Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten
in meinen eigenen Gasträumen haben. Wir werden Suks holen. Laß dir geben, was du brauchst, und bereite dich auf eine Ratsvollversammlung vor. Du bist unsere Sonderberaterin.«
Dortujla sagte, während sie sich auf die Beine kämpfte: »Ich habe seit fast fünfzehn Tagen nicht mehr geschlafen und brauche eine Spezialmahlzeit.«
»Sheeana, sorg dafür! Und bring die Suks her! Tam, du bleibst beim Bashar und Streggi! Regelmäßige Berichte! Er wird zum Standortquartier gehen und das Kommando übernehmen wollen. Sorgt für eine Kom-Verbindung mit Duncan! Nichts darf sie behindern!«
»Ich soll mit ihm hierbleiben?« fragte Tamalane.
»Du bist seine Klette. Streggi bringt ihn ohne dein Wissen nirgendwohin. Er will Duncan als Waffenmeister. Sieh zu, daß er Duncans Festsitzen im Schiff akzeptiert! Bell – falls Duncan irgendwelche waffentechnischen Übungen braucht: Priorität! Noch Fragen?«
Es gab keine Fragen, Gedanken über Konsequenzen, ja, aber die Entschlossenheit von Odrades Verhalten steckte an.
Odrade lehnte sich zurück, schloß die Augen und wartete, bis die Stille ihr sagte, daß sie allein war. Die Kom-Augen beobachteten sie natürlich immer noch.
Sie wissen, daß ich müde bin. Wer wäre es unter diesen Umständen nicht? Diese Ungeheuer haben drei weitere Schwestern umgebracht! Bashar! Sie müssen unsere Peitsche zu spüren bekommen. Sie werden eine Lektion erhalten!
Als sie hörte, daß Streggi mit Teg erschienen war, öffnete sie die Augen wieder. Streggi führte ihn an der Hand, aber es war etwas an ihnen, das besagte, daß hier kein Erwachsener ein Kind begleitete. Tegs Bewegungen verrieten, daß er es Streggi erlaubte, ihn auf diese Weise zu behandeln. Man würde sie warnen müssen.
Tam folgte und begab sich zu einem Stuhl, der in Fensternähe unter der Büste Chenoehs stand. Eine bezeichnende Pose? Tam tat neuerdings seltsame Dinge.
»Wünschen Sie, daß ich bleibe, Mutter Oberin?« Streggi ließ Tegs Hand fahren und blieb an der Tür stehen.
»Setz dich dort neben Tam hin! Hör zu, ohne mich zu unterbrechen! Du mußt wissen, was von dir verlangt wird!«
Teg zog sich auf den Sessel, in dem kurz zuvor noch Dortujla Platz genommen hatte. »Ich nehme an, dies ist eine Kriegssitzung.«
Hinter dieser kindlichen Stimme steckt ein Erwachsener.
»Ich werde dich noch nicht nach deinem Plan fragen«, sagte Odrade.
»Gut. Das Unerwartete braucht mehr Zeit, und vielleicht kann ich dir erst dann sagen, was ich beabsichtige, wenn der Augenblick zum Handeln gekommen ist.«
»Wir haben dich und Duncan observiert. Was interessiert euch an den Schiffen aus der Diaspora?«
»Langstreckenschiffe haben ein charakteristisches Aussehen. Ich sah sie auf der Ebene von Gammu.«
Teg setzte sich zurück, ließ dies auf sich einwirken. Er war froh über die Munterkeit, die er in Odrades Verhalten spürte. Entscheidungen! Keine Beratungen. Es kam seinen Bedürfnissen entgegen. Sie dürfen das volle Ausmaß meiner Fähigkeiten nicht erfahren. Noch nicht.
»Du würdest eine Angriffsstreitmacht tarnen?«
Bellonda trat gerade ein, während Odrade sprach und brummte einen Einwand, als sie sich hinsetzte: »Unmöglich! Sie verfügen über Erkennungscodes und Geheimsignale für ...«
»Laß mich das entscheiden, Bell, oder enthebe mich meines Amtes.«
»Hier geht's um den Rat!« sagte Bellonda. »Du wirst ...«
»Mentat?« Teg sah sie voll an, der Bashar war in seinem Blick zu erkennen.
Als sie schwieg, sagte er: »Stellen Sie meine Loyalität nicht in Frage! Falls Sie vorhaben, mich zu schwächen, können Sie mich auch ersetzen!«
»Er soll ruhig reden«, warf Tam ein. »Dies ist nicht die erste Ratsversammlung, in der sich der Bashar uns als ebenbürtig erwiesen hat.«
Bellonda senkte den Kopf um den Bruchteil eines Millimeters.
Teg sagte zu Odrade: »Die Vermeidung von Krieg ist eine Sache der Intelligenz – ihrer gesamten Mannigfaltigkeit und intellektuellen Stärke.«
Er kommt uns mit seinen Redensarten! Sie hörte aus seinen Worten die Stimme des Mentaten, und Bellonda hörte sie gewiß ebenso. Intelligenz und Intelligence * : zwei Seiten einer Medaille. Ohne sie entstand Krieg oft wie ein Unfall.
Der Bashar rührte sich nicht, er überließ sie ihrem privaten Geschichtswissen. Der Drang zum Konflikt reichte viel tiefer als das Bewußtsein. Der Tyrann hatte recht gehabt. Die Menschlichkeit handelte als ›Bestie in einem‹. Die Kräfte, die das Große Kollektiv-Tier dazu veranlaßten, gingen bis in
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