Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
erschaffen.

35
     
Religion muß als eine Quelle der Tatkraft akzeptiert werden. Sie kann unseren Zielen gemäß gesteuert werden, aber nur innerhalb der Grenzen, die die Erfahrung zeigt. Hierin liegt die geheime Bedeutung des Freien Willens.
Missionaria Protectiva
Einführungslehre
     
     
    Eine dichte Wolke hatte sich am Morgen über das Zentrum gelegt, und Odrades Arbeitszimmer lag in der gleichen grauen Stille da, die sie selbst verspürte. Es war, als wage sie es nicht, sich zu bewegen, weil dies gefährliche Kräfte hätte freisetzen können.
    Murbellas Tag der Agonie, dachte sie. Ich darf nicht an Omen denken.
    Die Wetterkontrolle hatte Wolken-Vorwarnung gegeben. Es handelte sich um ein Versehen. Korrektivmessungen wurden bereits vorgenommen, würden aber ihre Zeit brauchen. Inzwischen waren Hochwinde angesagt, und es konnte auch zu Niederschlägen kommen.
    Sheeana und Tamalane standen am Fenster und sahen sich das armselig kontrollierte Wetter an. Ihre Schultern berührten einander.
    Odrade beobachtete sie von ihrem Sitz hinter dem Tisch aus. Die beiden waren seit dem Teilen am Vortag wie zu ein und derselben Person geworden – ein Ereignis, das nicht unerwartet war. Es gab Präzedenzfälle, wenn auch nicht viele. Ein Austausch, der unter der Einwirkung giftiger Gewürzessenz oder bei eintretendem Tod stattfand, erlaubte keinen weiteren Kontakt zwischen zwei Teilnehmerinnen. Es war interessant, sie zu beobachten. Ihre Rücken waren sich in ihrer Strenge auf seltsame Weise ähnlich.
    Die extremen Kräfte, die das Teilen ermöglichten, bewirkten starke Persönlichkeitsveränderungen, und Odrade kannte diese mit einer Vertrautheit, die einen zur Toleranz zwang. Was Sheeana auch geheimgehalten hatte, Tam verbarg es ebenfalls. Etwas, das mit Sheeanas fundamentaler Menschlichkeit zu tun hat. Doch Tam konnte man vertrauen. Ehe nicht eine weitere Schwester mit einer der beiden Teilte, mußte Tams Beurteilung akzeptiert werden. Was nicht heißen sollte, daß die Wachhunde aufhören würden zu sondieren und jede Kleinigkeit zu überprüfen, aber eine neue Krise konnte man im Augenblick nicht gebrauchen.
    »Heute ist Murbellas Tag«, sagte Odrade.
    »Man muß damit rechnen, daß sie ihn nicht überlebt«, sagte Bellonda und rückte auf ihrem Stuhlhund hin und her. »Was geschieht dann mit unserem wertvollen Plan?«
    Mit unserem Plan!
    »Extremis«, sagte Odrade.
    In diesem Kontext war es ein Wort mit mehreren Bedeutungen. Bellonda interpretierte es als eine Möglichkeit, sich Murbellas persönliche Erinnerungen im Augenblick ihres Todes anzueignen. »Dann dürfen wir es Idaho unter keinen Umständen gestatten, zuzusehen!«
    »Mein Befehl gilt«, sagte Odrade. »Es ist Murbellas Wunsch, und ich habe mein Wort gegeben.«
    »Ein Fehler ... ein Fehler ...«, murmelte Bellonda.
    Odrade kannte die Quelle ihrer Zweifel. Sie waren für alle sichtbar: Irgendwo in Murbella lag etwas extrem Schmerzendes, was sie dazu führte, vor bestimmten Fragen zurückzuscheuen wie ein Tier, das sich einem Raubtier gegenübersah. Was immer es war – das Ding saß tief. Nicht einmal eine Hypnotrance würde es erklären können.
    »Na schön!« Odrade sprach laut, damit die anderen merkten, daß es an sie alle gerichtet war. »Es ist nicht der Weg, den wir bisher gegangen sind. Aber wir können Duncan nicht von Bord lassen – also gehen wir zu ihm! Er wird dabei sein.«
    Bellonda war immer noch durch und durch schockiert. Kein Mann, außer dem verdammten Kwisatz Haderach und seinem Tyrannensohn, hatte je Einzelheiten über dieses Bene Gesserit-Geheimnis erfahren. Diese beiden Monster hatten die Agonie am eigenen Leibe gespürt. Zwei Katastrophen! Was machte es schon, daß die Agonie des Tyrannen sich ihren Weg durch eine seiner Zellen zur anderen gesucht hatte, um ihn in einen Sandwurm-Symbionten zu verwandeln, der weder ein Wurm noch ein Mensch gewesen war! Und Muad'dib! Er hatte die Agonie durchgemacht – und was war daraus geworden?
    Sheeana wandte sich vom Fenster ab, machte einen Schritt zum Tisch hin und erweckte in Odrade das seltsame Gefühl, daß aus den beiden Frauen, die da vor ihr standen, eine Janusgestalt geworden war: Rücken an Rücken – aber nur eine Person.
    »Dein Versprechen verwirrt Bell«, sagte Sheeana. Wie sanft ihre Stimme war.
    »Er könnte der Katalysator sein, der Murbella durchzieht«, sagte Odrade. »Ihr neigt dazu, die Kraft der Liebe zu unterschätzen.«
    »Nein!« Tamalane sprach das vor ihr befindliche

Weitere Kostenlose Bücher