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Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Titel: Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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daß ich sie wegen ihrer kleinen Rebellion verhören und die Namen ihrer überlebenden Genossen erfahren will.
    Da er schwieg, fragte sie: »Hast du die Absicht, mich auf die gleiche Weise umzubringen wie meine Freunde?«
    Sie hat also von dem Kampf um die Botschaft erfahren. Und sie nimmt an, daß ich alles über die rebellischen Aktivitäten, die sie hinter sich hat, weiß. Moneo hat sie also in die Mangel genommen – verdammt soll er sein! Aber gut ... An seiner Stelle hätte ich vielleicht ebenso gehandelt.
    »Bist du wirklich ein Gott?« fragte Siona. »Ich verstehe nicht, wieso mein Vater das glaubt.«
    Sie hat einige Zweifel, dachte Leto. Ich kann also noch manövrieren.
    »Das kommt auf die Definition an«, sagte er. »Für Moneo bin ich ein Gott – und das ist eine Wahrheit.«
    »Du warst einmal ein Mensch.«
    Ihre Gedankensprünge fingen an, ihm Spaß zu machen. Sie hatte die selbstverständliche, forschende Neugier, die das Kennzeichen aller Atreides war.
    »Du bist neugierig auf mich«, sagte Leto. »Das gleiche gilt für mich. Ich bin neugierig auf dich.«
    »Wie kommst du darauf, daß ich neugierig bin?«
    »Als du noch ein Kind warst, hast du mich stets äußerst aufmerksam beobachtet. Und den gleichen Blick sehe ich auch jetzt in deinen Augen.«
    »Ja, ich habe mich gefragt, wie es wohl ist, du zu sein.«
    Leto musterte sie. Das Mondlicht zeichnete Schatten unter ihre Augen, so daß er sie nicht erkennen konnte. Er konnte sich jedoch vorstellen, daß ihre Augen von dem absoluten Blau der seinen waren – das Blau der Gewürzabhängigkeit aufwiesen. Mit dieser imaginären Abhängigkeit versehen, bekam sie eine seltsame Ähnlichkeit mit seiner vor langer Zeit gestorbenen Schwester Ghani. Es waren die Umrisse ihres Gesichts und die Anordnung ihrer Augen. Er war drauf und dran, Siona davon zu erzählen, aber dann unterließ er es doch.
    »Ißt du menschliche Nahrung?« fragte Siona.
    »Nachdem ich die Sandforellenhaut angelegt hatte, verspürte ich lange Zeit das Hungergefühl des Magens«, erwiderte Leto. »Hin und wieder habe ich versucht, Nahrung zu mir zu nehmen. Meistens lehnte mein Magen sie ab. Die Zilien der Sandforelle haben sich fast überall in meinem menschlichen Körper verteilt. Das Essen wurde zu einer mühevollen Angelegenheit. Heutzutage nehme ich nur trockene Substanzen zu mir, die hin und wieder ein bißchen Gewürz enthalten.«
    »Du – ißt Melange?«
    »Manchmal.«
    »Aber menschliche Hungergefühle verspürst du nicht mehr?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    Sie starrte ihn abwartend an.
    Die Art, in der sie unausgesprochene Fragen für sich arbeiten ließ, gefiel Leto. Sie hatte einen hellen Kopf und in ihrem kurzen Leben viel gelernt.
    »Der Hunger meines Magens war wie ein finsteres Verlangen; ein Schmerz, dem ich nicht nachgeben konnte«, sagte Leto. »In solchen Fällen rannte ich weg. Ich rannte wie ein Wahnsinniger über die Dünen.«
    »Du – bist weggelaufen?«
    »Damals waren meine Beine länger und stimmten mit den Proportionen meines Körpers noch überein. Ich konnte mich ohne Schwierigkeiten bewegen. Aber der Schmerz des Hungers hat mich nie verlassen. Ich glaube, es ist der Hunger nach meiner verlorenen Menschlichkeit.«
    Er sah, daß sie zögernd Sympathie für ihn empfand. Sie stellte etwas in Frage.
    »Hast du diesen ... diesen Schmerz noch immer?«
    »Jetzt ist es nur noch ein schwaches Brennen. Ein Anzeichen, das auf meine letztendliche Metamorphose hinweist. In ein paar hundert Jahren werde ich wieder unter dem Sand sein.«
    Er sah, daß sich ihre Hände zu Fäusten ballten. »Warum?« verlangte sie zu wissen. »Warum hast du das getan?«
    »So schlimm ist die Veränderung auch nicht. Der heutige Tag hat mir zum Beispiel äußerst gut gefallen. Ich fühle mich ziemlich angenehm.«
    »Es gibt Veränderungen, die man nicht sehen kann«, sagte Siona. »Ich weiß, daß es sie geben muß.« Ihre Finger entspannten sich.
    »Ich sehe und höre weitaus besser als früher, aber mein Tastsinn hat sich nicht verbessert. Nur im Gesicht habe ich noch das Gefühl, das früher mein ganzer Körper hatte. Das vermisse ich.«
    Erneut stellte er in ihr zögernde Sympathie fest. Sie gab sich Mühe, ihn gefühlsmäßig zu verstehen. Sie wollte wissen!
    »Wenn man so lange lebt«, sagte Siona, »wie nimmt man dann den Strom der Zeit wahr? Vergeht die Zeit für einen mit den Jahren immer schneller?«
    »Das ist seltsam, Siona. Manchmal fliegt die Zeit an mir vorbei; manchmal

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