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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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zu trauen?
    Trotz des wachsenden Gefühls der Verdammnis zwang Lucilla sich dazu, die Unbefangenheit der Bene Gesserit zu praktizieren, als sie sich ihre erste Begegnung mit dem Rabbi ins Gedächtnis rief. Die Prokuratorinnen hatten dies ›die Schlichtheit, die auf natürliche Weise mit der Unerfahrenheit einhergeht, ein Zustand, der oft mit Unwissenheit verwechselt wird‹, genannt. In diese Unbefangenheit flossen alle Dinge hinein. Sie war der Vorstellung eines Mentaten sehr ähnlich. Die Informationen wurden ohne Vorherbewertung aufgenommen. »Du bist ein Spiegel, in dem sich das Universum reflektiert. Diese Reflexion stellt alles dar, was du erfährst. Bilder prallen ab von deinen Sinnen. Hypothesen stellen sich auf. Wichtig, auch wenn sie falsch sind. Hier haben wir den Ausnahmefall, wo mehr als eine Falschinformation verläßliche Entscheidungen gebären können.«
    »Wir sind deine willigen Diener«, hatte der Rabbi gesagt.
    Ein Satz, der unter Garantie jede Ehrwürdige Mutter alarmiert hätte.
    Die Erklärungen von Odrades Kristall kamen ihr plötzlich als nicht mehr zutreffend vor. Es ist fast immer ein Gewinn. Sie nahm dies als zynisch hin, aber aufgrund weitreichender Erfahrungen. Versuche, es aus dem menschlichen Verhalten zu entfernen, zerbrachen stets an der gefährlichen Klippe der Verfahrensweise. Sozialisierende und kommunistische Systeme wechselten nur die Ladentische aus, an denen die Profite vermessen wurden. Riesige verwaltungstechnische Bürokratien – die Ladentheke war die Macht.
    Lucilla machte sich klar, daß die Äußerlichkeiten stets die gleichen waren. Man brauchte sich nur den ausgedehnten Besitz des Rabbis anzusehen! Ein Refugium für einen Suk im Ruhestand? Sie hatte einen Teil von dem gesehen, was hinter dem Unternehmen lag: Lakaien, luxuriöse Unterkünfte. Und es mußte noch mehr geben. Keine Frage, das System war stets das gleiche: die besten Nahrungsmittel, gutaussehende Geliebte, unbegrenzte Reisemöglichkeiten, prachtvolle Ferienwohnungen.
    Es ermüdet einen sehr, wenn man es so oft sieht wie unsereiner.
    Sie wußte, daß ihr Verstand unter Stress stand, aber sie fühlte sich machtlos, etwas dagegen zu unternehmen. Überleben. Am Ende des Leistungssystems geht es immer ums Überleben. Und ich bedrohe die Überlebensfähigkeit des Rabbis und seines Volkes.
    Er war vor ihr gekrochen. Wir müssen stets auf jene achten, die vor uns kriechen, die mit der Schnauze sämtliche Macht aufwühlen, die wir angeblich haben. Wie schmeichelhaft für uns, eine riesige Menge wartender Lakaien vorzufinden, die begierig um unsere Gunst buhlen! Es ist ganz und gar entkräftend.
    Der Irrtum der Geehrten Matres.
    Was hält den Rabbi auf?
    Verhandelte er gerade über den Preis, den er für die Ehrwürdige Mutter Lucilla herausschlagen konnte?
    Hinter ihr fiel eine Tür ins Schloß und brachte den Boden unter ihr zum Erbeben. Sie hörte eilige Schritte auf einer Treppe. Wie primitiv diese Leute waren. Treppen! Lucilla wandte sich um, als die Tür sich öffnete. Der Rabbi trat ein, umgeben von einer dichten Melangewolke. Er blieb an der Tür stehen, schätzte ihre Stimmung ab.
    »Verzeih meine Verspätung, gute Frau. Ich wurde zu einem Verhör gerufen. Von Edric, dem Gildennavigator.«
    Das erklärte den Melangegeruch. Die Navigatoren waren in ihren Tanks stets von einem orangefarbenen Melangegas umgeben, so daß man ihre Züge meist nur erahnen konnte. Lucilla stellte sich den winzigen, V-förmigen Mund des Navigators vor, und den häßlichen Nasenlappen. Im gigantischen Gesicht eines Navigators, dessen Schläfen ständig pulsierten, wirkten Mund und Nase sehr klein. Sie wußte, wie sehr sich der Rabbi angesichts der leisen Singsangstimme des Navigators bedroht gefühlt haben mußte. Und gleichzeitig hatte man ihm das, was der Navigator sagte, auf mechanischem Wege in Galach übersetzt.
    »Was hat er gewollt?«
    »Dich.«
    »Weiß er ...?«
    »Er weiß nichts mit Sicherheit, aber mir ist gewiß, daß er uns verdächtigt. Er verdächtigt allerdings jeden.«
    »Ist man dir gefolgt?«
    »Das war nicht nötig. Sie finden mich, wann immer sie wollen.«
    »Was sollen wir tun?« Sie wußte, daß sie jetzt zu schnell und zu laut sprach.
    »Gute Frau ...« Der Rabbi kam drei Schritte näher. Sie sah Schweiß auf seiner Stirn und seiner Nase. Sie konnte ihn riechen.
    »Also was?«
    »Die ökonomische Seite hinter den Aktivitäten der Geehrten Matres – wir halten sie für ziemlich interessant.«
    Seine Worte

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