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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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man es verzeihen konnte.
    Die vom täglichen Ritus (periodisch wurde er auch kommunal vollzogen) frischgehaltene Erinnerung warf einen leuchtenden Schein auf das, was er – wie der Rabbi wußte – tun mußte. Und diese arme Frau! Auch sie war von den Erinnerungen und Umständen gefangen.
    In den Schmelztiegel! Wir beide!
    »Ich gebe mein Wort«, sagte Lucilla.
    Der Rabbi kehrte zur einzigen Tür des Zimmers zurück und öffnete sie. Da stand eine ältere Frau in einem langen, braunen Gewand. Der Rabbi machte eine verbeugende Geste, und sie trat ein. Ihr Haar hatte die Farbe von altem Treibholz und war an ihrem Hinterkopf zu einem Knoten zusammengebunden. Ihr Gesicht: eingefallen und faltig, dunkel wie eine getrocknete Mandel. Aber die Augen! Gänzlich blau! Und die stählerne Härte, die sie aufwiesen ...
    »Dies ist Rebecca, eine unseres Volkes«, sagte der Rabbi. »Ich bin sicher, daß du sehen kannst, auf welch eine gefährliche Sache sie sich eingelassen hat.«
    »Die Agonie«, flüsterte Lucilla.
    »Sie hat es vor langer Zeit getan und dient uns gut. Aber jetzt wird sie dir dienen.«
    Lucilla mußte sichergehen.
    »Kannst du es aufnehmen?«
    »Ich habe es noch nie getan, meine Dame, aber ich weiß Bescheid.« Während Rebecca sprach, kam sie auf Lucilla zu und blieb erst stehen, als sie einander fast berührten.
    Sie beugten sich einander zu, bis ihre Stirnpartien in Kontakt kamen, dann streckten sie die Arme aus und ergriffen einander bei den Schultern.
    Als ihre Geister sich verbanden, strahle Lucilla einen gezielten Gedanken aus: »Dies muß meine Schwestern erreichen!«
    »Ich verspreche es, gute Frau.«
    In dieser totalen Verschmelzung der Geister gab es keine Irreführung. Es herrschte äußerste Aufrichtigkeit, die angetrieben wurde von einem drohenden, gewissen Tod und der giftigen Melange-Essenz, die die alten Fremen völlig zu Recht ›den kleinen Tod‹ genannt hatten. Lucilla akzeptierte Rebeccas Versprechen. Diese unausgebildete Ehrwürdige Mutter der Juden band ihr Leben an diese Versicherung. Noch etwas! Lucilla schnappte nach Luft, als sie es erkannte. Der Rabbi hatte vor, sie den Geehrten Matres auszuliefern. Der Fahrer des Produktträgers war einer ihrer Agenten gewesen, der gekommen war, um sich bestätigen zu lassen, daß in diesem Bauernhaus tatsächlich eine Frau lebte, auf die Lucillas Beschreibung paßte.
    Rebeccas Offenheit ließ Lucilla jedoch keine Fluchtmöglichkeit: »Es ist der einzige Weg, wie wir uns retten und unsere Glaubwürdigkeit bewahren können.«
    Also deswegen hatte der Rabbi sie über das Wachpersonal und die Blockadebrecher nachdenken lassen! Wirklich sehr gerissen. Und ich akzeptiere es, wie er es vorausgesehen hat.

7
     
Mit nur einem Faden kann man keine Marionette handhaben.
Der Zensunni-Appell
     
     
    Die Ehrwürdige Mutter Sheeana stand vor ihrem Modellieraufbau, beide Hände von je einem grauklauigen Former bedeckt, der wie ein exotischer Handschuh wirkte. Das schwarze Sensiplaz hatte vor etwa einer Stunde unter ihren Händen Formen angenommen. Sie fühlte sich der Schöpferkraft, die von einem unkontrollierten Ort in ihrem Innern nach Ausdruck suchte, ziemlich nahe. Ihre Haut kräuselte sich durch die Intensität der kreativen Stärke, und sie fragte sich, ob jene, die zu ihrer Rechten durch die Halle gingen, nichts davon spürten. Das Nordfenster ihres Arbeitszimmers in ihrem Rücken ließ graues Licht herein, und im Westfenster war das orangefarbene Glühen eines Sonnenuntergangs in der Wüste zu erkennen.
    Prester, ihre Senior-Assistentin hier in der Wüstenstation, hatte vor ein paar Minuten im Eingang pausiert, aber niemandem von der gesamten Stationsmannschaft wäre auch nur im Traum eingefallen, Sheeana bei der Arbeit stören zu wollen.
    Sheeana machte einen Schritt zurück und strich sich mit dem Handrücken eine sonnengebleichte Haarsträhne aus der Stirn. Das schwarze Plaz stand vor ihr wie eine Herausforderung, dessen Kurven und Flächen beinahe die Form angenommen hatten, die sie in ihrem Innersten spürte.
    Ich komme hierher, um etwas zu erschaffen, wenn meine Furcht am größten ist, dachte sie.
    Dieser Gedanke dämpfte ihren schöpferischen Drang, und so verdoppelte sie ihre Anstrengungen, um die Skulptur fertigzustellen. Ihre formerbekleideten Hände schossen herab und tauchten in das Plaz ein, und das schwarze Ding folgte jeder Intrusion wie eine Welle, die ein ungestümer Wind vor sich her jagte.
    Das Licht vom Nordfenster verblaßte, und

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