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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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dem Salzwasser liegend und die Luft anhaltend, so lange es ging, trieb sie auf einem Meer, das ihr Ich umspülte und alles Leid hinfort wusch. Dies war eine auf ihren Kern reduzierte Stressbehandlung. Eine großartige Gelassenheit überflutete sie.
    Ich treibe dahin, also bin ich.
    Das Kind der Meere warnte, es erneuerte. Ohne es sich je eingestanden zu haben, hatte es sie verzweifelt nach einer Erneuerung verlangt.
    Am vergangenen Abend hatte sie sich das Gesicht angesehen, das vom Fenster ihres Arbeitszimmers reflektiert wurde. Es hatte sie schockiert, wie das Alter und die Verpflichtungen im Zusammenspiel mit der Erschöpfung ihre Wangen hatten einfallen und ihre Mundwinkel herabsinken lassen: ihre sinnlichen Lippen waren dünner, die sanften Kurven ihres Gesichts länger geworden. Nur die zur Gänze blauen Augen verstrahlten noch den üblichen Glanz. Und sie war immer noch groß und muskulös.
    Einem Impuls folgend betätigte Odrade die Rufsymbole und betrachtete die über dem Tisch erscheinende Projektion: das Nicht-Schiff auf dem Boden des Landefeldes der Ordensburg, ein gigantisches Riesending aus mysteriöser Maschinerie, wie außerhalb der Zeit. In den Jahren seines Halbschlafes hatte es eine tiefe Senke in das Landefeld gedrückt; es sah beinahe wie eingewachsen aus. Ein großer Klumpen, dessen Generatoren nicht mehr taten, als es vor den hellsichtigen Suchern zu verbergen, besonders vor den Navigatoren der Gilde, denen es großen Spaß gemacht hätte, die Bene Gesserit ans Messer zu liefern.
    Warum hatte sie dieses Bild gerade jetzt abgerufen?
    Wegen der dort eingeschlossenen drei Personen: Scytale, der letzte überlebende Tleilaxu-Meister, Murbella und Duncan Idaho, deren sexueller Bund sie ebenso zu Gefangenen machte wie das umgebende Nicht-Schiff.
    Und nichts davon ist einfach.
    Aber für Bene Gesserit-Unternehmungen von Rang gab es nur selten einfache Erklärungen. Das Nicht-Schiff und sein sterblicher Inhalt konnte nur als Unternehmen von Rang eingestuft werden. Und als kostenträchtig. Es kostete sie eine Menge Energie, selbst wenn es nur dort herumstand.
    Das Aufkommen knausriger Berechnungen in dieser Sache sprach von einer Energiekrise. Etwas, um das Bell sich zu kümmern hatte. Man hörte es schon ihrer Stimme an, selbst wenn sie sich sachlich gab: »Wir sparen, wo es geht, aber noch mehr können wir nicht einsparen!« Jede Bene Gesserit wußte, daß die Augen der Buchhaltung in dieser Zeit auf sie gerichtet waren und jeden Energieverbrauch der Schwesternschaft mißtrauisch maßen.
    Bellonda betrat unangemeldet das Arbeitszimmer. Sie trug eine Rolle ridulianischer Kristallaufzeichnungen unter dem linken Arm. Sie ging, als würde sie den Boden hassen, sie stampfte auf ihm herum, als würde sie damit sagen wollen: »Da! Nimm das! Und das!« Sie trat den Boden, weil er sich schuldig gemacht hatte, sich unter ihren Füßen zu befinden.
    Odrade spürte, wie sich ihr Brustkorb verengte, als sie Bells Blick sah. Mit einem Klatsch warf Bellonda die Aufzeichnungen auf den Tisch.
    »Lampadas!« sagte sie; in ihrer Stimme war Agonie.
    Odrade verspürte kein Bedürfnis, die Rolle zu öffnen. Das blutige Wasser ist Wirklichkeit geworden.
    »Überlebende?« Ihre Stimme klang belegt.
    »Keine.« Bellonda ließ sich in den Stuhlhund sinken, den sie auf ihrer Seite von Odrades Tisch unterhielt.
    Dann trat Tamalane ein und ließ sich neben Bellonda nieder. Beide sahen leidgeprüft aus.
    Keine Überlebenden.
    Odrade spürte ein leichtes Frösteln, das ihr vom Hals bis in die Fußsohlen lief. Es war ihr egal, daß die anderen zu Zeugen dieser enthüllenden Reaktionen wurden. Ihr Arbeitszimmer hatte schon schlimmere Fehltritte einzelner Schwestern erlebt.
    »Von wem ist der Bericht?« fragte Odrade.
    Bellonda sagte: »Er kam durch unsere MAFEA-Spione und war mit der Spezialmarkierung versehen. Der Rabbi hat uns die Information zugespielt, daran gibt es keinen Zweifel.«
    Odrade hatte keine Ahnung, wie sie darauf reagieren sollte. Sie warf einen Blick auf das weite Bogenfenster, das sich hinter ihren Gefährtinnen befand und sah das weiche Flattern von Schneeflocken. Ja, diese Nachricht verlangte geradezu nach einer Klimaveränderung.
    Die Schwestern der Ordensburg waren nicht gerade glücklich über den plötzlichen Jahreszeitenwechsel. Notwendigkeiten hatten die Wetterkontrolle gezwungen, die Temperaturen Hals über Kopf absinken zu lassen. Es gab keinen schrittweisen Eintritt in den Winter, keine Freundlichkeit

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