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Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

Titel: Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Terra.«
    »Würdest du es noch einmal singen?«
    Er wählte dazu einen seiner besten Baritone – einen vor langer Zeit gestorbenen Künstler, der viele Konzerthallen gefüllt hatte.
     
»Die Mauer der fernen Vergangenheit
Bewahrt mich vor dem alten Fall,
In den die Wasser stürzen!
Und spielende Fontänen
Schneiden Grotten in den Lehm
Unter dem Donnern des Strudels.«
     
    Als er geendet hatte, schwieg sie eine Weile. Dann sagte sie: »Das ist aber ein komischer Marsch.«
    »Er gefiel ihnen, weil sie ihn zergliedern konnten«, sagte Leto.
    »Zergliedern?«
    »Bevor unsere fremenitischen Vorfahren zu diesem Planeten kamen, war die Nacht die Zeit des Geschichtenerzählens, des Gesangs und Rezitierens. In den Tagen des Wüstenplaneten war dies allerdings der künstlichen Finsternis, der tagsüber herrschenden Dunkelheit des Sietch vorbehalten. Denn in der Nacht konnte man hinausgehen und sich draußen bewegen – so, wie jetzt wir beide.«
    »Aber du sagtest zergliedern .«
    »Was hat dieses Lied zu bedeuten?« fragte Leto.
    »Oh. Es ... es ist doch nur ein Lied.«
    »Siona!«
    Sie hörte die Verärgerung in seiner Stimme und schwieg.
    »Dieser Planet ist das Kind des Wurms«, warnte Leto sie. »Und der Wurm bin ich .«
    Mit überraschender Unbekümmertheit erwiderte Siona: »Dann sag mir doch, was es bedeutet.«
    »Ein Insekt kann sich nicht mehr von seinem Volk freisprechen als wir von unserer Vergangenheit«, sagte Leto. »Die Grotten sind da, und ebenso auch alle anderen Botschaften, die von den Stromfontänen geschrieben werden.«
    »Ich höre lieber Tanzmusik«, sagte Siona.
    Das war zwar eine ungezogene Antwort, aber Leto nahm sie auf, um das Thema zu wechseln. Er erzählte ihr vom Hochzeitstanz der Fremenfrauen und verfolgte ihre Schritte zurück bis zu den Staubteufeln. Es machte ihn stolz, eine gute Geschichte zu erzählen. Und anhand ihrer gespannten Aufmerksamkeit erkannte er, daß Siona die Frauen vor ihrem inneren Auge vorbeitanzen sah. Ihre langen, schwarzen Haare flogen, als sie sich in uralten Rhythmen bewegten. Strähnen auf Gesichtern von Menschen, die seit langem schon nicht mehr lebten.
    Als er fertig war, war es beinahe dunkel geworden.
    »Komm!« sagte er. »Der Morgen und der Abend sind immer noch die Zeit der Silhouetten. Laß uns nachsehen, ob noch jemand in der Wüste ist.«
    Siona folgte ihm auf einen Dünenkamm hinauf. Von dort aus suchten sie die sich verdunkelnde Wüste ab. Hoch über ihnen befand sich nur ein Vogel. Ihre Bewegungen hatten seine Aufmerksamkeit erregt. Aufgrund der abgeschrägten Spitzen seiner Flügel wußte Leto, daß er einen Geier vor sich hatte. Er machte Siona darauf aufmerksam.
    »Aber wovon leben sie?« fragte sie.
    »Von allem, das tot oder beinahe tot ist.«
    Das erschreckte sie, und so starrte sie hinter dem einsamen Vogel her, der von den letzten Sonnenstrahlen beschienen wurde.
    Leto kleidete es in folgende Worte: »Ein paar Menschen treiben sich immer noch in meiner Sareer herum. Manchmal wandert ein Museumsfreme herum und verirrt sich. Sie beherrschen bloß noch die Rituale, aber nicht die Kunst des Überlebens. Und dann sind da noch die Wüstenrandgebiete und das, was meine Wölfe übriglassen.«
    Das führte zwar dazu, daß sie sich von ihm abwandte, aber sie konnte nicht verhehlen, daß immer noch Leidenschaft in ihr war. Ihre Prüfung ging bis zum Äußersten.
    »Tagsüber kennt die Wüste nur wenig Gnade«, sagte Leto. »Und das ist auch ein Grund, weshalb wir nachts unterwegs sind. Für einen Fremen bedeutete der Tag kaum etwas anderes als den unablässig wehenden Wind, der sämtliche Spuren im Sand verwischt.«
    Als Siona sich wieder umdrehte, glitzerten ihre Augen von ungeweinten Tränen. Aber sie hielt sich in der Gewalt.
    »Was lebt jetzt hier draußen?« fragte sie.
    »Die Geier, ein paar Nachttiere und hie und da etwas Pflanzenleben; Nachfahren der alten Vegetation, die sich eingraben können.«
    »Ist das alles?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil sie hier zur Welt kamen und ich nicht zulasse, daß sie etwas Besseres kennenlernen.«
    Trotz des leuchtenden Schimmers, der die Wüste in diesem Augenblick überfiel, war es nun beinahe dunkel. Leto musterte Siona und machte sich klar, daß sie seine andere Botschaft noch nicht zur Kenntnis genommen hatte. Er wußte allerdings, daß sie in sie eingedrungen war und sich dort verfestigen würde.
    »Silhouetten«, sagte sie und erinnerte ihn an etwas. »Was hast du zu sehen erwartet, als wir hier

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