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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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daß sie es erst nach einigen Herzschlägen bemerkte, floß die Wärme nach außen. Als sie Murbellas Fingerspitzen erreichte, spürte sie, daß ihr Körper sich krümmte. Ihr Rückgrat hob sich von der gepolsterten Tischoberfläche. Etwas Weiches – aber Festes – ersetzte den Einspritzer in ihrem Mund.
    Stimmen. Sie vernahm sie und wußte, daß man miteinander sprach, aber sie konnte die Worte nicht voneinander unterscheiden.
    Als sie sich auf die Stimmen konzentrierte, wurde ihr bewußt, daß sie den Kontakt mit ihrem Körper verloren hatte. Ihr Fleisch wand sich, und da war auch Schmerz – aber sie war davon getrennt.
    Eine Hand berührte eine andere und drückte sie fest. Sie erkannte an der Berührung, daß es Duncan war – und plötzlich spürte sie ihren Körper wieder – und die Agonie. Ihre Lungen schmerzten beim Ausatmen. Beim Einatmen nicht. Dann fühlte sie sich ausgelaugt, entleert. Das Gefühl, sich in einem lebendigen Körper aufzuhalten, wurde zu einem dünnen Draht, der sich durch zahlreiche Präsenzen wand. Sie spürte die sie umgebenden anderen jedoch; es waren viel zu viele für dieses kleine Amphitheater.
    Ein anderer Mensch schob sich in ihr Blickfeld. Murbella hatte das Gefühl, sich in einem Fabrik-Shuttle zu befinden – im Weltraum. Das Shuttle war primitiv. Zu viele manuelle Kontrollen. Zu viele blinkende Lichter. Eine Frau an den Kontrollen, klein und unscheinbar, schwitzend von der Arbeit. Sie hatte langes braunes Haar, das zu einem Knoten gebunden war, von dem einige hellere Strähnen abstanden und ihre schmalen Wangen umgaben. Sie trug einen Einteiler, ein kurzes Kleid aus leuchtendem Rot, Blau und Grün.
    Maschinerie.
    Sie war sich der monströsen Maschinerie bewußt, die sich direkt hinter diesem Raum befand. Das Kleid der Frau kontrastierte sorgfältig mit dem Gefühl des Sich-Dahinschleppens der Maschinerie. Sie sprach, aber ihre Lippen bewegten sich nicht. »Hör zu, du! Wenn die Zeit kommt, daß du diese Kontrollen übernimmst, werde nicht zum Zerstörer. Ich bin hier, um dir zu helfen, den Zerstörern aus dem Weg zu gehen. Weißt du das?«
    Murbella wollte etwas sagen, aber sie hatte keine Stimme.
    »Du brauchst dich nicht so anzustrengen, Mädchen!« sagte die Frau. »Ich höre dich.«
    Murbella versuchte ihren Blick von der Frau abzuwenden.
    Wo bin ich hier?
    Ein einziger Operateur, ein riesiges Lagerhaus ... eine Fabrik ... alles automatisiert ... Rückkopplungslinien, die sich in dem kleinen Raum zu Netzen überlagerten ... komplizierte Kontrollen ...
    In dem Glauben, sie flüstere, fragte Murbella: »Wer bist du?« Sie hörte das Brüllen ihrer Stimme. Wie es ihr in den Ohren schmerzte!
    »Nicht so laut! Ich bin deine Mohalata-Führerin, jene, die dich an den Zerstörern vorbeisteuert.«
    Dar, beschütze mich! dachte Murbella. Dies ist nicht irgendein Ort; es ist mein Ich!
    Bei diesem Gedanken löste sich der Kontrollraum auf. Sie war ein Nomade in der Leere, dazu verdammt, niemals still zu sein, niemals einen Augenblick der Schonung zu finden. Außer ihren rasenden Gedanken wurde alles immateriell. Sie hatte keine Substanz mehr, nur eine dünne Zugehörigkeit, die sie als Bewußtsein erkannte.
    Ich habe mich selbst aus Nebel erschaffen.
    Dann kamen die Erinnerungen der Anderen, Stückchen für Stückchen, Erfahrungen, die – das merkte sie sofort – nicht ihre eigenen waren. Gesichter, die sie gierig ansahen und um ihre Aufmerksamkeit buhlten, aber die Frau an den Kontrollen des Shuttle zog Murbella beiseite. Sie erkannte logische Notwendigkeiten, konnte sie aber in keine verständliche Form bringen.
    »Dies sind Leben aus deiner Vergangenheit.« Es war die Frau an den Shuttle-Kontrollen, aber ihre Stimme klang entkörperlicht und kam auch aus keiner klar erkennbaren Richtung.
    »Wir sind Nachfahren von Völkern, die abscheuliche Dinge getan haben«, sagte die Frau. »Wir geben nicht gern zu, daß unter unseren Vorfahren blutrünstige Barbaren waren. Eine Ehrwürdige Mutter muß es eingestehen. Wir haben keine andere Wahl.«
    Murbella wußte jetzt, daß sie ihre Fragen nur zu denken brauchte. Warum muß ich ...?
    »Die Siegreichen pflanzen sich fort. Wir sind ihre Nachfahren. Siege wurden oftmals zu hohen moralischen Preisen errungen. Barbarentum ist nicht einmal das adäquate Wort für manche Dinge, die unsere Ahnen getan haben.«
    Murbella spürte eine vertraute Hand auf ihrer Wange. Duncan! Die Berührung verstärkte ihren Schmerz. Oh, Duncan! Du tust mir

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