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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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des Bewußtseins die empfundenen Stückchen des Unendlichen leitend.
    Sie hatte nie zuvor Worte vernommen, die ihrem sprachlosen Geist näher gekommen waren. Idaho hatte es eine ›besondere Kompliziertheit‹ genannt. »Wir tragen zusammen, häufen an, und reflektieren unsere Ordnungssysteme.«
    Tatsächlich waren die Bene Gesserit der Ansicht, daß die Menschen eine Lebensform darstellten, die die Evolution geformt hatte, um Ordnung zu schaffen.
    Und wie hilft uns dies gegen diese ›unordentlichen‹ Frauen, die uns jagen? Welchen Zweig der Evolution repräsentieren sie? Ist für Gott Evolution nur ein Wort?
    Ihre Schwestern würden über eine solch ›nutzlose Spekulation‹ nur Spott ausschütten.
    Dennoch, in den Erinnerungen gab es vielleicht eine Antwort. Ahhh, wie verführerisch!
    Wie gern hätte sie ihr heimgesuchtes Ich in die Identitäten der Vergangenheit versenkt und gespürt, was es bedeutet hatte, damals zu leben. Die unvermittelte Gefahr dieses Reizes ließ sie frösteln. Sie spürte, daß sich die Erinnerungen der Anderen in den Randzonen ihres Geistes zusammendrängten.
    »Es war so!«
    »Nein! Es war eher so!«
    Wie begierig sie waren! Man brauchte es sich nur auszusuchen, die Vergangenheit diskret zum Leben zu erwecken. War dies nicht der Zweck des Bewußtseins, der innerste Kern des Daseins?
    Wähle eine Vergangenheit und vergleiche sie mit der Gegenwart: Erkenne die Konsequenzen!
    So sahen die Bene Gesserit die Geschichte, die Worte des uralten Santayana als Widerhall ihrer Existenz: »Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.«
    Die Gebäude des Zentrums, des mächtigsten aller Bene Gesserit-Niederlassungen, reflektierten diese Einstellung, wohin Odrade sich auch wandte. Vielzweck – so lautete die herrschende Auffassung. Keinem Bene Gesserit-Zentrum wurde zugestanden, nicht funktionell zu sein oder aus Nostalgie erhalten zu werden. Die Schwesternschaft hatte keinen Bedarf an Archäologen. Die Ehrwürdigen Mütter bewahrten die Historie selbst.
    Langsam (viel langsamer als sonst) erzeugte der Blick aus dem hohen Fenster seinen Abkühlungseffekt. Was ihre Augen berichteten, war die Ordnung der Bene Gesserit.
    Aber die Geehrten Matres konnten diese Ordnung schon im nächsten Augenblick zerstören. Die Lage der Schwesternschaft war weitaus schlimmer als jene, die sie unter dem Tyrannen hatte erleiden müssen. Odrade hatte das Gefühl, daß viele Entscheidungen, die sie gezwungenermaßen jetzt treffen mußte, abscheulich waren. Ihr Arbeitszimmer wurde von den Handlungen entehrt, die hier stattfanden.
    Sollen wir unsere Festung auf Palma abschreiben?
    Dieser Vorschlag befand sich in Bellondas Morgenbericht, der auf ihrem Arbeitstisch wartete. Odrade versah ihn mit einer bestätigenden Anmerkung. »Ja.«
    Wir schreiben sie ab, weil ein Angriff der Geehrten Matres bevorsteht und wir ihn nicht abwehren oder die Bevölkerung evakuieren können.
    Elfhundert Ehrwürdige Mütter – und allein das Schicksal wußte, wie viele Helferinnen, Kandidaten: alle tot oder in einem noch schlimmeren Zustand wegen dieses einen Wortes. Von den ›gewöhnlichen Leben‹, die im Schatten der Bene Gesserit lebten, gar nicht zu reden.
    Die Anstrengungen solcher Entscheidungen versetzten Odrade in eine neue Art Müdigkeit. War es die Erschöpfung der Seele? Gab es überhaupt eine Seele? Sie spürte dort, wo das Bewußtsein nichts sondieren konnte, eine tiefe Erschöpfung. Müde, müde, müde.
    Sogar Bellonda sah man den Stress an, und sie setzte auf Gewalt. Einzig Tamalane schien darüber erhaben zu sein, aber das konnte Odrade nicht narren. Tam war in das Alter der überlegenen Observation eingetreten, das sich vor allen Schwestern ausbreitete, wenn sie bis dahin überlebten. In diesem Stadium spielte nur noch Beobachtung und Beurteilung eine Rolle. Auch wenn es – außer in flüchtigen Gesichtsausdrücken auf faltigen Zügen – größtenteils nie geäußert wurde. Tamalane sprach in letzter Zeit sehr wenig, und ihre Kommentare waren so spärlich, daß sie beinahe possierlich wirkten:
    »Kauft mehr Nicht-Schiffe!«
    »Weist Sheeana ein!«
    »Schlagt die Idaho-Akten nach!«
    »Fragt Murbella!«
    Manchmal stieß sie nur noch Grunzlaute aus, als könnten Worte sie verraten.
    Und stets trieben sich dort draußen die Jäger herum und grasten den Weltraum nach einem Hinweis ab, der ihnen die Position der Ordensburg verraten könnte.
    In ihren privatesten Gedanken stellte Odrade

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