung auf Ix mitgeteilt?« fragte Anteac.
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Man wird es dort noch früh genug erfahren. Aber eine zu frühe Offenbarung könnte Lord Leto schaden.«
Sie spricht die Wahrheit, sagte sich Anteac.
»Gehört deine Loyalität nicht in erster Linie Ix?« fragte sie.
»Meine Loyalität gehört in erster Linie der Wahrheit.« Hwi lächelte. »Man hat mich auf Ix besser darauf abgestimmt, als man eigentlich wollte.«
»Hält man dich auf Ix für eine Bedrohung des Gott-Kaisers?«
»Ich glaube, man hat mich hauptsächlich geschickt, um Dinge in Erfahrung zu bringen. Bevor ich ging, habe ich über dieses Thema mit Ampre gesprochen.«
»Mit dem ixianischen Außenminister? Meinst du diesen Ampre?«
»Ja. Er ist davon überzeugt, daß Lord Leto Bedrohungen gegen seine Person nur in ganz bestimmten Grenzen zuläßt.«
»Das hat Ampre gesagt?«
»Ampre glaubt nicht daran, daß man die Zukunft vor Lord Leto verbergen kann.«
»Aber der Grund, weshalb ich nach Ix gehen soll, hat offenbar den Grund, daß ...« Anteac brach ab, schüttelte den Kopf und sagte dann: »Warum versorgt Ix den Herrn mit Maschinen und Waffen?«
»Ampre ist der Meinung, daß Ix keine andere Wahl hat. Wer eine zu große Bedrohung darstellt, wird von einer übermächtigen Kraft vernichtet.«
»Und würde Ix sich weigern, wären die Grenzen, die Lord Leto gesetzt hat, schnell erreicht. Ohne Verhandlungen. Hast du über die Konsequenzen nachgedacht, die durch deine Heirat mit Lord Leto entstehen?«
»Ihr meint, man wird anfangen, an seiner Göttlichkeit zu zweifeln?«
»Einige werden diese Tleilaxu-Geschichten glauben.«
Hwi lächelte nur.
Verdammt! dachte Anteac. Wie haben wir dieses Mädchen verloren?
»Er verändert seinen religiösen Plan«, sagte Anteac vorwurfsvoll. »Darum geht es natürlich.«
»Begeht nicht den Fehler, alle anderen an Euch selbst zu messen«, sagte Hwi. Als Anteac Anstalten zu einem Einwand machte, fuhr sie fort: »Aber ich bin nicht hierher gekommen, um mich mit Euch über den Herrn zu streiten.«
»Nein. Natürlich nicht.«
»Lord Leto hat mir befohlen«, sagte Hwi, »Euch in allen Einzelheiten meine Erinnerungen über den Ort meiner Geburt und meines Aufwachsens zu erzählen.«
Als sie jetzt über Hwis Worte nachdachte, starrte Anteac auf das schwarze Quadrat, das auf ihrem Schoß lag. Hwi erinnerte sich an die Einzelheiten jener Dinge, die ihr Herr (und nun auch ihr Bräutigam!) ihr zu erinnern aufgetragen hatte. Sie hatte Details abgespult, die hin und wieder recht langweilig gewesen wären, hätte Anteac keine Mentatfähigkeiten besessen, die es ihr ermöglichten, alle Daten aufzuspeichern.
Als Anteac darüber nachsann, was sie ihren Schwestern im Archiv übermitteln mußte, schüttelte sie den Kopf. Man würde bereits damit beschäftigt sein, den Inhalt ihrer vorherigen Nachricht zu analysieren. Eine Maschine, die sich selbst und ihr Innenleben vom alles durchdringenden Blick des Gott-Kaisers abschirmen konnte? War das möglich? Oder wurde sie möglicherweise schon wieder einer Prüfung unterzogen? Wollte der Gott-Kaiser in Erfahrung bringen, ob die Bene Gesserit es aufrichtig mit ihm meinten? Aber erst jetzt? Wenn er immer noch nicht den Ursprung dieser rätselhaften Hwi Noree kannte ...
Diese neue Entwicklung schaltete auf der Stelle Anteacs Mentatfähigkeiten ein. Sie fragte sich, warum man ausgerechnet sie ausgewählt hatte, um nach Ix zu gehen. Der Gott-Kaiser wollte seinen Fischrednern dieses Wissen vorenthalten. Er wollte nicht, daß sie auf den Gedanken kamen, ihr Herr habe eine schwache Seite!
Aber – war es wirklich so offensichtlich, wie es schien? Es konnte auch eine Finte sein, um einen anderen Plan zu verdecken. Für Lord Leto wäre das typisch gewesen.
Erneut schüttelte Anteac den Kopf. Dann beugte sie sich nach vorn und schrieb ihren Bericht für das Archiv zu Ende. Sie verschwieg dabei, daß der Gott-Kaiser sich eine Braut erwählt hatte.
Die
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