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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Träger.
    Das große Fahrzeug rollte an ihr vorbei aus dem Hof, und der Operator warf ihr erneut einen Blick zu. Er hatte sie doch schon gesehen. Warum schaute er sie zweimal an?
    Ihre Gastgeber hatten einen weisen Entschluß gefaßt, sie hier zu verstecken, dachte sie. Eine nur dünn besiedelte Gegend, in der unmittelbaren Umgebung nur vertrauenswürdige Arbeiter, und so gut wie keine Neugier in den Menschen, die vorbeikamen. Harte Arbeit stumpft die Neugier ab. Sie hatte das Naturell der Gegend bemerkt, als man sie hergebracht hatte. Am Abend war es gewesen, als die Leute bereits auf ihre Unterkünfte zugingen. Man konnte die urbane Dichte eines Gebietes einschätzen, sobald die Arbeit endete. Ging man früh zu Bett, befand man sich in einer dünnbesiedelten Zone. Nächtliche Aktivitäten verrieten einem, daß die Menschen ruhelos waren, innerlich aufgedreht, weil sie die Aktivitäten und Vibrationen der in unmittelbarer Nähe lebenden anderen Menschen spürten.
    Was hat mich in dieses Stadium der Selbstbeobachtung versetzt?
    Zu Beginn des ersten Rückzuges der Schwesternschaft, vor den schlimmsten Attacken der Geehrten Matres, hatte Lucilla Probleme gehabt, mit dem Glauben ›dort draußen ist jemand, der uns nachsetzt, um uns umzubringen‹ fertig zu werden.
    Pogrom! So hatte es der Rabbi genannt, bevor er am Morgen gegangen war, um zu sehen, ›was ich für dich tun kann‹.
    Sie wußte, daß der Rabbi diesen Satz einer alten und bitteren Erinnerung entnommen hatte, aber erst seit ihrer ersten Erfahrung auf Gammu, nach diesem Pogrom, hatte Lucilla anhand der Umstände eine Beschränkung kennengelernt, die sie nicht mehr beherrschte.
    Damals war auch ich ein Flüchtling.
    Die gegenwärtige Position der Schwesternschaft wies Ähnlichkeiten mit jener auf, die sie unter dem Tyrannen hatte durchmachen müssen, wenn man davon absah, daß der Gottkaiser offenbar (so sah man es heute) nie die Absicht verfolgt hatte, die Bene Gesserit auszulöschen. Er hatte sie nur beherrschen wollen. Und er hatte sie beherrscht!
    Wo ist dieser verdammte Rabbi?
    Er war ein hochaufgeschossener Mann mit einer altmodischen Brille. Ein breitflächiges Gesicht, von zuviel Sonnenlicht gebräunt. Trotz seines Alters, das sie an seiner Stimme und seinen Bewegungen ablesen konnte, hatte er nur wenige Falten. Die Brillengläser zwangen einen dazu, auf seine tiefliegenden braunen Augen zu achten, die sie mit eigentümlicher Intensität maßen.
    »Geehrte Mater«, hatte er gesagt (hier, in diesem kahlwandigen Zimmer im zweiten Stock), nachdem sie ihre prekäre Lage geschildert hatte, »o je, das wird schwierig!«
    Lucilla hatte diese Antwort zwar erwartet, nicht jedoch, daß er es wußte.
    »Auf Gammu hält sich ein Gildennavigator auf, der die Suche nach dir unterstützt«, sagte der Rabbi. »Er gehört zu den Edric und ist sehr mächtig, wie ich gehört habe.«
    »In mir ist Sionablut. Sehen kann er mich nicht.«
    »Und aus dem gleichen Grund auch weder mich noch mein Volk. Wir Juden, mußt du wissen, passen uns an vielerlei Notwendigkeiten an.«
    »Dieser Edric ist nur eine Geste«, sagte sie. »Viel kann er nicht tun.«
    »Aber man hat ihn hergebracht. Ich fürchte, es gibt keine Möglichkeit, dich sicher von diesem Planeten fortzuschaffen.«
    »Was also können wir tun?«
    »Mal sehen. Du mußt wissen, daß mein Volk nicht gänzlich hilflos ist.«
    Sie erkannte Ernsthaftigkeit und Besorgnis in seiner Stimme. Er sprach leise davon, den sexuellen Schmeicheleien der Geehrten Matres zu widerstehen, ›aber unaufdringlich, um sie nicht aufzubringen‹.
    »Ich werde etwas in ein paar Ohren flüstern«, sagte er.
    Komischerweise fühlte er sich davon rückversichert. Oft war etwas entfernt Kaltes und Grausames daran, in die Hände eines Angehörigen des medizinischen Berufes zu fallen. Sie stärkte sich mit dem Wissen, daß Suks dazu konditioniert waren, auf die Bedürfnisse eines Menschen zu reagieren und mitfühlend und hilfreich in all jenen Dingen zu sein, die in Notfällen unbeachtet bleiben konnten.
    Sie konzentrierte ihre Anstrengungen auf eine sie beruhigende Gelassenheit und schenkte ihre Aufmerksamkeit der persönlichen Mantra, die sie in der Solotod-Erziehung errungen hatte.
    Wenn ich sterben muß, muß ich eine transzendentale Lehre weitergeben. Ich muß mit Gelassenheit von hier gehn.
    Dies half ihr zwar, sie spürte aber dennoch ein Zittern. Der Rabbi war schon zu lange fort. Irgend etwas war schiefgegangen.
    War es richtig von mir, ihm

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