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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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einem Privatwagen Platz genommen hatten, nahm Bellonda ihren vorwurfsvollen Refrain wieder auf. »Was er auch tut, es könnte alles nur Tarnung sein.«
    Odrade äußerte erneut die oftmals wiederholte Bene Gesserit-Warnung, daß man sich nicht allzu sehr auf Mentaten verlassen sollte. »Die Logik ist blind und kennt oftmals nur ihre eigene Vergangenheit.«
    Tamalane dokumentierte unerwartete Übereinstimmung. »Du wirst allmählich paranoid, Bell!«
    Sheeana sagte leiser: »Ich habe dich sagen hören, Bell, daß Logik zwar beim Pyramidenschach dienlich ist, aber wenn es um die Bedürfnisse des Überlebens geht, zu langsam.«
    Bellonda saß in finsterem Schweigen da. Nur das gedämpfte Zischen und Summen des Röhrentunnels durchdrang die Stille.
    Kränkungen dürfen ins Schiff keinen Einlaß finden.
    Odrade paßte ihren Tonfall dem Sheeanas an. »Bell, liebe Bell. Wir haben nicht die Zeit, über sämtliche Auswirkungen unserer gefährlichen Lage nachzudenken. Wir können nicht mehr sagen: ›Wenn das passiert, werden die Folgen sicherlich jene sein, und in einem solchen Fall müssen wir diese und jene Schritte einleiten ...‹«
    Bellonda lachte – tatsächlich. »O je! Der gewöhnliche Geist vielleicht ein Wirrwarr! Und ich darf nicht verlangen, was wir alle brauchen und nicht haben können – genügend Zeit für jeden Plan.«
    Es war Bellonda die Mentatin, die nun sprach und ihnen sagte, daß ihr gesunder Menschenverstand sie mit Stolz erfüllte (was ein Defekt war). Welch schlecht organisierter, unordentlicher Ort, an dem sie sich befand. Stell dir vor, womit ein Nicht-Mentat gekommen wäre – unter dem Druck dieser Unordnung. Sie langte über den Gang hinweg und tätschelte Odrades Schulter.
    »Ist schon in Ordnung, Dar. Ich werde mich benehmen.«
    Was hätte ein Außenseiter bei diesem Wortwechsel wohl gedacht? fragte sich Odrade. Sie handelten alle vier zum Besten einer Schwester.
    Und ebenso für die notwendige Agonie Murbellas.
    Die Menschen sahen nur das Äußere der Masken, die sie als Ehrwürdige Mütter trugen.
    Wenn wir es müssen (und wir müssen es in diesen Tagen fast immer), funktionieren wir auf erstaunlich hohen Kompetenzebenen. Darin liegt kein Stolz; es ist eine simple Tatsache. Aber wenn wir uns entspannen, bekommen wir – wie das gewöhnliche Volk – am Rande auch jedes Geschnatter mit. Nur hat das unsere die größere Lautstärke. Wir leben unser Leben in einem ungeordneten Durcheinander, wie jeder andere auch. Räume des Geistes, Räume des Körpers.
    Bellonda hatte sich mit auf dem Schoß gefalteten Händen gesammelt. Sie wußte, was Odrade vorhatte, und sie behielt es für sich. Es war ein Vertrauen, das über die Hochrechnung eines Mentaten hinausging und zu etwas wurde, das menschlicher war. Die Hochrechnung war ein wunderbar adaptierbares Werkzeug, gewiß – aber eben nur ein Werkzeug. Letzten Endes hingen alle Werkzeuge von jenen ab, die sie benutzten. Odrade befand sich in der Klemme, ihren Dank nicht zeigen zu können, ohne Vertrauen zu reduzieren.
    Ich muß in aller Stille über das Seil gehen.
    Sie spürte den Abgrund unter sich, das Alptraumbild, das diese Gedanken heraufbeschworen. Der unsichtbare Jäger mit der Axt war nähergekommen. Odrade hätte sich gern umgedreht, um den Schleicher zu identifizieren, aber sie widerstand diesem Verlangen. Ich werde Muad'dibs Irrtum nicht wiederholen! Die Warnung der Vorsehung, die sie zuerst in den Ruinen von Sietch Tabr auf dem Wüstenplaneten gespürt hatte, würde nicht eher gebannt sein, bevor sie oder die Schwesternschaft endete. Habe ich diese schreckliche Bedrohung durch meine Ängste hervorgerufen? Bestimmt nicht! Dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, als hätte sie in der alten Fremen-Festung durch die Zeit geblickt: in die Vergangenheit und sämtliche Zukünfte, die zu einer Fläche gefroren waren, die unveränderbar war. Ich muß mich gänzlich von dir freimachen, Muad'dib!
    Ihre Ankunft an der Landeplattform entzog sie dieser angstvollen Gedanken.
    Murbella wartete in einer von den Prokuratorinnen vorbereiteten Zimmerflucht. In der Mitte befand sich ein kleines Amphitheater, das von einer etwa sieben Meter langen Rückwand umschlossen wurde. Gepolsterte Sitzbänke reihten sich, nach hinten höher werdend, um es herum. Plätze für nicht mehr als zwanzig Beobachter. Die Prokuratorinnen hatten sie ohne weitere Erklärung auf die niedrigste Bank gesetzt, gegenüber einem von Suspensoren in der Luft gehaltenen Tisch. An den

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