Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
gesagt.«
»Das hast du nicht!«
»Wie weit sind wir gekommen, Siona?«
Sie dachte darüber nach. »Dreißig Kilometer? Zwanzig?«
»Weiter«, sagte Leto. »In meinem Element bin ich sehr schnell. Hast du nicht den Wind auf deinem Gesicht gespürt?«
»Ja.« Düster. »Warum fragst du dann mich? «
»Komm runter und stell dich da hin, wo ich dich sehen kann!«
»Weshalb?«
Gut, dachte er. Sie nimmt an, daß ich sie hier sitzen lasse und mich dann so schnell davonmache, daß sie mir nicht mehr folgen kann.
»Komm runter, dann werde ich es dir erklären!« sagte er.
Sie glitt von seinem Rücken herunter und ging um ihn herum, bis sie sein Gesicht vor sich hatte.
»Die Zeit vergeht schnell, wenn man den Kopf voller Gedanken hat«, sagte Leto. »Wir sind fast vier Stunden unterwegs gewesen. Und wir haben dabei fast sechzig Kilometer zurückgelegt.«
»Warum ist das wichtig?«
»Moneo hat etwas Trockennahrung in deine Umhängetasche gesteckt«, sagte er. »Iß ein bißchen, und ich werde es dir sagen.«
Siona fand einen Trockenwürfel aus Protomor in der Tasche und kaute, während sie ihn im Auge behielt, darauf herum. Es war die authentische Nahrung der alten Fremen; sie hatte sogar einen kleinen Melangezusatz.
»Du hast deine Vergangenheit gespürt«, sagte Leto. »Nun mußt du auf deine Zukunft sensibilisiert werden – den Goldenen Pfad.«
Siona schluckte. »Ich glaube nicht an deinen Goldenen Pfad.«
»Wenn du leben willst, wirst du an ihn glauben müssen .«
»Ist das deine Prüfung? Glaube an den großen Gott Leto oder stirb?«
»Du brauchst überhaupt nicht an mich zu glauben. Ich möchte, daß du an dich selbst glaubst.«
»Warum ist es dann so wichtig, wie viele Kilometer wir hinter uns gebracht haben?«
»Damit du begreifst, wie weit du noch wirst gehen müssen.«
Sie berührte ihre Wange mit der Hand. »Ich verstehe ...«
»Wir werden diese meine Wüste zusammen zu Fuß durchqueren«, sage Leto. »Nur wir beide.«
»Du gehst doch gar nicht«, höhnte sie.
»Eine Redensart. Aber du wirst gehen. Das versichere ich dir.«
Siona schaute in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Also deswegen hast du mich gefragt, ob wir Spuren hinterlassen haben.«
»Selbst wenn es sie gäbe, könntest du nicht zurückkehren. In meiner Kleinen Zitadelle gibt es nichts, das du dir nehmen und zum Zweck des Überlebens benutzen könntest.«
»Kein Wasser?«
»Nichts.«
Siona suchte nach der Schulterfangtasche, zog den Schlauch heraus, saugte daran und verstaute ihn wieder. Leto registrierte, mit welcher Sorgfalt sie die Öffnung wieder verschloß. Aber sie zog die Gesichtsmaske nicht über den Mund, obwohl er gehört hatte, wie Moneo sie darauf hingewiesen hatte, wie wichtig dies war. Sie wollte den Mund zum Reden frei haben.
»Das heißt also, daß ich dir nicht weglaufen kann«, sagte sie.
»Lauf weg, wenn du willst!«
Siona drehte sich um und musterte die sie umgebende Öde.
»Über die Wüste sagt man, daß hier eine Richtung so gut ist wie die andere«, meinte Leto. »In gewisser Beziehung stimmt das noch immer, aber ich würde mich nicht darauf verlassen.«
»Aber ich bin wirklich frei und kann dich hier stehenlassen, wenn ich will?«
»Die Freiheit kann ein äußerst eintöniges Gut sein«, sagte er.
Sie deutete auf die abschüssige Seite der Düne, auf der sie angehalten hatten. »Aber ich brauchte einfach nur dort hinunterzugehen und ...«
»Wenn ich du wäre, Siona, würde ich dort, wo du hinzeigst, nicht hinuntergehen.«
Sie musterte ihn kurz. »Warum nicht?«
»Weil auf der abschüssigen Seite einer Düne die Gefahr besteht, daß der Sand ins Rutschen gerät und dich unter sich begräbt, wenn du nicht der natürlichen Neigung folgst.«
Sie sah den Abhang hinunter und verarbeitete seine Information.
»Siehst du, wie hübsch Worte sein können?« fragte Leto.
Sie wandte sich ihm wieder zu und sah ihm ins Gesicht. »Sollten wir dann nicht gehen?«
»Hier draußen lernst du die Entspannung schätzen. Und Entgegenkommen. Es gibt keine Eile.«
»Aber wir haben kein Wasser, außer dem ...«
»Dieser Destillanzug wird dich am Leben erhalten, wenn du ihn weise benutzt.«
»Aber wie lange werden wir brauchen, um ...?«
»Deine Ungeduld macht mich besorgt.«
»Aber wir haben nur diese Trockennahrung, die in meiner Tasche ist! Was sollen wir essen, wenn ...?«
»Siona! Hast du schon bemerkt, daß du im Plural sprichst? Was werden wir essen? Wir haben kein Wasser. Sollten wir
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