Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
Frau, mit der er sich unterhalten hatte, zog sich zurück und ließ den Vorhang sinken. Idaho konnte einen kurzen Blick auf ihr Gesicht werfen. Sie war etwas älter und machte einen befehlsgewohnten Eindruck. Er erkannte sie allerdings nicht.
Idaho hielt zwei Schritte vor Moneo an. Moneo nickte.
»Die Wachen sagen, daß Sie nach mir gesucht haben«, sagte er.
»Wo ist er, Moneo?«
»Wo ist wer?«
Moneo musterte Idaho von oben bis unten, bemerkte die altmodische Uniform der Atreides-Truppen, die schwarz war und auf der Brust ihres Trägers einen roten Falken aufwies. Die hohen Stiefel glänzten. Der Mann machte auf ihn ein rituellen Eindruck.
Idaho atmete leise ein und stieß dann mit zusammengebissenen Zähnen hervor: »Fangen Sie kein Spielchen mit mir an!«
Moneo entzog seine Aufmerksamkeit dem in einer Scheide steckenden Messer an Idahos Hüfte. Mit dem juwelenbesetzten Griff sah es aus wie ein Museumsstück. Wo hatte Idaho es gefunden?
»Falls Sie den Gott-Kaiser meinen ...«, sagte Moneo.
»Wo?«
Moneo blieb ruhig. »Warum sind Sie so wild auf Ihren Tod?«
»Es hat geheißen, Sie wären mit ihm zusammen.«
»Das war früher.«
»Ich werde ihn finden, Moneo!«
»Aber nicht jetzt.«
Idaho legte eine Hand auf das Messer. »Muß ich Gewalt anwenden, um Sie zum Sprechen zu bringen?«
»Das würde ich Ihnen nicht raten.«
»Wo ... ist ... er?«
»Da Sie darauf bestehen: In der Wüste, mit Siona.«
»Mit Ihrer Tochter?«
»Gibt es noch eine andere Siona?«
»Was machen sie dort?«
»Sie wird geprüft.«
»Wann kommen sie zurück?«
Moneo zuckte die Achseln. Dann sagte er: »Warum diese unziemliche Verärgerung, Duncan?«
»Was geht bei der Prüfung Ihrer ...?«
»Das weiß ich nicht. Würden Sie mir jetzt sagen, warum Sie dermaßen aufgebracht sind?«
»Dies hier kotzt mich an! Fischredner!« Idaho wandte den Kopf zur Seite und spuckte aus.
Moneo schaute in den sich hinter Idaho ausbreitenden Korridor hinein und rief sich ins Gedächtnis zurück, wie der Mann auf ihn zugekommen war. Da er die Duncans kannte, fiel es ihm nicht schwer, zu ergründen, was seiner gegenwärtigen Wut Nahrung gegeben hatte.
»Hören Sie, Duncan«, sagte Moneo. »Es ist völlig normal für heranwachsende Frauen und Männer, daß sie sich körperlich von Angehörigen ihres eigenen Geschlechts angezogen fühlen. Die meisten werden darüber hinauswachsen.«
»Man sollte es aus ihnen herausprügeln!«
»Aber es ist ein Teil unseres Erbes.«
»Herausprügeln! Und das ist nicht ...«
»Ach, seien Sie doch still! Wenn sie es zu unterdrücken versuchen, nimmt der Druck nur noch mehr zu.«
Idaho musterte ihn. »Und Sie sagen, Sie hätten keine Ahnung, was dort draußen mit Ihrer Tochter vor sich geht!«
»Siona wird geprüft, das sagte ich doch schon.«
»Und was soll ich darunter verstehen?«
Moneo legte eine Hand gegen seine Stirn und stöhnte. Er ließ sie wieder sinken und fragte sich, warum er sich überhaupt mit diesem närrischen und altmodischen Menschen herumstritt.
»Es bedeutet, daß sie dort draußen sterben kann.«
Idaho schien bestürzt zu sein. Jedenfalls regte er sich ein wenig ab. »Wie können Sie zulassen ...?«
» Zulassen? – Glauben Sie etwa, ich hätte eine Wahl?«
»Jeder Mensch kann seine Wahl treffen!«
Ein bitteres Lächeln huschte über Moneos Lippen. »Wie kommt es eigentlich, daß Sie noch viel närrischer sind als die anderen Duncans?«
»Die anderen Duncans!« sagte Idaho. »Wie sind diese anderen gestorben, Moneo?«
»Auf die gleiche Weise, in der wir alle sterben. Ihre Zeit lief einfach ab.«
»Sie lügen.« Idaho stieß diese Worte förmlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Seine Knöchel, die noch immer den Messergriff umklammert hielten, traten weiß hervor.
Immer noch ruhig bleibend, sagte Moneo: »Seien Sie vorsichtig. Das, was ich hinzunehmen bereit bin, hat auch seine Grenzen. Sie haben sie jetzt erreicht.«
»Dieser Ort ist verkommen!« sagte Idaho. Er deutete mit der freien Hand auf den hinter ihm liegenden Korridor. »Es gibt einige Dinge, die ich niemals hinnehmen werde!«
Gedankenverloren starrte Moneo in den menschenleeren Gang hinein. »Sie müssen erwachsen werden, Duncan. Sie müssen es einfach.«
Idahos Hand glitt über das Messer. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Wir leben in empfindlichen Zeiten. Alles was ihn aufbringen könnte – all das muß verhindert werden.«
Idaho befand sich zwar noch immer hart am Rande eines Wutanfalls, aber
Weitere Kostenlose Bücher