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Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Titel: Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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verstärkte Kraft seiner Augen identifizierte etwas, das sich in der Ferne bewegte, als einen Konvoi, der sich im matten Licht von Onn über die Hochstraße auf das Dorf Tabur zubewegte. Von Tieren gezogene Fahrzeuge.
    Leto konnte ein Erinnerungsbild des Dorfes abrufen. Der Ort klebte zwischen den Büschen, die in der feuchten Umgebung am Innenrand des Walls wucherten. Seine Museumsfremen zogen dort Dattelpalmen und langstielige Gräser – sie betrieben sogar Gemüsegärten. Mit den alten Zeiten, in denen jede bewohnte Ortschaft und jede kleine Senke, in der nur niederes Pflanzenleben vorkam, von einer einzigen Zisterne und einer Windfalle gelebt hatte, war keine Ähnlichkeit mehr. Verglichen mit der Wüste hatte man damals schon üppig gelebt. Aber im Vergleich zum Sietch Tabr war das Dorf Tabur ein wasserreiches Paradies. Jeder heutige Dorfbewohner wußte, daß sich genau hinter der Begrenzungslinie, die der Wall bildete, der nun im Mondlicht glänzende Idaho-Fluß in einer langen Linie südwärts schlängelte. Die Museumsfremen konnten die nackte Innenseite des Walls zwar nicht besteigen, aber sie wußten, daß dahinter Wasser floß. Auch die Erde wußte es. Wenn ein Bewohner Taburs das Ohr gegen den Boden preßte, sprach die Erde mit dem Brausen ferner Stromschnellen.
    Leto fiel ein, daß sich nun die Nachtvögel am Flußufer aufhalten mußten; Geschöpfe, die auf einer anderen Welt im Sonnenlicht leben würden. Der Wüstenplanet hatte mit seinen evolutionären Zauberkräften auf sie eingewirkt, und sie lebten immer noch von der Gnade der Sareer. Leto hatte die Vögel unförmige Schatten über das Wasser werfen und Wellengekräusel erzeugen sehen, wenn sie hinabtauchten, um zu trinken.
    Selbst auf diese Distanz spürte Leto die Macht, die in dem weit entfernten Wasser steckte: Es war etwas Kräftiges, dessen Ursprung in seiner Vergangenheit lag und sich ihm entzog wie der nach Süden ins Farm- und Waldgebiet fließende Strom. Das Wasser strömte zwischen abgerundeten Hügeln hindurch und bewegte sich am Rande eines üppigen Pflanzenlebens entlang, das sämtliche Wüsten dieser Welt ersetzt hatte – ausgenommen dieser letzten, der Sareer, dem Zufluchtsort der Vergangenheit.
    Leto erinnerte sich an die in ihrem Getöse lästigen und bedrückenden ixianischen Maschinen, die die Wasserstraßen in die Landschaft geschnitten hatten. Es erschien ihm, als sei seither nicht viel Zeit vergangen: kaum mehr als dreitausend Jahre.
    Siona bewegte sich und warf ihm einen Blick zu, aber Leto blieb still und richtete seine Aufmerksamkeit auf das, was hinter ihr lag. Über dem Horizont leuchtete ein bleiches, bernsteinfarbenes Licht – es war der Widerschein einer Ortschaft an weit entfernten Wolken. Aufgrund der Richtung und Entfernung wußte Leto, daß es sich um die Stadt Wallport handelte, die sich auf diese Weise aus der öden Umgebung des kalten und schräg einfallenden Lichts des Nordens in das wärmere Klima des Südens versetzen ließ. Das Leuchten der Stadt war wie ein Fenster in seine eigene Vergangenheit. Er spürte es wie einen Blitzschlag in die Brust. Er durchdrang die dicken und krustigen Membranen, die seine Menschenhaut ersetzt hatten, auf der Stelle.
    Ich bin verwundbar, dachte er.
    Trotzdem – er wußte, daß er der Herr dieses Ortes war. Und der Planet war sein Herr.
    Ich bin ein Teil von ihm.
    Er verschlang den Sand und verschmähte das enthaltene Wasser. Sein menschlicher Mund und seine Lungen dienten gerade noch zum Luftholen und um eine gewisse Menschenähnlichkeit aufrechtzuerhalten ... Und zum Reden.
    Sionas Rücken zugewandt sagte er: »Ich unterhalte mich gerne, und ich fürchte den Tag, an dem ich nicht mehr in der Lage sein werde, mich an einer Konversation zu beteiligen.«
    Mit einer gewissen Schüchternheit wandte sie sich um und sah ihn im Schein des Mondlichts an. Ihr Ausdruck verriet offene Abscheu.
    »Ich sehe ein, daß ich in den Augen vieler Menschen ein Ungeheuer bin«, sagte Leto.
    »Warum bin ich hier?«
    Sie kommt direkt zur Sache! Sie würde sich nicht ablenken lassen. Leto fiel ein, daß die meisten Mitglieder der Familie Atreides so gewesen waren. Es war ein Charakteristikum, das er durch seine Zuchtmethoden zu bewahren hoffte. Dieser Wesenszug deutete darauf hin, daß sie sich ihrer Identität bewußt war.
    »Ich muß herausbekommen, was die Zeit aus dir gemacht hat«, sagte er.
    »Wozu mußt du das wissen?«
    Ihre Stimme klingt ein wenig ängstlich, dachte Leto. Sie nimmt an,

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